Berlin hat seinen ersten Gewürz-Sommelier
Markus Kunz wurde die Liebe zu gutem Essen und Wein in die Wiege gelegt. Mit einer Mutter als Köchin und wöchentlichen Besuchen in der regionalen Molkerei in seinem Heimatort Bingen hatte er bereits als Kind einen sehr ausgeprägten Geschmackssinn.
Mit 16 Jahren verließ er die für ihn zu eng gewordene Provinz, getrieben vom Drang, Stadtluft zu schnuppern. Nach einigen Umwegen landete er 1984 in Berlin. »Es gab keine Sperrstunde und mehr Frauen als Männer in der Stadt.« Das reichte Markus Kunz erst mal, um in der Hauptstadt zu verweilen.
Nach Ausbildung, Betriebswirtschaftsstudium und Abenteuern in der Gastronomie und Hotellerie bekam er 2009 das Angebot, die Leitung der »s…cultur« in der Erkstraße zu übernehmen; ein integratives Konzept der AWO, um Menschen, die mit einem Handicap leben, Arbeitsperspektiven in einem professionellen Betrieb zu bieten.Kunz, der von sich behauptet, er habe »noch nie für Geld gearbeitet, das sei eher ein netter Nebeneffekt« und für den Stress ein Fremdwort ist, stellt sich leidenschaftlich gerne neuen Herausforderungen, und so war die Qualifizierung zum Gewürz-Sommelier nur ein logischer Schritt für ihn.Er begann die Ausbildung im Februar 2015 mit einem Stipendium der Adalbert-Raps-Stiftung und sagt nun, er könne »allein über Pfeffer drei Stunden lang erzählen«.
Dies ist auch das Gewürz, auf das der Neuköllner Koch mit gehöriger Portion Humor niemals verzichten könnte. Auf Nelken hingegen könnte Markus Kunz verzichten. Die sind ihm meist zu intensiv im Geschmack, auch wenn er als Gewürz-Sommelier stolzer Träger der Silbernen Gewürznelke ist.
Kunz, der immer nach Stimmung kocht und nicht nach Vorschriften, erzählt weiter, dass er eine Buchveröffentlichung plant, »mit Zoten aus der Gastro« und seinen »stärksten Rezepten«.
Wer den schillernden Koch persönlich erleben will, geht am besten zu den monatlich stattfindenden Gourmet-Abenden in der »s…cultur«. Jeden letzten Freitag im Monat kreiert Kunz hier ein kulinarisches Spektakel, bei dem von Spargelschälwettbewerben, James Bond-Menüs, Chansons beim Tonka-Bohnen-Dessert bis zu Heinz-Erhardt-Motto-Nächten alles möglich ist. Eine Reservierung ist bei solch einem Angebot selbstverständlich zwingend notwendig.
Abschließend erzählt Markus Kunz von seinem Traum, einen »richtig geilen Food Truck« aufzubauen, möglicherweise mit Döner von der Gänsestopfleber, während er seine GPS-Daten-Tabelle zum Pilzesammeln für den Herbst aktualisiert. Und eine Weiterbildung zum Käse-Sommelier in naher Zukunft ist für ihn auch nicht ausgeschlossen. Warum auch?
bk
s…cultur
Erkstraße 1
Öffnungszeiten:
Mo-Sa 11–23 Uhr
www.awo-scultur.de/