Joschka Langenbrink über seine Arbeit im Abgeordnetenhaus
Kiez und Kneipe stellt ab dieser Ausgabe je ein Neuköllner Mitglied des Berliner Abgeordnentenhauses vor. Mit Joschka Langenbrinck von der SPD machen wir den Anfang.
Der studierte Politologe hat es bei der Abgeordnetenhauswahl 2011 geschafft, für seinen Wahlkreis Britz/Köllnische Heide das Direkt-mandat zu gewinnen. Als jüngster SPD-Abgeordneter ist er zuständig für die Bereiche Bildung, Jugend und Familie sowie Inneres, Sicher- heit und Ordnung.
Beim Bereich Bildung weist er darauf hin, dass 75 Prozent aller Kitakinder in Nordneukölln Sprachmängel aufweisen, in Gesamtneukölln sind es 50 Prozent. Hier sieht er den wichtigsten Handlungsbedarf. Nützlich ist in diesem Zusammenhang der gesetzlich verordnete Sprachtest bei vierjährigen Kindern. Wenn sie beim Sprachtest durchfallen, werden die Eltern verpflichtet, ihren Sprössling in die Kita zu schicken.
In die Bildung sind in den vergangenen fünf Jahren zusätzlich 400 Millionen Euro geflossen, knapp 18 Millionen davon nach Neukölln. Gerade hier ist es wichtig, so früh wie möglich mit Bildung im Allgemeinen und der Sprachförderung im Besonderen zu beginnen. »Denn wenn Kinder die Sprache nicht beherrschen, lernen sie auch nicht lesen und schreiben. Sie werden Schulversager und schlittern einer Karriere als Hartz IV-Empfänger entgegen«, stellt Langenbrinck fest.
In den vergangenen Jahren sind etliche neue Kitas in Neukölln eröffnet worden. Sie befinden sich oftmals in freier Trägerschaft. Auf die Frage, wie sie denn vom Senat überwacht werden, bekennt der Politiker, dass es zwar eine Kontrolle gäbe, die sei jedoch personell schlichtweg unterbesetzt. Das müsse verbessert werden.
In Berlin sind in den vergangenen fünf Jahren 18.000 zusätzliche Kitaplätze entstanden, die aber nicht unbedingt wohnortnah sind. In der High-Deck-Siedlung soll nun eine neue Kita mit dem Schwerpunkt Sprachförderung entstehen. Sie ist von ganz besonderer Wichtigkeit, denn hier leben viele Kinder, deren Eltern kein Auto haben, mit dem sie ihre Jüngsten in die weiter entfernte Kita bringen können. Mit dem Bus zu fahren, ist für die Mütter ausgeschlossen, wenn sie mit Kinderwagen und zwei weiteren Flöhen unterwegs sind. Im Rahmen des »Kitabrennpunktprogramms« werden berlinweit weitere 10.000 Kitaplätze entstehen.
Wenn Joschka Langenbrinck eine Grundschulklasse besucht und die Schüler fragt, ob sie über die Schullektüre hinaus lesen, »gehen vielleicht vier Finger in die Höhe, manchmal auch fünf« und wenn er dann fragt, welches Kind von den Eltern vorgelesen bekommt, geht gar keine Hand in die Höhe.
Insbesondere an den »Brennpunktschulen« soll sich etwas ändern. Sie müssen so gut werden, dass Eltern aus allen sozialen Schichten ihre Kinder ohne Sorge in die wohnortnächste Schule schicken. Aktuell werden Kinder durch die halbe Stadt gekarrt, damit sie an der gewünschten Schule unterrichtet werden.
Langenbrinck setzt sich dafür ein, dass Schulentwickler eingesetzt werden und dass künftige Schulleiter besser auf ihre Position vorbereitet werden. Außerdem fordert er mehr Sozialarbeiter an den Schulen und stellt dabei fest, dass jeder fünfte Schüler blau macht und berlinweit 3.500 Dauerschwänzer gezählt werden. Somit setzt er sich vehement für die Durchsetzung der Schulpflicht ein. Umgesetzt wird diese Forderung, indem die Definition vom Dauerschwänzer verschärft wurde. So reichen inzwischen fünf unentschuldigte Fehltage im Halbjahr, um den Übeltäter an das Schulamt und – das ist neu – auch an das Jugendamt zu melden.
Joschka Langenbrincks Wünsche lassen sich somit leicht zusammenfassen: er möchte die Krippengebühr abschaffen und mit einem Blumenstrauß von Maßnahmen die Qualität in den Kitas verbessern. Das ist nicht nur die Verbesserung der Innenausstattung, sondern auch ein besserer Personalschlüssel und eine gute Qualifikation.
Das für die Umsetzung erforderliche Geld erhofft er sich aus dem Topf »Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt« (SIWA), der sich aus 50 Prozent der Haushaltsüberschüsse speist.
ro