Sachbeschädigung oder politisches Handeln?

Graffiti-Parolen als Mittel der Kommunikation

Parolen auf Hauswänden werden üblicherweise als Schmierereien abgetan. Andererseits wirken sie aber auch als lebendiger Bestandteil politischer Kommunikation, die Stimmungen abbilden und Stimmungen machen, zum Handeln aufrufen oder auf politische Konflikte und ungelöste Probleme hinweisen.

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Mehr Dreck, weniger Miete?                                                        Foto: mr

Der Soziologe und Fotograf Christian Winterstein hat mit seiner Kamera den Themen nachgespürt, die auf den Straßen und Hinterhöfen im Norden Neuköllns vorherrschen. Eine Auswahl seiner fotografischen Aus- beute ist noch bis zum 13. Juni in der Helene-Nathan- Bibliothek in den Neukölln Arcaden zu sehen.
Gentrifizierung ist eines der Themen, die ihm bei seinen Streifzügen immer wieder begegneten. Kein Wunder, stellen doch die steigenden Mieten viele Bewohner der angesagten Kieze vor unlösbare Probleme. Andere Schwerpunkte sind der Kampf gegen Nazis, die Unterstützung von Flüchtlingen oder die Kritik an ungebremstem Konsum, aber auch Konflikte im Ausland, wie der Nahostkonflikt.

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Noch mehr Bio oder McDonald‘s?                                                   Foto: mr

Parolen-Graffiti seien Indikatoren für sozi- ale Prozesse, die The- men ansprechen, lan- ge bevor sie im offizi- ellen Diskurs der Po- litik oder der Me- dien angekommen sind, sagt Winter-stein. Sie wollen Ent- scheidungsprozesse anstoßen und darauf einwirken. Aber sie sorgen auch dafür, dass Themen nicht vergessen werden, auch wenn sie längst aus den Schlagzeilen verschwunden sind. Dahinter stehe, so Winterstein, »der Glaube an die Möglichkeit der Veränderung politischer Gegebenheiten und sozialer Verhältnisse.«

mr