Bürger engagieren sich in der Britzer Flüchtlingshilfe
Geht es um Flüchtlinge, wird meist »über« sie gesprochen: Flüchtlingsfluten und überfüllte Lager dominieren Zeitungen und Fernsehsendungen. Doch wer spricht schon einmal »mit« Flüchtlingen?
Mit Veranstaltungen wie »Wir mussten fliehen – hier sind wir gelandet« vom 6. November gibt die Britzer Flüchtligshilfe, ein von Ehrenamtlichen getragenes Aktionsbündnis, denen eine Stimme, die sonst an den Rand gedrängt werden. In diesem Fall den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft in der Harlemer Straße in Britz, wo vor allem geflüchtete Syrer untergekommen sind. Sie haben Geschichten zu erzählen, die so gar nicht zur Selbstwahrnehmung und -darstellung der EU passen: So die Familie, die nach einer lebensgefährlichen Fahrt über das Mittelmeer, durch Griechenland und Ungarn, wo sie in Hundezwingern hausen mussten, nach Berlin durchgekommen ist. Hier droht ihr nun eine Abschiebung nach dem »Dublin-Abkommen«.
Solange sie in Berlin sind, wird ihnen, wie vielen anderen Flüchtlingen, von einigen engagierten Britzer Bürgern so gut wie möglich geholfen. Deutschkurse, Kleiderspenden oder Begleitung bei Arzt- und Amtsgängen werden organisiert. Die Behandlung der Asylbewerber auf den Ämtern sei skandalös, »es wird den Flüchtlingen schon genau signalisiert, dass sie nicht willkommen sind«, so Jürgen Schulte. Er ist Teil des dreiköpfigen Führungsgremiums des Bündnisses, dessen Hauptziel vor allem die Öffnung des Heims ist, weg von einer Ghettoisierung und hin zu einer Einbindung der Neuankömmlinge in ihr direktes Umfeld. Schulte sieht jedoch auch, dass die Tätigkeit der Flüchtlingshilfe nur ein Pflaster auf einer nicht heilenden Wunde ist, solange die Politik weiter gegen gute Startmöglichkeiten und auf eine schnelle »Heimreise« beziehungsweise von vornherein auf Abschreckung der Flüchtlinge hin arbeitet.
So ist zum Beispiel auch das Britzer Flüchtlingsheim, wie die meisten, in privater Trägerschaft, und da wird im Sinne der Wirtschaftlichkeit gespart, wo es nur geht.Im November lief die Heizung kaum, und aufgrund von Fehlkalkulation ist warmes Wasser nie ausreichend vorhanden. Wo bleibt da die Solidarität? Sie scheint nur noch in herausragenden Aktionen wie der Britzer Flüchtlingshilfe zu finden zu sein, während Europa 25 Jahre nach dem Mauerfall dabei ist, eine größere, noch monströsere, aber unsichtbare Mauer um sich herum zu errichten.
jt