Können Computerspiele Kunst sein?
Ein Zentrum für internationale Gegenwartskunst soll in dem denkmalgeschützten Gebäude-Ensemble des »KINDL-Geländes« entstehen.
Bis die Umbauarbeiten in den anderen Gebäudeteilen abgeschlossen sein werden, organisieren die Betreiber des »KINDL« die Veranstaltungsreihe »Gäste«, in der die einzelnen Räume der ehemaligen Brauerei für das Publikum geöffnet, erprobt und bespielt werden. Die sechste und letzte Veranstaltung der Reihe galt dem Thema Videospiele.
In seinem Vortrag »Die Kunst des Videospiels«, der am 19. November in der »Trafozentrale« der ehemaligen Brauerei stattfand, begab sich Stephan Günzel, Professor für Medientheorie an der »BTK – Hochschule für Gestaltung« mit seinem Publikum auf eine unterhaltsame Zeitreise durch die Geschichte des Videospiels. Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtete der Medientheoretiker die zentrale Frage des Abends: »Können Videospiele Kunst sein?«
Von den Urgesteinen der Video Games aus den siebziger Jahren wie »Pac Man«, »Tetris« oder »Super Mario« über Egoshooter wie »Counterstrike« bis hin zu den aktuellen komplexen Spielen zeichnete Günzel die grafische Evolution der Bildgestaltung nach, wobei er immer wieder Analogien zur klassischen Malerei aufzeigte. Großen Anklang beim Publikum fanden die Klangbeispiele der mittlerweile bereits zum Kult gewordenen Sounds der frühen Spiele.
Auch in der anschließenden lebhaften Diskussion konnte die Frage, ob Videospiele Kunst seien, nicht abschließend geklärt werden. Doch zeigt allein die Fragestellung, mit welch einem weiten Kunstbegriff das Team des »KINDL« sein zukünftiges Programm gestalten will.
Wer in das Thema »Kunst und Videospiele« einsteigen möchte, dem sei die aktuelle Publikation von Stephan Günzel ans Herz gelegt – mit Klangbeispielen auf Vinyl!
Ab dem nächsten Jahr ist eine neue Veranstaltungsreihe im »KINDL« geplant. rb
Stephan Günzel: Push Start. The Art of Video Games. Erhältlich unter www.earbooks.net,
380 Seiten, 49,95 Euro.