Ferat Koçak gewinnt das Direktmandat für die Linke
Neukölln hat bei der Bundestagswahl für eine veritable Überraschung gesorgt. Das erste Mal konnte die Linke mit ihrem Kandidaten Ferat Koçak in einem ehemals westberliner Wahlkreis ein Direktmandat erringen.
Mit 30,0 Prozent der Erststimmen hat er den Wahlkreis Neukölln gewonnen – ein Sieg, mit dem kaum jemand gerechnet hatte und der wohl auch auf den intensiven Haustürwahlkampf zurückzuführen ist. Mehr als 2.000 Aktive haben an über 139.000 Haustüren geklingelt und mit den Menschen im Bezirk gesprochen, heißt es von Seiten der Linken.
Erst 10,3 Prozentpunkte hinter Koçak folgt Ottilie Klein von der CDU mit 19,7 Prozent. SPD-Mann Hakan Demir, der bei der letzten Bundestagswahl das Direktmandat noch klar gewonnen hatte, schaffte es mit 18,8 Prozent nur auf den dritten Platz. Der Grüne Andreas Audretsch liegt bei 11,1 Prozent. Robert Eschricht von der AfD bekam 13 Prozent.
Hakan Demir, Ottilie Klein und Andreas Audretsch ziehen aber über die jeweiligen Landeslisten in den Bundestag ein.
Die meisten Zweitstimmen gehen mit 25,3 Prozent ebenfalls an die Linke, ein Plus von 13,4 Prozent im Vergleich zu 2021. Die CDU legt um ein Prozent zu und landet mit 18,0 Prozent auf dem zweiten Platz. Die SPD – 2021 noch stärkste Kraft – stürzt dramatisch auf 15,7 Prozent ab, 8,2 Prozent weniger als 2021. Das reicht nur noch für den dritten Platz. Satte Verluste von 7,1 Prozent muss auch Bündnis 90/Grüne hinnehmen und erreicht nur noch 15,3 Prozent. Die AfD gewinnt 5,3 Prozent dazu und kommt auf 13,0 Prozent. Für das BSW stimmten 5,6 Prozent der Wähler, die FDP rangiert mit 2,8 Prozent unter ferner liefen.
Der deutliche Rückgang der SPD und der Grünen zeigt eine Verschiebung der politischen Landschaft im Bezirk Neukölln, der sich auch nach dieser Wahl zweigeteilt präsentiert, allerdings andersfarbig als 2021.
Im Norden Neuköllns, der bei der letzten Wahl noch fest in grüner Hand war, hat sich die Linke als starke neue Kraft etabliert, die dort teilweise mehr als 40 Prozent der Stimmen erhielt. Der Süden, etwa ab Höhe des Teltowkanals, wird von der CDU dominiert. Drei kleine andersfarbige Inseln stechen hier heraus: So liegt der einzige Wahlbezirk, den die Grünen gewinnen konnten, in der Hufeisensiedlung, wo sie auf 21,8 Prozent kommen. Zwischen Gutschmidtstraße – Parchimer Allee wurde die SPD mit 19,9 Prozent stärkste Partei. Im Norden hat die AfD wenig zu melden, im Süden dagegen konkurriert sie mit der SPD um Platz zwei. Den Wahlbezirk rund um die Fritz-Erler- Allee gewinnt sie mit 23 Prozent.
mr