Vollgut Genossenschaft schafft lebendiges Zentrum

Komplex am Rollberg bringt Organisationen zusammen

Für den Brauereikeller auf dem Kindl-Gelände ist Ende 2024 ein Erbbaurechtsvertrag über die kommenden 99 Jahre unterschrieben worden. Vertragspartner sind die Vollgutgenossenschaft und die Eigentümerin von Grund und Boden, die gemeinnützige Stiftung Edith Maryon, die dies möglich gemacht hat. Die Ausrichtung der Genossenschaft ist gemeinnützig und gemeinwohlorientiert. Es gibt bereits zahlreiche Mitglieder aus den Bereichen Kultur, Handwerk, Kunst, Bildung, Produktion, Sport und Soziales. Zwar sind schon 90 Prozent der Flächen vergeben, aber für die verbleibenden zehn Prozent können sich noch Interessenten bewerben.

viel Platz im Untergrund.  Foto: mr

Die Mitglieder sind zu großen Teilen etablierte Organisationen aus der queeren, migrantischen und Kulturszene. So ist das »SchwuZ« seit 45 Jahren ein bedeutender Ort für queere Kultur und Community-Arbeit. Auch die »filmArche«, die größte selbstorganisierte Filmschule Europas, wird im Vollgut ein neues Zuhause finden. Ergänzt werden die kulturellen Angebote durch beispielsweise einen Sportraum von der Muay-Thai-Gruppe der Naturfreunde Berlin sowie lokales Handwerk, darunter eine Holzwerkstatt und eine Textildruckerei. Viele der Organisationen sind durch steigende Mieten an ihren aktuellen Standorten bedroht. Im Vollgut finden sie langfristige Perspektiven und schaffen gemeinsam ein lebendiges Zentrum.
Die Genossenschaft zeichnet sich durch einen hohen Grad an Selbstorganisation und vielfältigen Möglichkeiten der Beteiligung aus. In regelmäßig stattfindenden Generalversammlungen wird gemeinsam das große Projekt gestaltet sowie alle wegweisenden Entscheidungen getroffen.
Der Umbau der Keller hat eine Förderzusage in Höhe von 12 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm »KulturInvest«. Damit werden bauliche Maßnahmen in Kulturinstitutionen von nationaler Bedeutung unterstützt.
Um den Beitritt zur Genossenschaft für mehr Organisationen zu erleichtern, werden Menschen gesucht, die mit ihren Privatkrediten Hilfe für den Einstieg leisten. In diesem Zusammenhang finden regelmäßig Informations- und Kennenlernveranstaltungen statt. Bei einer Führung durch die Gebäude können Interessierte alle ihre Fragen beantwortet bekommen.
Doch es sind noch bauliche Maßnahmen erforderlich. Der Bauantrag wird in diesem Frühjahr eingereicht. Ziel ist eine behutsame Sanierung und ein minimalinvasiver zirkulärer Umbau des Gebäudekomplexes. Das ist heute schon in der Halle an der Rollberg­straße zu sehen: Es wurden in dieser ehemaligen Veranstaltungshalle neue Ebenen eingezogen. Auch entstanden etliche Arbeitsplätze mit vielen Ruhezonen, einer Teeküche und einem Café-Bereich. Interessant, und da versteht auch jeder was gemeint ist, sind die Handwaschbecken, die in einer Reihe am Stück an der Wand entlang an Massensanitärräume von beispielsweise großen Campingplätzen erinnern. Sie wurden vor der Entsorgung gerettet, haben nun wieder Nutzen und Heimat gefunden und glänzen in neuem Charme.
Ein weiterer zentraler Schwerpunkt ist das Engagement in der Nachbarschaft. Die Genossenschaft organsierte bereits einen Wintermarkt und sucht Begegnungen zum Kennenlernen.
Aktuell wird ein Nachbarschaftsverein gegründet, um langfristige Strukturen zu schaffen. Er beschäftigt sich mit dem Aufbau des Community Fonds, der aus den solidarischen Mieten aller Genossenschaftsmitglieder entsteht. Unterstützt werden damit nachbarschaftliche, kulturelle und soziale Projekte

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Die nächste Informations- und Kennlernveranstaltung findet am 1. April um 18:00 statt. Informationen und Anmeldung auf der Website: www.vollgut.berlin/direktkredit