Dekolonialisierung ist konkret

Walter Rodney analysiert die Ursachen der Unterentwicklung

Walter Rodney wurde 1942 in der damaligen britischen Kolonie Guayana geboren und wurde 1980 dort bei einem Sprengstoffattentat ermordet.
Er war eine führende Kraft in der panafrikanischen Bewegung, der Black Power, und gründete die »Working Peoples Alliance«. Das Wort »Rasse« benutzt er kaum und nur in Anführungsstrichen. Er verwendet das Wort »Klassen« und analysiert die Bedeutung der Arbeit als Ursprung allen Reichtums und als Objekt der Ausbeutung  im Gegenteil zum Finanzkapital, das überwiegend in den Händen weißer Menschen liegt, im Weltmaßstab gesehen.
Ein bedeutendes Werk von Walter Rod­ney heißt »Wie Europa Afrika unterentwickelte«. Der nun bei Dietz Berlin veröffentlichte Essayband »Dekolonialer Marxismus« gibt Einblick in sein lebenslanges Schaffen als wichtiger Kopf von Befreiungsbewegungen.
Vor seiner Ermordung, vor der Unabhängigkeit der Staaten im südlichen Afrika und nach seiner Tätigkeit im unabhängigen sozialistischen Tansania, schrieb er fundierte Analysen zu der dortigen Situation. In det Republik Südafrika wurde gegen die Apartheid gekämpft, in Angola, Namibia, Mosambik und Zimbabwe wurde der Kampf um die Unabhängigkeit bewaffnet und gut organisiert geführt. Die afrikanische Bevölkerung setzte die Unabhängigkeit durch.
Das erlebte Walter Rodney nicht mehr, doch er zeichnete die heutige Situation vor. Das Ende der Kolonialherrschaft durch Europa heißt keineswegs das Ende von anhaltender wirtschaftlicher Vormacht durch internationales Finanzkapital  und der Unterdrückung durch einheimische schwarze Besitzer der Produktionsmittel. Ausländische Investitionen erfolgen weiterhin mehr zum Nutzen des Nordens.
Der umfangreiche und kompakt zu lesende Essayband liefert dafür zahlreiche Belege.

th
Walter Rodney, Dekolonialer Marxismus, Schriften aus der panafrikanischen Revolution, Dietz Berlin 2024, 24 Euro.