Ein Meilenstein in der Erinnerungskultur

In Neukölln steht das erste dekoloniale Denkzeichen

Vor 140 Jahren, am 15. November 1884, begann die Berliner »Kongo-Konferenz«, bei der die kolonialen Großmächte den afrikanischen Kontinent unter sich aufteilten und Einflusssphären festlegten. Am Vorabend dieses denkwürdigen Jahrestages wurde das »Earth Nest«, Berlins erstes dekoloniales Denkzeichen, mit einer feierlichen Zeremonie eingeweiht.

Ort des Dialogs.    Foto: mr

»Das Earth Nest ist ein kraftvolles Symbol für eine neue Erinnerungskultur in unserer Stadt. Berlin übernimmt eine Vorreiterrolle in der Dekolonisierung des öffentlichen Raums«, sagte Staatssekretärin Sarah Wedl-Wilson, die den Schirmherrn Kultursenator Joe Chialo vertrat.
Akinola Famson, Vertreter der Gesellschafter des Berlin Global Village, nannte die Skulptur »ein lebendiges Denkzeichen, das Menschen zusammenbringt und den dekolonialen Dialog fördert«, einen Raum, der zum Nachdenken anrege und das Thema Dekolonisierung langfristig in Berlin verankere.
Die Skulptur, die zwischen den beiden Hauptgebäuden des Eine-Welt-Zentrums »Berlin Global Village« auf dem ehemaligen Kindl-Gelände errichtet wurde, rückt dekolonialen Widerstand ins Zentrum und ehrt die von der Gewalt des Kolonialismus Betroffenen. Sie soll zur Auseinandersetzung mit dekolonialen Fragen einladen und zum Dialog über dieses dunkle Kapitel deutscher und europäischer Geschichte anregen.
Das Denkmal besteht aus einem unterirdischen Bereich, zu dem einige Treppenstufen hinabführen. Dort wird in traditionellen Steinguttöpfen Erde aus ehemaligen Kolonien aufbewahrt. Darüber wölbt sich ein rund fünf Meter hohes filigranes Bronzegeflecht, dessen Form an die Nester afrikanischer Webervögel erinnern soll.
Die Künstlerinnen Jeannette Ehlers und Patricia Kaersenhout vom »Lockward Collective« stellen sich ein lebendiges Denkmal vor, durch das die Menschen hindurchgehen, darin sitzen und miteinander in Kontakt treten, das die Erinnerungen der Ahnen ehrt und die Träume von einer Welt bewahrt, in der viele Welten gedeihen können.
Ihr Werk ging als Sieger aus einem internationalen Kunstwettbewerb hervor, an dem 244 Kunstschaffende aus aller Welt teilnahmen. Die finale Auswahl wurde durch eine international besetzte Jury getroffen.

mr