Petras Tagebuch

Stochern im Dunklen

Es war bereits am frühen Abend, als es anfing zu dämmern. Irgendetwas war anders in der Straße. Ich beachtete das weiter nicht, ich musste mich wohl getäuscht haben. Vielleicht war ich einfach zu müde.
Im Treppenhaus wunderte ich mich, dass die Beleuchtung ausgefallen war. Kann ja mal passieren, so dachte ich.
In meiner Wohnung wollte ich das Flurlicht einschalten. Als es nicht ging, wurde ich wach. Ein Blick auf den Sicherungskasten machte mir klar, dass alles in Ordnung war. Alle Sicherungen standen auf »an«. Beim Rundgang durch die Wohnung stellte ich fest, dass die gesamte Wohnung ohne Strom war. Beim Erfühlen der Temperatur im Kühlschrank spürte ich keinen Unterschied zur Außentemperatur. Ich traute mich nicht, den Tiefkühlschrank zu überprüfen und tröstete mich damit, dass dort so viel Eis bestimmt noch eine Weile kühlt.
In der Nachbarstraße, in der ich das Hinterhaus sehen kann, gab es Licht, aber in unserem Vorderhaus war auch alles finster. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Kein Strom bedeutet kein Computer, keine Heizung, kein Tee, kein Kochen. Ich fing an zu lesen. Lange ging es nicht gut, weil es zu dunkel wurde. Die Kerze, die ich hatte, gab nicht ausreichend Licht.
Ich entschloss mich, auf die Straße zu gehen. Vielleicht treffe ich jemanden. Tatsächlich traf ich einen Nachbarn, der ähnlich überrascht war wie ich. Er bemerkte bereits einige Männer, die sich an einem Starkstromkasten abmühten. Die gesamte Straße hatte keinen Strom. Plötzlich rief uns ein Mann von seinem Balkon zu: »Ab 19 Uhr gibt es wieder Strom!«
Wir gingen zuück in unsere Wohnungen. Um Punkt 19 Uhr gingen die Lichter wieder an.