Das Museum Neukölln wirft einen neuen Blick auf das Denkmal in der Hasenheide
Nach dem »Hererostein« nimmt das Museum Neukölln ein weiteres umstrittenes Denkmal in den Blick. »Denk Mal Jahn« heißt die neue Ausstellung, die bis zum 9. Mai 2025 läuft.
Ein Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung aus dem Jahr 2023 stellt das Denkmal, das 1872 in der Hasenheide zu Ehren des »Turnvaters« errichtet wurde, grundsätzlich in Frage. Auch eine komplette Entfernung dürfe kein Tabu sein. In der Begründung heißt es: »Mit Friedrich Jahn wird an herausragender Stelle im öffentlichen Raum ein Antisemit, Nationalist, Antidemokrat, Militarist und Antifeminist geehrt.«
Museumsdirektor Matthias Henkel warb für eine etwas differenziertere Herangehensweise. Jahn war ein Kind seiner Zeit, erklärte er, geprägt durch die napoleonischen Kriege und die französische Besatzung, die beginnende Industrialisierung und den Kampf um die Einheit und Unabhängigkeit Deutschlands, der in der Revolution von 1848 gipfelte. Seine Ideen zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie ethischen Fragen müssten daher im zeithistorischen Kontext des frühen 19. Jahrhunderts gesehen werden. Die Ausstellung solle dazu einen Beitrag leisten.
Er wies darauf hin, dass neben der Skulptur der Sockel als ein Denkmal im Denkmal eine gesonderte Betrachtung verdiene, denn die Steine dafür haben hunderte Turnvereine aus Deutschland und aller Welt geschickt.
In der Ausstellung werden keine Artefakte gezeigt, sondern auf lange Banner und Schautafeln gedruckte Zitate von Jahn und seinen Zeitgenossen. Besucher sollten etwas Zeit mitbringen, um die Fülle der Schriften auf sich wirken zu lassen. Auf einer durchsichtigen Wand mitten im Raum können sie ihre persönliche Gedanken hinterlassen.
mr