Rabenvögel – Kulturfolger mit schlechtem Image

Ausstellung »Corvidae« beim »Kunstverein Neukölln

In einer dreiteiligen Ausstellungsreihe widmet sich der »Kunstverein Neukölln« der Tierwelt. Nach den Insekten und dem Rotfuchs geht es in der dritten und letzten Ausstellung um »Corvidae«, die Rabenvögel und ihrer ambivalenten Rolle in vielen Kulturen. Einerseits wird ihre Intelligenz und Sprachbegabung bewundert, ihnen wird Weisheit und Gewitztheit unterstellt. Der germanische Gott Odin, Gott der Weisheit, konnte sich gelegentlich in einen Raben verwandeln. Außerdem begleiteten ihn immer zwei Raben, die er ausschickte, um zu erfahren, was in der Welt Wichtiges geschah.

Unheil im Anflug.    Foto: mr

Andererseits wurden sie als angebliche Unheilsbringer und Schädlinge verfolgt. Ihr schlechtes Image haben sie vor allem von ihrer Neigung Aas zu fressen. Im Mittelalter brachte ihnen ihre Angewohnheit, sich am Fleisch gehenkter Zeitgenossen gütlich zu tun, den Namen »Galgenvogel« ein. Das Auftauchen großer Schwärme galt bald als Vorbote von Tod, Unheil und Pestilenz.
Für Ursula Antesberger wird die Krähe zum Symbol von Weite und Freiheit. Das Zusammenspiel von Krähen und Vogelkäfig in der Installation »Alle meine Krähen« weist auf das ambivalente Verhältnis des Menschen zur Freiheit, dem Ungebundensein hin, das nur schwer vereinbar ist mit dem gleichzeitigen Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit.
Barbara Duisberg zeigt Raben und Krähen vor einem Goldgrund, in christlicher Tradition Hinweis auf Heiligendarstellungen, und spricht dem Tier damit sein Recht zu, Teil der Schöpfung zu sein.
Die von Andrea Zaumseil ausschließlich mit schwarzer Pastellkreide ausgeführten Rabenvögel scheinen ebenso wie die in den grafischen Bildern von Ayumi Rahn plastisch dargestellten Tiere die Betrachtenden interessiert zu beäugen. Auch bei der Arbeit der norwegischen Malerin Bjørg Holen, die die Raben als soziale Wesen im Geäst eines Baumes darstellt, wird der beobachtende Blick der Vögel zu einem auffälligen Gestaltungselement.

mr
Bis zum 22. September, Mi bis So 14 – 20 Uhr
Die Finissage am 22. September – 19:00 wird im Rahmen eines Künstlergesprächs stattfinden.
Kunstverein Neukölln, Mainzer Str. 42