Die Jungfernmühle in Buckow

Berlins älteste noch erhaltene Windmühle

Die Geschichte unserer Mühle beginnt an einem weit entfernten Ort – in Potsdam. Windmühlen und das Wissen um deren Errichtung galten im 18. Jahrhundert immer noch als das, was man heute mit »Hochtechnologie« bezeichnen würde. Die fortschrittlichsten Windmühlenbauer jener Zeit waren die Niederländer. Und so nimmt es nicht Wunder, dass König Friedrich Wilhelm I. den erfahrenen holländischen Zimmermann Adrian den Ouden 1732 nach Potsdam holte, um ihn hier eine sogenannte »Holländische Mühle« neuesten Typs erbauen zu lassen.
Doch die Planungen um den Bau einer derart leistungsfähigen, vier Mahlgänge umfassenden Mühle brachten wiederum den Müller im Park von Sanssouci, Johann Wilhelm Ludewig Graevenitz, auf die, wie man heute sagen würde, sprichwörtliche Palme. Im Ergebnis musste die neue nun vor dem Nauener Tor errichtet werden, wo sie 1753 fertiggestellt wurde.
Die Fachbezeichnung »Grundsegler« oder »Erdholländer« deutet an, dass die Flügel (»Ruten«) der Mühle knapp über den Grund schwebten, um so eine einfache Wartung zu ermöglichen. Doch genau hierin lag auch die Gefahr: So soll der Überlieferung nach die Tochter des ersten Müllers bei der Besichtigung der gerade fertiggestellten Mühle von den Flügeln erfasst und meterhoch in die Luft geschleudert worden sein. Seit jenem tragischen Vorfall trägt die Mühle den Namen »Jungfernmühle«.
1858 wurde die Mühle auf Abbruch nach Rixdorf an den Müller Johann Wilhelm Blankenberg veräußert, da sie in Potsdam dem Bau der Villa Arndt im Wege war. In Rixdorf gelangte die Mühle auf dem »Mühlenberg« zwischen der Karl-Marx-Straße und der Hermannstraße zur Aufstellung, wo sich bereits die Mühle der Familie Bading befand. Die fortschreitende Bebauung nahm den Mühlen jedoch mit der Zeit den Wind aus den »Ruten«. Aus diesem Grund erwarb der neue Müller Richard Edmund Otto Wienecke, welcher die Mühle von Blankenberg erworben hatte, 1892 eigens ein Grundstück in Buckow, wohin die Mühle versetzt und dabei um ein Geschoss (Boden) erhöht wurde.
1926 ließ Wieneckes Sohn die Jungfernmühle auf elektrischen Betrieb umstellen, bis 1980 wurde in der inzwischen flügellosen Windmühle noch Getreide gemahlen. Nach 1980 stand die Mühle rund 13 Jahre leer, ehe sie 1993 für eine Nutzung als Gaststätte renoviert wurde. Dabei sorgte man auch gleich für eine passende Umgebung: Es entstand die an ein klassisches holländisches Viertel erinnernde Umgebungsbebauung, welche die städtebauliche Einbindung der Jungfernmühle verbessern sollte.
2017 gab die Gaststätte jedoch auf, neuer Leerstand drohte. Am 15. März 2018 eröffnete die Schwäbische Speisenmeisterei »Wiesenstein« in den Räumen der Mühle ein neues Restaurant mit einem freundlichen Geschäftsführer, welcher mich gern durch alle sonst nicht öffentlichen Etagen (»Böden«) der Mühle führte.

Lutz Röhrig
Goldammerstraße 34, Die ganze spannende Geschichte ist nachzulesen auf: www.zeit-fuerberlin.de/jungfernmuehle