Unsportlicher Kneipenknies

4. Neuköllner Kneipenfußballturnier cancelt seine Gründer

Fußballeklat am EM-Finaltag! Am 14. Juli fand im »Werner-Seelenbinder-Sportpark«, quasi bei Tasmania, das 4. Neuköllner Kneipenfußballturnier statt. Geschlecht, Generation und Herkunft ist hier egal, das fröhliche Beisammensein und Bewegen zählt – eine schöne Tradition schon fast.
Das erste Kneipenfußballturnier wurde 2018 von der Schankwirtschaft »Laidak« am Boddinplatz von Wirt Bernd Volkert und Pauline Klein ins Leben gerufen. Ihr zweites 2019 zieht schon neun weitere Mannschaften. Das »Laidak« verliert dort im Elfmeterschießen gegen die »Villa Neukölln«, das – noch ungeräumte – »Syndikat« wird Dritter. 2020: Corona, »Syndikat«-Räumung, Impfen, Testen, Abstand, Kontrollen und so weiter – es bleibt nicht das letzte Horrorjahr für die Kneipenszene.
2022 findet das Turnier wieder statt, veranstaltet zusammen vom »Linus« und »Laidak«, das Vizemeister wird, aber ohne das »Syndikat«-Team. 2023 wollen »Laidak«-Gäste das neue Turnier planen, stoßen aber auf Desinteresse und Ablehnung. Kurzfristige Absage.
2024 finden sich im »Sandmann« Organisatoren, die »jede Kneipe, die gern teilnehmen möchte« aufrufen. Das »Laidak« informiert man nur lieber gar nicht, man sei auf Rückfrage eh schon »voll«, wobei es bislang keine Mannschaftsobergrenzen gab. Ein Team aus »Laidak«-Gästen geht am 14. Juli trotzdem früh hin, und tatsächlich fällt sogar eine Mannschaft aus. Doch ein »Ersatzteam« sei, wenn auch keine Neuköllner Kneipe, schon gefunden. Die Laidaker werden sauer.
Warum sollen sie nicht mitspielen? Sind es persönliche Animositäten, ist es die Angst vor einem starken Gegner – oder, wie dann doch auch zu hören war, die seinerzeit zu kritische, ja ablehnende Haltung des »Laidak« zu den staatlichen Corona-Zwangsmaßnahmen? Nerven die vom »Laidak« die anderen, gelten sie als – um das Unwort »Querdenker« zu vermeiden – intolerabel »schwierig« und unbequem, als Tabubrecher? Rechtfertigt das ihre »Abseitsstellung«? Jedenfalls, sogar noch per »demokratischer« Abstimmung offiziell ausgeschlossen, müssen die einstigen »Erfinder« des Turniers verschwinden. Die Mannschaften aus dem »Syndikat«, »Daffke«, »Trude Ruth und Goldammer«, »Erika und Hilde«, »Bechereck« oder »Brauhaus Südstern« können endlich ungestört spielen – auch wenn es im Finale dann doch noch zum Abbruch kam …
Eine unschöne Spaltung jedenfalls (über die auch die »Berliner Zeitung« direkt berichtete), und das gerade in dieser ja eher linken Kneipenszene, die sich doch nicht auch noch wie in oder wegen der Politik zerlegen und gegenseitig bekriegen sollte. Mögen ehrliche, offene Kommunikation und gedanken- wie ergebnisoffener Austausch, auch wenn jeder nachher weiter das jeweils Seinige im System ablehnen mag, das Verhältnis verbessern. Der Sportlichkeit, auch am Glas, zuliebe. hlb