Von Markt und Menschen: Turbo Global

Eine irische Erzählung von Globalisierung und Turbokapitalismus

Wie hat das Wirtschaftssystem, die Globalisierung und der Kapitalismus Einfluss auf das Leben der Menschen? Und wie es auf der geteilten Insel Irland, drei Jahre nach dem Brexit? Dieser Frage gehen sechs irische Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung »TURBO GLOBAL. Eine irische Erzählung« nach, die am 27. Juni im Schloss Britz eröffnet wurde und bis zum 6. Oktober zu sehen sein wird.

Flusspferdchen.     Foto: mr

Irland ist eines der Länder, die mit Turbokapitalismus in Zusammenhang gebracht werden. In der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs von Mitte der 1990er-Jahre bis zur Finanzkrise um 2008, wurden besondere Anstrengungen unternommen, um Industrie, Dienstleistungen und Firmenkapital an den Standort zu binden und so die wirtschaftliche Situation in beispielloser Weise umzustrukturieren. Multinationale Konzerne sind hier seitdem besonders präsent.
In dieser Ausstellung erzählt die Kunst von Markt und Menschen. Es geht um den globalisierten Handel und die zwischenstaatliche Konkurrenz um Ressourcen und die daraus folgenden Konsequenzen für Umwelt, Gesundheit und Identität. Außerdem geht es darum, welche Konflikte sich aus dem Zusammenprall mythischer Traditionen Irlands mit der wirtschaftlichen Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert ergeben.
Wie das aussehen kann, zeigt eine Videoarbeit von Sean Lynch, die von der Rettung eines Weißdornbusches handelt, in dem Elfen wohnen und der einer Autobahn zum Opfer fallen sollte. Im Volksglauben wird das Leben von Elfen bestimmt, die in ihren Wohnungen nicht gestört werden dürfen, weil das Unglück bringt. Heute macht die Autobahn einen kleinen Schlenker um den Busch. Die Installation zeigt zudem Fundstücke, die in der Umgebung dieses mythischen Ortes zusammengetragen wurden.
Michele Horrigan setzt sich seit vielen Jahren mit Europas größter Bauxit-Raffinerie, die in der Nähe der Stadt Askeaton am Ufer des Shannon liegt, auseinander. Was als Strukturförderung gedacht war, wurde durch die Ablagerung hochgiftiger Schlacken zum Problem. Nicht nur die Landschaft wurde zerstört, auch die Menschen wurden krank.
Niamh McCann lässt in seiner Videoarbeit einen blinden Hund philosophische Überlegungen über die Hegemonie des Menschen über seine Umwelt anstellen und darüber, wie diese angebliche Überlegenheit zur Zerstörung bis hin zur Ausrottung diverser Arten führt. Mit seiner Skulptur eines kleinen Flusspferdes – einem Jungtier nachempfunden, das 1873 in den Zoo von Dublin gebracht wurde und kurz darauf starb – verweist er auf die durch Zerstörung des Lebensraums bedingte Bedrohung vieler Wildtierbestände.

mr
Das Kombiticket für Ausstellung und Schlossbesichtigung kostet fünf, ermäßigt drei Euro. Geöffnet ist dienstags bis sonntags in der Zeit von 12 bis 18 Uhr.
Gutshof, Alt-Britz 73