Interreligiöser Austausch in Zeiten des Nahost-Konflikts

Neuköllner Rabbi und Imam für Frieden und Zusammenhalt

Nach der Terrorattacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober entstand ein verstärkter Austausch zwischen Vertretern der jüdischen und muslimischen Community in Neukölln, dem Rabbi Jeremy Borovitz und dem Imam Mohammed Taha Sabri, die nicht weiter als einen Kilometer voneinander arbeiten und beten. Mit dabei war auch der Bundestagsabgeordnete Hakan Demir.

Dialog der Religionsvertreter.    Foto: pm

Rabbiner Jeremy Borovitz wuchs in New Jersey auf. Er hat öffentliche Verwaltung studiert und arbeitet als Direktor für Jüdisches Leben und Lernen bei »Hillel«, der weltweit größten jüdischen Studierendenorganisation. »Ich habe keine magischen Worte, um eine Lösung für alle Probleme zu finden. Ich glaube an die Kraft des Dialogs und des gegenseitigen Mitgefühls. Ich bin Mensch, ich bin Jude, ich bleibe hier.«
Mohamed Taha Sabri ist Imam an der Dar Assalam Moschee, einer Neuköllner Begegnungsstätte. Imam Sabri hat 2015 für seinen Einsatz zum interreligiösen Dialog den Verdienstorden des Landes Berlin erhalten. Seine Moschee gehört zu den meistbesuchten Moscheegemeinden in Berlin. »Wir können den Nahost-Konflikt vor Ort in Neukölln nicht lösen, aber wir können den Zusammenhalt vor Ort stärken. Deshalb sind diese Treffen wichtig, und wir werden sie weiterführen.«
Hakan Demir ist seit 2021 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für Berlin-Neukölln. Er ist Mitglied im Innenausschuss des Deutschen Bundestages, stellvertretender Sprecher der AG Migration und Integration der SPD-Bundestagsfraktion sowie Kuratoriumsmitglied der Bundeszentrale für politische Bildung. »Wir können um Menschen in Israel und um Menschen in Gaza trauern. Beides geht: Das Mitgefühl gilt allen. Es gibt Antisemitismus, es gibt antimuslimischen Rassismus in unserer Gesellschaft. Klar ist aber: Wir wollen die Zukunft nicht den Feinden der Freiheit überlassen.«
Am 3. Mai trafen sich alle bei der Pfarrerin des Interkulturellen Zentrums Genezareth des Evangelischen Kirchenkreises Juni Hoppe, um weitere Schritte der Zusammenarbeit und institutionellen Annäherung zu besprechen, mit dem Ziel, den Zusammenhalt in dieser schwierigen Zeit zu stärken.
Juni Hoppe ist seit 2023 Kreispfarrerin für den interreligiösen Dialog beim Evangelischen Kirchenkreis Neukölln. Sie pflegt das multireligiöse Netzwerk des Kirchenkreises, bearbeitet theologische Grundsatzfragen im Kontext interreligiöser Interaktion und begleitet Kirchengemeinden in ihren interreligiösen Begegnungen. »Gerade in diesen Zeiten, die ich als spaltend und polarisierend erlebe, ist es wichtig, Zeichen des Zusammenhalts sichtbar zu machen.« pm