Kuscheltiere

Eine Betrachtung von Fred Haase

Auf meinen orientierungslosen ausgedehnten Spaziergängen in Neuköllner Kiezen muss ich leider immer wieder Missstände zur Kenntnis nehmen. Nun wird fast im Dreivierteltakt in Medien, unter Nachbarn, Touristen, Tierliebhabern und einem Medium, das ich persönlich kenne, sogar oft zu Recht, unangemessenes Verhalten der Neuköllner beklagt. Die Hoffnung, dass durch gewaltfreie Pädagogik positive Reaktionen der angesprochenen Personen erfolgen werden, beträgt statistisch gesehen 44,36 Prozent. Aber immerhin, eine Chance besteht. Darum möchte auch ich mein Anliegen ohne Hemmung äußern.

Das Elend der Kuscheltiere.         Foto:Fred Haase

Eher durch Zufall, beim Blick in ein Auto, das ein Parkverbot bewusst missachtend mir als anständigem Fußgänger ein anstrengendes Ausweichmanöver aufzwang, habe ich erstmals zur Kenntnis genommen, dass in Fahrzeugen Kuscheltiere ein fremdbestimmtes Dasein führen müssen. Darum dokumentiere ich seit ungefähr elf Monaten und vier Tagen diese Problematik, denn Stofftiere zum Schmusen waren überall in Karossen anzutreffen. Ihre traurigen Blicke sowie statischen Körperhaltungen alarmierten mein Infarkt-gestähltes Herz. Laut Wikipedia sind Kuscheltiere Trostspender, Einschlafhilfen, Freunde, Begleiter und vieles mehr. Auch Erwachsene können innige Bindungen zu Plüschtieren pflegen oder aufbauen, sie mit Namen und Funktion versehen. Nun musste ich, irgendwie ärgerlich, feststellen, dass diese niedlichen Erscheinungen ein unwürdiges Dasein fristen, fast immer allein, in bitterer Kälte, extremer Hitze beziehungsweise schlechter Luftzufuhr in den Fahrzeugen. Kuscheltiere gehören doch, da sind wir wohl einer Meinung, auf die Wohnzimmercouch, ins Kinderzimmer, ja sogar ins elterliche Schlafzimmer. Auch die Ängste dieses Spielzeugs aus Plüsch vor dem nächsten TÜV des Fahrzeugs sind sicherlich noch nicht erforscht. Fragen wie: »Bin ich im neuen Fahrzeug erwünscht, obwohl ich rieche?« sind sicherlich präsent. Darum bitte ich um eine faire Behandlung dieser nicht aggressiven, allerliebsten Stofftiere: liberté pour les peluches!  Leider ist auf dem Foto viel Elend zu sehen. Also bitte nur betrachten bei einem stabilen Nervenkostüm. Viele der von mir archivierten Bilder konnte ich aus Jugendschutzgründen nicht veröffentlichen.
Ich danke für die Aufmerksamkeit für dieses textliche Desaster.