Amateur-Theatergruppe mit professionellen Anspruch

Vor kurzem bot auf einem Nachbarschaftsportal eine seit über 40 Jahren erfolgreich agierende Neuköllner Theatergruppe Kostüme und Requisiten an. Das kann bedeuten, entweder brauchen sie Platz oder lösen sich auf.

1982 gründete sich in der Britzer Dorfkirchengemeinde die Theatergruppe »Licht& Schatten« (L&S). Ihre Ensemblemitglieder kamen aus dem Kirchen- oder eigenen Bekanntenkreis. Es fanden sich junge, aufgeschlossene und zudem sehr theateraffine Menschen. Schnell stand fest, hier treten keine Einzelkünstler auf, hier agiert gemeinschaftlich eine »Theaterfamilie«, die auch stolz ist auf die »Theaterkinder«, die daraus erwuchsen. Ihr allererster Spielleiter musste nach einem Jahr gehen, weil der auch versuchte, das Privatleben des Ensembles mit zu inszenieren.
Die Britzer Dorfkirchengemeinde bot neben einer religiösen auch eine ideale Spielstättenheimat. L&S fühlte sich gut aufgehoben und realisierte fast jährlich eine neue Produktion. Die Mehrzahl der Kostüme, Requisiten, Licht- und Tonanlagen kamen auch aus der Gruppe. Einstudiert wurden neben Stücke fremder Autoren (Dürrenmatt, Kishon, Kohut,…), auch spannende Eigenproduktionen, mal mit, mal ohne Musik. Oberste Prämisse: »Wir bleiben Amateure, aber mit professionellem Anspruch!«
L&S trat mehrheitlich in Britz auf, aber auch auf fremden Bühnen. So engagiert wie ihr Spiel, ist die Selbstverständlichkeit zur ehrenamtlichen Gemeindearbeit. Überraschend kündigte im 15. Jubiläumsjahr die Gemeinde diese langjährige, harmonische, wie fruchtbare Koexistenz auf, weil plötzlich das Theaterspiel »zu viel Raum« wegnähme. Eine neue Wirkungsstätte fanden sie schnell im Gemeindehaus der Genezareth Gemeinde in Neukölln. Nach bereits einem Monat dort, standen sie mit »das Beste aus 15 Jahren Licht&Schatten« wieder auf der Bühne.
Die über 40jährige Chronik von L&S liest sich beeindruckend. Autorenstücke, Eigenproduktionen, szenisch-musikalische Collagen, Konzerte oder Revuen wurden fast jährlich erfolgreich inszeniert. Auch die erzwungene Coronapause schien im Oktober 2023 überwunden. Nur hatte sich derweil auch die Genezareth Gemeinde aufgelöst und ihr Nachfolger, der evangelische Kirchenkreis, kündigte nach 25 Jahren nicht nur der Gruppe, sondern gleich allen weiteren, auch jahrzehntelangen Mitnutzern. Davor verdrängte schon der evangelische Kirchenkreis das Geschäft »Zauberkönig« von der Hermannstraße, wie auch den Steinmetzbetrieb Willy Schmidt.
Zum zweiten Mal braucht Licht&Schatten ein neues Domizil. Gleichzeitig suchen sie auch neue Mitspieler, denn ans Aufhören denkt die Theatertruppe noch längst nicht.

rr
Kontakt: http://licht-u-schatten.de/