Ein Wahlgewinner

August Bebel der revolutionäre Sozialdemokrat

August Bebel bleibt in der historischen Erinnerung ein herausragender Sozialdemokrat, der es geschafft hat, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands zur stärksten Partei im damaligen wilhelminischen Kaiserreich zu machen.
Schon hier würde er widersprechen. Nicht er allein, nein, nicht nur Wilhelm Liebknecht, Eduard Bernstein und Karl Kautsky, nicht nur seine Frau Julie Bebel und seine Genossin Clara Zetkin, alle zusammen, die gesamte kräftige Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung haben es erreicht.
August Bebel war an der Zusammenführung zweier Parteien dieser Bewegung betei­ligt, damit auch an Programmdiskussionen, die stets in Kompromissen mündeten. Im Kern ging es August Bebel immer um das, was Karl Marx in seiner »Kritik des Gothaer Programms« an Wilhelm Bracke schrieb: »Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme.« Und die damalige SPD brachte (nicht nur) mit August Bebel sehr viel in Bewegung, sehr viel an fortschrittlichen Zukunfts­entwürfen, sehr viel an der Ablehnung von Eroberungskriegen und Kolonialismus.
August Bebel kam 1840 als Sohn einer alleinerziehenden Mutter zur Welt. In armen Verhältnissen aufgewachsen, bahnte er sich seinen Weg und gründete schließlich in Leipzig sein eigenes Unternehmen als Drechslermeister, inzwischen mit voller Energie politisch engagiert. Er betonte stets, dass seine Frau Julie wesentlich dafür war, dass ihr gemeinsames Unternehmen eine unabhängige Existenz und Freiraum für politische Arbeit ermöglichte. Als erster sozialistischer Mann schrieb er das würdigende Buch »Die Frau und der Sozialismus«.
Im Dietz Verlag Berlin ist ein handliches und sehr gut editiertes Buch erschienen, das August Bebel als »revolutionären Sozialdemokraten« porträtiert, mehr als eine Monografie und stark in der Dokumentation von Reden, Auszügen von Schriften und Briefwechseln.
Bebel stand in kritischer wie freundschaftlicher Verbundenheit und im Dialog mit allen wichtigen Menschen der sozialistischen Arbeiterbewegung, selbstverständlich mit Friedrich Engels. Diese Dokumente sind aufschlussreich bis heute, geprägt vom Willen nach Einheit und nicht nach Spaltung. Wir können ihn nicht fragen, ob er sich heute als »Marxist« oder »revolutionärer Sozialdemokrat« bezeichnen würde. Doch seine Worte sind deutlich.
»Soll der Arbeiterklasse ein Recht verkümmert werden, das ihre Gegnerin, die Kapitalistenklasse, tagtäglich ausübt? Der Kapitalist fragt nicht, ob die Arbeiter, die er ausbeutet, deutsch oder schwedisch, englisch oder französisch sprechen, weiße oder schwarze oder gelbe Hautfarbe besitzen. Gegen diese internationale Ausbeutung der Arbeiter gibt es nur ein Mittel, die internationale Verbrüderung der Ausgebeuteten.«

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Gisela Notz (Hrsg), August Bebel oder Der Revolutionäre Sozialdemokrat, Dietz Berlin ISBN 978-3-320-02404-8