Ausziehen für die Yoga-Ecke?

Bezirkliches Vorkaufsrecht für die Innstraße 44-45 gefordert

Das Haus Innstraße 44/45 in Neukölln ist verkauft, doch an wen? Ein Grundbucheintrag liegt noch nicht vor. Als diese Nachricht des Bezirks­amtes die Mieterinnen und Mieter erreichte, trafen sie sich zu Mieterversammlungen, vor Kurzem fand das fünfte Treffen statt.
Es gibt 27 Mietparteien in der Immobilie. Viele leben seit langer Zeit dort, eine Frau seit 40 Jahren. Die Mieterversammlung wählte Frank und Reinhold zu ihren Sprechern. Beide sind langjährige Mieter.

Objekt der Begierde.     Foto: Anwohner

»Der Bezirk sollte sein Vorkaufsrecht ausüben. Uns ist bekannt, dass dies nur noch sehr eingeschränkt möglich ist, wenn Baumängel vorliegen. Wir hatten einen Architekten des Mietshäuser-Syndikates gebeten, sich den Keller anzuschauen, er trug Gummistiefel, das Wasser stand fünf Zentimeter hoch. Zum Dachboden hatten wir leider noch keinen Zugang«, stellt Reinhold fest. Doch an wen ist das Haus nun verkauft worden?
Erste Aufschlüsse eigener Recherchen brachte unter anderem eine Annonce über »Linked­In«. Die »PREIG AG« wendet sich dort an zu dem Zeitpunkt 1.707 Follower: »Unser Dritter Deal bringt uns nach #Neukölln. Zwischen Spielplatz, Parkanlage und Wasser liegt unser neuer Altbau in der Inn­straße mit über 3.000 Quadratmetern Gesamtfläche. Klar, bereits die Lage des Objektes ist unschlagbar, aber die durchschnittliche Größe der einzelnen Wohn­einheiten legt noch einen drauf. Mit sage und schreibe 107,39 Quadratmetern hat jede unserer 33 Mieteinheiten genug Platz für eine eigene Yoga-Ecke, eine riesige Familientafel oder ein extra Kinderzimmer.«
Bereits hier bestätigten sich die Befürchtungen der dort lebenden Mieter, dass das Haus entweder weiterverkauft oder aufgeteilt in Eigentumswohnungen vermarktet werden soll. Laut Angaben des »DEAL Magazins« hat die »PREIG AG« seit Jahresanfang in Berlin acht Mehrfamilienhäuser mit über 250 Wohn­einheiten erworben. Dazu zählt nun auch die Innstraße 44/45.
Die Hausgemeinschaft setzt derzeit viele Hebel in Bewegung, vernetzt sich mit anderen Mieterinitiativen und steht bereits mit der Stadtentwicklung des Bezirks­amtes in Verbindung. Auf jeden Fall gelang es, Zeit zu gewinnen. Die Vermessung des Hauses konnte aufgehalten werden. Die sollte innerhalb von zwei Tagen erfolgen, mit Hilfe der Vermessungstechnologie »Trimble«. Aus Gründen des Datenschutzes konnte das vorläufig verhindert werden. Diese Technologie würde es ermöglichen, die Wohnungen im derzeitigen Istzustand zu durchleuchten und damit auch in die Privatsphäre einzudringen, ohne dass die dort lebenden Menschen eine Kontrollmöglichkeit über die Vermessung hätten.

th