Kundgebung gegen queerfeindliche Gewalt
»Solidarität mit dem RuT! Gegen Queerfeindlichkeit! Für ein buntes Neukölln!« Unter diesem Motto versammelten sich mehrere hundert Menschen – darunter auch viele Bezirks- und Landespolitiker – am 21. August auf der Schillerpromenade. Sie folgten damit dem Aufruf des »Netzwerk Frauen in Neukölln«, dem »Neuköllner Netzwerk gegen Queerfeindlichkeit« und der Gleichstellungsbeauftragten des Bezirks und bekundeten damit ihre Solidarität mit dem Selbsthilfeverein »RuT – Rad und Tat e.V. – Offene Initiative Lesbischer Frauen«, der Opfer eines queerfeindlichen Anschlags wurde.
In der Nacht zum 14. August wurde die Schaufensterscheibe des Ladens zerstört und eine brennende Flüssigkeit in den Ladenraum geworfen. Passanten hatten das beschädigte Schaufenster bemerkt und die Polizei verständigt.
Der Täter, der inzwischen gefasst wurde – ein 63-jähriger Mann aus Treptow-Köpenick – wird auch beschuldigt, am Sonnabend vor der Tat die Bücherbox am Holocaust-Mahnmal »Gleis 17« im Berliner Grunewald angezündet und einen Anschlag auf das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Tiergarten verübt zu haben. Er hinterließ an den Tatorten homofeindliche, antisemitische und NS-verherrlichende Pamphlete.
Das »RuT« ist ein Treffpunkt und Beratungsort für ältere und behinderte lesbische Frauen, steht aber auch allen anderen Frauen offen. Es ist seit 1989 in Neukölln aktiv und pflegt einen engen Austausch mit der Nachbarschaft.
»Der Brandanschlag auf die Räumlichkeiten des »RuT« hat uns alle fassungslos und wütend gemacht«, sagte Bezirksstadträtin Karin Korte (SPD). »Wir dürfen nicht nachlassen, uns einzumischen und gegen Queerfeindlichkeit auf die Straße zu gehen. Damit der Schillerkiez und ganz Berlin bunt, solidarisch und divers bleibt.«
In Vertretung von Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der sich derzeit in Elternzeit befindet, versicherte der stellvertretende Bezirksbürgermeister Gerrit Kringel (CDU) die Solidarität und Geschlossenheit des gesamten Bezirksamtes gegen Queerfeindlichkeit.
Dieser Anschlag sei ein Zeichen, dass die offene Gesellschaft in Gefahr sei, sagte Bezirksstadtrat Jochen Biedermann, dem müssten alle Demokraten entgegentreten.
»Das ist Terror!« Unmissverständlich verurteilte Berlins Queer-Beauftragter Alfonso Pantisano den Anschlag und forderte die Landesregierung auf, dafür zu sorgen, dass die queere Community sicher sei.
Bahar Haghanipour (Grüne), die Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, wies darauf hin, dass die Übergriffe auf queere Menschen beständig zunehmen. Die Antwort darauf sei Solidarität und Überparteiligkeit. »Ohne die kommen wir nicht weiter.«
mr