Es duftet
Kürzlich, es war im August als es so richtig heiß war, wollte ich ein Käsepaket versenden. Um Verzögerungen wegen der Temperatur über 30 Grad zu vermeiden, unterließ ich die Bequemlichkeit, einen Paketshop in Anspruch zu nehmen, denn da wäre das Paket erst am nächsten Tag versendet worden. Also machte ich mich auf den Weg zur Post in den »Neukölln Arcaden«.
Die Schlange der Wartenden erstreckte sich von der Schalterhalle über den Raum mit Geldautomaten bis in den Gang der Arcaden.
Vor mir stand ein deutscher Mann, der telefonierte. Er war ein hüftschwingender linksintellektueller Macho, jenseits der siebzig. Hinter mir stand ein ebenfalls telefonierender Franzose. Beide waren in etwa mit ihren Gesprächen zeitgleich fertig. Mittlerweile verströmte mein Paket trotz Kühlung die Düfte feiner und intensiver Käsenoten.
Der deutsche Mann wich zur Seite aus und versuchte die Distanz zu mir zu erhöhen. Zunächst dachte ich, dass es wegen der Corona-Hinweisabstandsschilder wäre, aber bei dem angewiderten Blick, den er mir zuwarf, wurde mir klar, dass er mitnichten den Coronaabstand meinte, sondern den Käse oder mich.
Der hinter mir stehende Franzose kam mir im Gegensatz zu dem deutschen Mann immer näher. Sein Kopf bewegte sich immer mehr in Richtung meines Duftpakets. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus: »Rieche ich hier Käse von einer besonderen Qualität?« Das konnte ich bestätigen und sagte ihm, wo er solche Käse kaufen kann.
Nach einer gefühlten Ewigkeit durfte ich an einen freien Schalter. Der Postbeamte rümpfte die Nase und fragte: »Was versenden Sie denn da?« Ich antwortete: »Das ist Käse und keine Sorge: In zehn Minuten riechen Sie ihn nicht mehr«.