Umstrittene Straßennamen

Fritz Reuter

Fritz Reuter (1810-1874), German writer. Ca. 1870. (Photo by adoc-photos/Corbis via Getty Images)

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor.
Fritz Reuter, einer der bedeutendsten Schriftsteller und Dichter niederdeutscher Sprache, ist in Neukölln omnipräsent. In Nordneukölln gibt es die Reuterstraße und den Reuterplatz, in der Hufeisensiedlung in Britz wurden alle Straßennamen nach Figuren aus seinen Erzählungen oder nach Stationen aus seinem Leben benannt, am östlichen Rand der Siedlung verläuft die Fritz-Reuter-Allee.
Reuter gilt als einer der Begründer der neueren niederdeutschen Literatur und Wegbereiter der Wiederbelebung des Niederdeutschen als Literatursprache. In seinen Werken bringt er immer wieder soziale Problematiken ins Spiel und prangert die Rechtlosigkeit der Landbevölkerung und die Tyrannei der Gutsherren an.
Fritz Reuter wird 1810 als Sohn des Stavenhagener Bürgermeisters geboren. 1831 beginnt er auf Wunsch des Vaters in Rostock eher lustlos Jura zu studieren, wechselt ein Jahr später nach Jena, wo er sich der »Jenaischen Burschenschaft Germania« anschließt. Das bringt ihm einen Prozess wegen Hochverrats und Majestätsbeleidigung ein. Er wird zum Tode verurteilt, jedoch nach vier Jahren Festungshaft wieder in die Freiheit entlassen. Diese Erfahrung verarbeitet er später in seinem Roman »Ut mine Festungstid«.
1842 tritt er eine Stellung als Volontär bei einem Gutspächter an und lernt dort Louise (»Lowise«), seine spätere Frau, kennen.
1853 gelingt ihm mit den »Läuschen un Rimels«, gereimte Glossen – mecklenburgisch Läuschen – sein erster größerer Erfolg. Bei der Beschreibung der Juden überwiegen hier die negativen Stereotypen: Juden sind zumeist wohlhabend aber geizig, unerbittlich beim Schuldeneintreiben, berechnend und bei Geschäften oder Wetten nicht vertrauenswürdig.
»De olle Moses« in seinem Roman »Ut mine Stromtid« dagegen verkörpert die Figur eines standhaften und gerechten Menschen. Seinem langjährigen jüdischen Freund und Hausarzt Dr. med. Michael Liebmann setzte er in der Figur des »Dr. med. Soundso« ein literarisches Denkmal.
Wegen der dünnen Quellenlage empfiehlt Sassmanshausen weitere Forschung, gegebenenfalls Kontextualisierung.

mr