Wenig sozialer Bebauungsplan fällt im Ausschuss durch
Die Debatte um die Bebauung von Teilen des Emmauskirchhofs an der Hermannstraße geht in die nächste Runde. In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 11. April wurde nach kontroverser Diskussion den Plänen der Vonovia-Tochter »Buwog« eine klare Absage erteilt.
Seit den 1980er Jahren wurde dieser Teil des Friedhofs sich weitgehend selbst überlassen. Zu den dickstämmigen Laubbäumen, die einst für den Friedhof gepflanzt wurden, gesellt sich nun ein junger Wald mit dichtem Unterholz, ein Paradies für Insekten, Pilze und Vögel.
Die »Buwog« hat das Gelände sowie eine angrenzende Brache 2016 gekauft und will im kommenden Jahr mit dem »Projekt Neumarien« beginnen. Sieben fünfstöckige Gebäuderiegel mit insgesamt 650 Wohnungen, einer Mischung aus Eigentum, frei und gefördert, will das private Wohnungsbauunternehmen hier errichten, mitsamt Tiefgaragen und befestigter Durchwegung.
Zum Auftakt der Sitzung präsentierte Thomas Mahler, Standortleiter der »Buwog« in Berlin das Vorhaben in rosigen Farben. Es gehe nur um 30 Prozent der Fläche, die bebaut werden solle, die Alleen mit den Linden blieben erhalten, ebenso eine 200jährige Eiche, um die herumgebaut werde. Überhaupt werde erst mit diesen Maßnahmen das Gartendenkmal wiederhergestellt und erlebbar gemacht. Für abgeholzte Flächen werde darüber hinaus ein Ausgleich geschaffen – auf der Rudower Höhe.
»Berlin braucht bezahlbaren Wohnraum, aber angesichts der Klimakrise auch Grünflächen, ein schier unauflösbares Dilemma«, sagte Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne).
»Gegen Sozialwohnungen auf der Brachfläche haben wir gar nichts einzuwenden«, sagte ein Sprecher der Initiative »Emmaus bleibt«. Auf der Fläche des Emmauswalds selbst gehe es nun einmal nicht um bezahlbaren Wohnraum. Neukölln brauche aber nicht noch mehr Eigentumswohnungen für Haushalte mit hohem Einkommen, wobei fraglich sei, ob die »Buwog« Eigentumswohnungen überhaupt loswürde. Auf dem gegenüber dem Emmauskirchhof liegenden »Wohnpark St. Marien« stehen fast 70 Wohnungen leer – vermutlich, weil sich kaum jemand die Quadratmeterpreise von 20 bis 25 Euro Warmmiete leisten kann.
Die Initiative hat ihrerseits eine Reihe bereits versiegelter Flächen in der Nähe dokumentiert, die stattdessen für sozialen Wohnungsbau in Frage kämen, und fordert vom Bezirk eine entsprechende Machbarkeitsstudie. Außerdem habe man mit verschiedenen Stiftungen gesprochen, die sich vorstellen könnten, den Wald zu kaufen, um ihn zu erhalten. Diesem Ansinnen erteilte Mahler aber umgehend eine Absage.
Am Ende wurde ein Antrag der SPD angenommen, der im Bebauungsplan die Möglichkeit einer Neuaufteilung der Baumasse vorsieht, um einen größtmöglichen Kompromiss zwischen Waldschutz und sozialem Wohnungsbau zu erzielen.
In der Bezirksverordnetenversammlung vom 26. April wurde diesem Antrag ebenfalls zugestimmt.
mr