Bruno Bauer Straße
Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. In Neukölln hat er dabei 18 Straßen und Plätze identifiziert, deren Namensgeber antisemitische Verstrickungen haben.
Die Kiez und Kneipe stellt in den kommenden Ausgaben die Namensgeber vor.
Die Bruno-Bauer-Straße verläuft von der Silbersteinstraße über Glasower Straße bis zur Britzkestraße.
In seiner Jugend war Bruno Bauer einer der engsten Freunde von Karl Marx – im Alter stand er auf Seiten der politischen Reaktion. Bruno Bauer ist eine der schillerndsten Gestalten des deutschen Geistes im 19. Jahrhundert.
Am 6. September 1809 wurde er im thüringischen Eisenberg geboren. Ab 1829 studierte er an der Berliner Universität Theologie, vornehmlich bei dem Rechtshegelianer Philipp Konrad Marheineke. Ab 1839 wirkte er als Privatdozent in Bonn wo er sich weiter radikalisierte. Aufgrund seiner Schriften, in denen er scharf die christliche Religion und Theologie, zugleich auch den sich als »christlich« verstehenden Preußischen Staat kritisierte, wurde ihm im März 1842 die Lehrbefugnis entzogen. Daraufhin ließ er sich als freier Schriftsteller in Berlin nieder, seit 1844 in Rixdorf, wo er nebenbei einen Hof bewirtschaftete. Mit Marx hatte er sich längst überworfen. Nach der Märzrevolution 1848 und der auf sie folgenden Restauration passte sich Bruno Bauer den neuen politischen Verhältnissen an und mutierte immer mehr zum Konservativen.
Anfang der 40er Jahre begann er, sich literarisch mit der Judenfrage auseinanderzusetzen. Bauers Kritik des Judentums war zunächst die Kritik einer Religion, die in ihren Traditionen verhaftet blieb und sich der Auflösung widersetzte. Der Glaube der Juden gehöre einer weltgeschichtlichen Vergangenheit an, er sei »antiquiert, mit dem Heidentum auf eine Stufe herabgedrückt«. In späteren Artikeln verbreitete er dann aber üble antisemitische Stereotype.
Sassmannshausen schlägt daher die Umbenenung der Straße vor.
mr