Neun Jahre Schlagen, Putten und Schaukeln

»Hertzberg Golf« – Großstadtoase mit Retrocharme

Seit Anfang März ist wieder Saison auf dem Minigolfplatz mit Gartencafé auf dem Hertzbergplatz! Am 1. Mai 2014 wurde die traditionsreiche Anlage, die es bereits seit den frühen 60er-Jahren gibt, wiedereröffnet und hat sich seither zu einem familienfreundlichen Sommertreffpunkt im Häusermeer entwickelt.

MINI Bahn, maxi Spaß.     Foto: hlb

Leider wird Pit-Pat, die billardähnliche junge Schwester des Minigolf mit tischartigen Bahnen, nicht mehr angeboten, dafür haben die Betreiber wieder viel Mühe in die Instandhaltung der 18 regulären und noch ursprünglichen Zementfaser-/Eternitbahnen gesteckt, um diese gut in Schuss zu halten und so weiterhin mitzuhelfen, den Minigolfsport von seinem etwas angestaubten Image zu befreien. Dennoch soll der nostalgische Retro-Charme der alten Anlage zwischen Oma-, Biergarten und Campingplatz auf keinen Fall wegrenoviert werden. Pächter Frank Terhorst liegt viel daran, dass bewährte Originalelemente wie die putzigen Pilzlampen zum Wohlfühlflair für die Gäste, auch am Abend, beitragen. Und so kommen viele auch nur, um hier auf ein Getränk aus der Bude zu chillen, private Feiern mit selbst mitgebrachtem Essen an der frischen – oder grillrauchgeschwängerten – Luft zu begehen oder an Sonderveranstaltungen wie Leseabenden teilzunehmen.
Kult und heißbegehrt ist die Hollywoodschaukel, deren Schwung, ebenso wie Blumengesteck und Deckchen auf jedem Gartentisch, »Dujardin«-Aschenbecher, Sitzbänke und Blumenkästen, zur Idylle der kleinen heilen Feierabendwelt beitragen. Original sind auch die aufgestakten Tischchen mit Spieltipps an jeder Bahn noch, auf die man den Zählblock legt. »Minigolf steckt drin in vielen«, meint der angehende Mittfünfziger Terhorst, der als Kind schon ein Faible für Minigolf hatte.
Eigentlich handelt es sich auf dem Hertzbergplatz um Miniaturgolfbahnen. Diese sind mit 6,25 Metern Länge und 90 Zentimetern Breite kürzer und schmaler als die beim offiziellen Minigolf (12 mal 1,25 Meter) und bestehen auch nicht aus Beton, weshalb sie auch nicht betreten werden dürfen.
Terhorst war einst Logistiker für »Ärzte ohne Grenzen« und weiß das Beste selbst aus Provisorien zu machen. Dass sich Spiel, Spaß, (Ent-)Spannung und wohl auch manchmal ein bisschen Schadenfreude beim Minigolf unabhängig von Alter, Kultur und Einkommen erleben lassen, begeistert ihn so, dass er seit einigen Jahren auch noch einen Platz in Steglitz betreibt.
Den Ball, den es je nach Bahn in vier Härtegraden gibt, mit dem Schläger über Hindernisse, Rampen und Ecken ins Zielloch zu bekommen, ist oft tückischer als es aussieht. Und spätestens nach sechs gescheiterten Versuchen ist Schluss an jeder Bahn und eine »7« muss auf den Zettel. Aber das gemeinsame geschickliche Tun, Ausprobieren und Dazulernen ist eh viel wichtiger als das Gewinnen, diese schöne non-digitale Freizeitgestaltung grenzt sich vom Prinzip schon vom sonstigen sportlichen Schneller-Höher-Weiter ab.
Die Hertzberger fegen mehrmals täglich den gesamten Parkour, um die Bespielbarkeit für Könner wie auch Spaßspieler zu gewährleisten. An den Bahnen stehen aber auch Besen zur Verfügung, mit denen anspruchsvolle und penible Spieler selbst zur Reinigungstat schreiten können. Alle Bahnen verfügen über die notwendigen Markierungen wie Abschlagspunkte und -linien, um nach den offiziellen internationalen Regeln spielen zu können. Vier Euro kostet eine Runde pro Person, Kinder zwischen vier und 14 Jahren machen für einen Euro weniger mit. Vergünstigte Zehnerkarten, Saisonkarten oder „Selbstversorger“-Tageskarten für Spieler mit eigenem Equipment gibt es ebenfalls. Wer Bilder und Empfehlungen von anderen Plätzen hat, die er empfehlen möchte, kann dies auf der Hertzberg-Website hinterlassen. Diese Golfoase ist ein ganz großes Miniaturvergnügen, das uns noch lange erfreuen möge!

hlb
Hertzberg Golf, Sonnenallee 165, Mo – Fr 14 – 19, Sa/So 11 – 19 Uhr, www.hertzberg-golf.de, Facebook: hertzberggolf