Nah- bis fernöstliche Leibesfreuden auf dem Kottbusser Damm
Godebutz, Codbusch, Cadbuß, Kohebuz, Kotpus oder eben Kottbuss – es gibt an die 130 Schreibweisen der im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnten Stadt Cottbus. Die mit C und K wurden im 19. Jahrhundert permanent im Wechsel genutzt. Jedenfalls bildet der Kottbusser Damm, vor 1874 noch Rixdorfer Damm genannt, heute die nordwestlichste Grenze Neuköllns – allerdings nur die Bebauung auf der östlichen Straßenseite mit den Hausnummern 62 bis 104; Straße und Trottoir sind bereits in Kreuzberg. Aber wir wollen uns ja um die inneren Werte kümmern.
Zwischen Hermannplatz und Maybachufer bietet sich den hungrigen Flaneuren auf einem knappen Kilometer eine Vielzahl an kulinarischen Verlockungen – und das beileibe nicht nur in diversen Backshops und Supermärkten. Seit Generationen türkisch geprägt, wird in der Gegend natürlich viel mediterran gekocht und gegrillt: Hähnchen und – logo – Döner an der Bude des »Royal Imbiss« (der einst mit dem klugen »Qualität ist nicht Zufall« warb), Köfte und Falafel im »Bal-Köfteci« – und in der neuen »Gokorec«-Filiale kommt der Streetfood-Klassiker Kokorec, gegrillter Lammdarm, ins Ekmek (Brot). Nachtschwärmer lieben das »Gel Gör« (zu deutsch »Komm und schau«), das auch nach der Modernisierung bis tief in die Nacht perfekte Köfte mit frischen Kräutern, aber auch Innereien wie Leber zubereitet.
Im Café-Imbiss »Çarık Kuruyemiş« sind türkische Kumpir die Spezialität: Gebackene Ofenkartoffeln, die aufgeschnitten, innen mit Butter und Käse püriert und dann reichlich mit sauren Gurken, Mais, Oliven, Thunfisch, Sucuk und/oder diversen Salaten und Soßen nach Wahl getoppt werden.
Ein Vollprogramm von Frühstücksplatten über Pizza (auch mit Kavurma-Fleischgeschnetzeltem), Pasta, Salate bis hin zu typisch türkischen Desserts hat das schicke »Demlik Simit Sarayı« auf der Karte. Mit, wie das »Kaffee am Markt«, ähnlicher Vielfalt schon ab frühmorgens, zudem mit Backwaren und Patisserie aus eigener Manufaktur, ebenfalls Kumpir und Highlights wie hausgemachten Manti (mit Hack gefüllten Teigtaschen) punktet seit vielen Jahren das rustikal-gemütliche »La Femme«, das mit dem »La.MACUN« nun auch ein Dutzend saftige Pide-Pizzen außenverkauft.
Ordentliche Halal-Hamburger servieren die Jungs vom »Big Selo Burger« bis nachts um zwei, eine originelle Alternative sind die knusprig-weichen Sesamsandwiches, die im »Berlin Kumru« mit verschiedenen, auf heißer Platte angebratenen Wurstsorten, Käse, Gurken und Tomaten gefüllt werden. Der »Atom« mit extra Ei ist eine echte Bombe.
Aber es geht längst nicht nur türkisch-mediterran zu auf dem Damm. Ein Stück »Turtle Pizza«, auch vegan oder mit Lachs und Schmand, geht im Zweifelsfall immer, doch vor allem die asiatische Küche lohnt den Halt am Damm. Das rumpelig-winzige »Masashi« ist einer der berlinältesten und authentischsten Sushi-Japaner; taiwanesische Teigtaschen, Nudel-, Reis- und Schweinefleischgerichte bietet das kleine »Beef House« und im »Ssam Korean Barbecue« ist neben Pfannkuchen, Maultaschen oder Eintöpfen das Tischgrillen von Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten (auch Austern) der gesellige Hit. In der hiesigen Filiale des weltläufigen »Transit« lässt sich aus gut 30 Tapasschalen mit unterschiedlichsten südostasiatischen Köstlichkeiten wählen. Indische Samosa mit frischgepresstem Zuckerrohrsaft überraschen im panasiatischen »«Zora«-Supermarkt.
Zu guter Letzt dann ein bis viele Bier in der »Ankerklause«, Speerspitze und Leuchtturm Neuköllns, wo sich Touris wie Kiezler treffen, um das bunte Treiben des Menschenzoos hier wie im Allgemeinen zu bestaunen und erörtern. Ob Cottbus auch so einen attraktiven Damm hat?
hlb