»Marsha« zieht zeitweise in Frittierschmiede ein
Im fünften Jahr seines Kultimbisses »Style Stallone Sandwichbar« hat sich Inhaber Till Heinisch nach dem Motto »Sharing is caring« einen alten Koch-Weggefährten als Untermieter geholt: Immer von Samstag bis Montag residiert hier das »Marsha tapa Gastrobar Pop-up«. Dann werden über die »Style«-Leuchtschilder einfach »MARSHA«-Folien gezogen und, caramba, kommt es einem spanisch vor.
Martin Schanninger, Chef de cuisine, Gastroconsultant und Foodnomade mit je einem Fuß in Berlin und Barcelona, hat im 80er-Flair des pastelligen Raumes eine neue kulinarische Heimat gefunden und serviert statt Pommes, Currywurst und Steaksandwiches nun originelle, wöchentlich wechselnde Schmeckereien in Form von Tapas.
Schanninger, der über 20 Jahre Restauranterfahrung mitbringt, bereitet hier mit intuitivem Ansatz Variationen der spanischen Kleinigkeiten zu, die den bekannten iberischen Teller- und Schüsselgerichtchen stets einen besonderen Twist geben und auch »Foodporner« überzeugen dürften, so frisch und mit eigener Handschrift gemacht wie sie sind.
Von knusprigen Patatas bravas (Kartoffeln) mit Alioli oder Rosenkohlsalat über Fischiges wie Boquerones (Sardellen) mit Pistazien, Muscheln mit Essig und Mandeln oder Escalivada-Grillgemüse mit Anchovis bis hin zu Fleischigem wie Solfsau-Schinken, Cassoulet-Eintopf mit Safran und Artischocken, Knoblauchkaninchen oder Spiegeleiern mit Chorizo reicht das Menu – mit meist um die elf aktuellen Speisen und bei Preisen von 3 bis 14 Euro.
Als – dann doch noch – Sandwich kommt mitunter eine Bocata aus selbstgebackenem Brot mit Sobrasada-Rohwurst und Brie. Für Vegetarier bieten sich Kroketten mit Süßkartoffel und Linsen, Tomate-Estragon-Salat oder Kürbis mit Cashew und Pilzen an. Dass die Albondigas-Hackbällchen in einer Tintenfischsauce baden oder die Tortilla ansehnlich von Kohl und Pilzen getoppt wird, zeugt von Marshas ästhetischem Anspruch – das Auge isst mit. Wer Glück hat, schafft noch ein Dessert, mal Quittencrumble, mal Crema Catalana.
Als begleitende Getränke empfehlen sich ein spritziger Vermut-Drink oder Cava oder ein Wein französischer, deutscher, oder natürlich auch spanischer Provenienz. Das feine, unfiltrierte Münsteraner »Pinkus«-Biobier kommt wie bei Heinisch weiterhin vom Fass.
Wenn das Herbstwetter das Draußensitzen nicht mehr möglich macht, dürfte es auf den Barhockern an den wenigen Tischen in diesem Restaurant-Imbiss-Bar-Hybrid schön kuschelig werden. Was dem fröhlichen, gemeinsamen Durchprobieren durch modern dargebotene spanische Leckereien und dem Teilen von Urlaubssehnsüchten ja nur zuträglich sein kann.
hlb
Marsha.tapa Gastrobar, Reuterstr. 57, Sa/Mo 18 – 23, So 16:00 – 23 Uhr, Instagram: martinschanninger