Vortrag über den Fußballpionier Walther Bensemann
Eigentlich sollte bereits am 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa am 8. Mai 2020 ein zweitägiges Freundschafts-Jugendfußballturnier stattfinden, ausgerichtet vom »BSV Grün-Weiss Neukölln 1950 e. V.« und dem »TSV Rudow 1888 Berlin e. V.«.
Coronabedingt musste es ausfallen. An Pfingsten wird es nun nachgeholt.
Insgesamt werden am 4. und 5. Juni von 9:00 bis 14:30 auf den Sportanlagen in der Johannisthaler Chaussee 125 und der Neuköllner Str. 277 18 internationale Mannschaften mit Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren gegeneinander antreten.
Das Turnier trägt den Namen: »Tournament of Peace – in memoriam Walther Bensemann«.
Wer dieser Mann war, erzählte am 15. Mai im »Zentrum Dreieinigkeit« der Autor Bernd M. Beyer, der unter anderem den biografischen Roman »Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte« geschrieben hat, in dem er die schillernde Persönlichkeit Walther Bensemanns lebendig werden lässt und einen Einblick gibt in jene Zeit, in der das Fußballspiel zum deutschen Volkssport aufstieg.
Ende des 19. Jahrhunderts kam der moderne Fußball aus England auf den europäischen Kontinent. Einer seiner wichtigsten Pioniere war Walther Bensemann, der bereits als Schüler in einer Privatschule im schweizerischen Montreux mit dem »Fußballfieber« infiziert wurde. Britische Mitschüler hatten ihn dort mit dem neuartigen Spiel bekannt gemacht. Fortan hatte er den festen Willen, Deutschland zu missionieren.
Als Student war Bensemann an der Gründung von Fußballvereinen in Straßburg, Baden-Baden, Frankfurt, Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Marburg und München beteiligt. Noch heute bekannte Spitzenclubs wie »Eintracht Frankfurt« oder der »FC Bayern München« gehen auf von Bensemann gegründete Vereine zurück.
Ende 1898 organisierte er die ersten internationalen Begegnungen deutscher Auswahlmannschaften, die »Ur-Länderspiele«. Auch an der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes im Januar 1900 in Leipzig war er entscheidend beteiligt, und 20 Jahre später rief er die Zeitschrift »Kicker« ins Leben, die er in den zwanziger Jahren zur wichtigsten Fußballzeitung des Kontinents machte. Als brillanter Sportjournalist warb er wortmächtig dafür, den Sport als Instrument der Völkerverständigung zu begreifen und Brücken zwischen jungen Menschen unterschiedlicher Nationen zu bauen. In Nazideutschland war für den jüdischen Kosmopoliten kein Platz mehr. Er musste in die Schweiz emigrieren, wo er wenig später starb und weitgehend in Vergessenheit geriet.
Mehr aus dieser Zeit zeigt die Ausstellung »Kicker, Kämpfer und Legenden. Juden im deutschen Fußball« im Zentrum Dreieinigkeit, Lipschitzallee 7.
Die Finissage findet Pfingstmontag, 6. Juni, um 16 Uhr statt.
mr