Steigende Energiepreise beuteln die Geldbörse
»Man kann den Cent umdrehen soviel man will, es wird nicht mehr.« Peter stoppt seinen Elektrorollstuhl, um Pfandflaschen in einer Plastiktüte mitzu nehmen. Der Einkauf wird zu teuer, es reicht hinten und vorne nicht, um alles aus seiner zu knappen Sozialrente zu erschwingen, ein wahrer Kraftakt, nicht nur für ihn, sondern auch für andere Menschen, die Transferleistungen beziehen. »Ich fahre schon herum, von Geschäft zu Geschäft, um zu sehen, ob es etwas billiger gibt«.
In diese Bedrängung kommen nicht nur Menschen, die soziale Leistungen beziehen, sondern alle anderen, die von ihrer Erwerbsarbeit leben und nicht zu den Vielverdienenden zählen. Der Mindestlohn liegt noch nicht bei zwölf Euro. Selbst die, welche im Mittelfeld recht gut verdienen, können nicht absolut sicher sein, dass ihr Einkommen künftig zur Deckung des Lebensstils reichen wird, zumal sie alleinerziehend sein können oder Familien haben. Den steigenden Mieten folgen nun die Energiekosten und Lebensmittelpreise.Nach steigenden Benzinkosten kam der zweite Schock mit der Ankündigung von Energieversorgern wie der »Gasag«, die Bezugspreise für Gas ab Mai um 26 Prozent zu erhöhen und vorläufig keine Neukunden anzunehmen. Viele Haushalte erreichten darauf hin Briefe, in denen die monatlichen Abschläge um fünfzig Prozent angehoben wurden. Der schwedische Stromversorger »Vattenfall«, Anteilseigner bei der Gasag, hält sich nicht zurück, wenn es um Kostensteigerungen geht.
Eine Preissteigerung über 20 Prozent scheint sich zur magischen Zahl der Verbraucherkosten zu entwickeln, nicht nur, wenn es um Energie geht. Kartoffeln beispielsweise kosten inzwischen 23 Prozent mehr. Die aktuelle Inflationsrate liegt bei knapp über sieben Prozent. Offiziell ist nur von der Gefahr einer wirtschaftlichen Rezession, noch nicht auf einem Einbruch auf dem Arbeitsmarkt, von anhaltendem Fachkräftemangel bleibt die Rede. Im persönlichen Geldbeutel sieht es dennoch zunehmend knapper aus. Es bleibt abzuwarten, wie stark Zuschüsse auf die Benzinpreise sowie Entlastungen auf Steuern wirken. Die Berliner »Linke« als Landespartei geht diesbezüglich gewagt in die Runde. Sie verlangt einen »bundesweiten Energiedeckel« und ein »Verbot von Stromsperren«, angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Bundestag wohl mit wenig Aussicht auf Erfolg.
Für die Bezieher von Transferleistungen besteht die geringe Möglichkeit, sich die Heizkosten für Gas erstatten zu lassen, doch beim Strom wird es bereits enger. Peter S. stellt fest, »Bei der Tafel wird es auch weniger. Zum Glück gibt es noch viel Obst und teilweise Gemüse. Wie es weitergehen wird, kann ich nicht sagen. Ich hoffe, dass zumindest die versprochene Einmalzahlung kommt. Nach von hundert Euro soll es jetzt nun 200 geben. Mir wären 100 Euro mehr regelmäßig pro Monat am Liebsten.«
th