Seit zehn Jahren ungesühnt

Gedenkfeier erinnert an den Mord an Burak Bektaş

Zehn Jahre sind inzwischen vergangen, seit am 5. April 2012 ein Unbekannter in der Nähe des Neuköllner Krankenhauses unvermittelt auf eine Gruppe Jugendlicher schoss. Der damals 22 jährige Burak Bektaş starb, zwei seiner Begleiter wurden schwer verletzt. Der Täter verschwand, von ihm fehlt bis heute jede Spur. Der Verdacht steht seitdem im Raum, dass Burak Bektaş Opfer eines rechtsextremen Verbrechens geworden ist. »Der Tathergang erinnert an die Morde des NSU«, erklärt die »Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş«.

Menschen gedenken.Foto: mr

Rund 200 Menschen – Angehörige, Freunde und Mitglieder verschiedener Initiativen, die sich für die Aufklärung der Mordtat einsetzen – versammelten sich am 10. April an der Gedenkstätte am Möwenweg, um zu erinnern und anzuklagen. Mit Blick auf den Mord und auch im Zusammenhang mit der seit Jahren anhaltenden rechtsextremen Angriffsserie in Neukölln forderten sie eine lückenlose Aufklärung: »Wir werden Jahr für Jahr hier stehen bis der Täter gefasst ist«.
In verschiedenen weiteren Redebeiträgen wurde den Ermittlungsbehörden vorgeworfen, versagt zu haben und auf dem rechten Auge blind zu sein. »Es raubt uns den Atem, mit welcher Nachlässigkeit die Behörden agieren«, sagte einer der Redner. So wurde ein rassistisches Motiv ausgeschlossen, Hinweise auf die politische Zuordnung des Täters zur rechten Szene nicht verfolgt und Indizien am Tatort nicht gesichert. »Wir glauben nicht, dass die staatlichen Stellen inkompetent sind, sondern dass rassistische Vorurteile die Ermittlungen beeinflussen«, hieß es weiter. Das die Staatsanwaltschaft sage, es handele sich bei diesem Mord um das »perfekte Verbrechen«, komme einer Kapitulation gleich.
Melek Bektaş, die Mutter des Ermordeten, dankte den vielen Unterstützern. Ohne sie wäre die Tat wohl nur eine Familienangelegenheit geblieben. Auch der Gedenkort, an dem 2018 die Bronzeskulptur mit dem Namen »Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle« errichtet wurde, war nur durch breite Unterstützung der Öffentlichkeit möglich.
Voraussichtlich ab Mitte Mai soll ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss die Arbeit der Ermittlungsbehörden bei der Aufklärung der Serie rechter Anschläge sowie möglicher Bezüge zu den Morden an Burak Bektaş und Luke Holland unter die Lupe nehmen.

mr