Hasenheide ohne »Neuköllner Maientage«

Das Volksfest muss dem Umbau des Volksparks weichen

Noch einmal drehen sich in diesem Jahr die Karussells in der Hasenheide, dann ist Schluss mit den »Neuköllner Maientagen«. Zumindest an diesem Standort. Das teilte Baustadtrat Jochen Biedermann in der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 23. März auf eine Große Anfrage der CDU mit. Die 55. und letzte Ausgabe des Volksfestes in der Hasenheide soll vom 29. April bis zum 22. Mai stattfinden.

Noch einmal und dann nie wieder.     Foto: Stephanus Parmann

Es sei eine schwere Entscheidung gewesen, da dem Bezirksamt die schwierige Situation der Schausteller nach der Pandemie durchaus bewusst sei, aber die Hasenheide habe unter der Trockenheit der letzten Jahre extrem gelitten, erklärte Biedermann. Zehn Prozent der Bäume mussten in den letzten Jahren vorzeitig gefällt werden. Den diesjährigen Stürmen fielen zudem 37 weitere Bäume zum Opfer. Die Maientage würden weitere erhebliche Schäden verursachen. Durch die tonnenschweren Fahrgeschäfte werde der Boden stark verdichtet. Zudem finde die Veranstaltung zur Brut- und Aufzuchtzeit vieler Vögel und Fledermäuse statt, die durch die Licht- und Lärmemissionen gestört würden.
Da der Bezirk den Zuschlag für das vom Bund mit über fünf Millionen Euro geförderte Pilotprojekt »Klimaresiliente Hasenheide« erhalten habe, biete sich jetzt die einmalige Chance, die Hasenheide fit für die Zukunft zu machen. Das sei mit der Durchführung eines Volksfestes nicht vereinbar.
Das Bezirksamt bemühe sich aber gemeinsam mit den Schaustellern, einen neuen Standort zu finden. Biedermann brachte dabei die versiegelte Fläche des Tempelhofer Feldes ins Spiel. »Ich hoffe, dass beides gelingt: ein neuer Standort für die Maientage und ein Neuanfang für die Hasenheide«, so der Stadtrat. Darüber hinaus unterstütze der Bezirk die Schaustellerbranche mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. So werde in diesem Jahr etwa auf die Sondernutzungsgebühr für die Veranstaltung der »Britzer Baumblüte« verzichtet, die vom 8. bis 24. April stattfinden wird.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Gerrit Kringel zeigte sich schockiert ob der Antwort. »Hier werden Klimawerte gegen die Schausteller ausgespielt«, klagte er. »Man nimmt den Leuten den letzten Berliner Schwoof weg«, meinte seine Parteifreundin Elfriede Manteuffel. Es gehe dabei um das Vergnügen der einfachen Menschen.
»Wie bisher geht es nicht weiter«, antwortete Thomas Blesing (SPD). Ein besseres Paket als die fünf Millionen könne es nicht geben, um neue Bäume zu pflanzen, die Bewässerung zu optimieren und den Boden zu verbessern. »Wir wollen, dass die Hasenheide 365 Tage im Jahr Vergnügen bereitet.«
Statt Bürohäuser und Autobahnen zu bauen, sollte lieber Platz für einen Rummel geschaffen werden, meinte Carla Assmann (Die Linke).

mr