Rosa Luxemburg in Berlin

Ein biografischer Stadtführer

Unter diesem Titel hat Claudia von Gélieu einen bemerkenswerten Stadtführer vorgelegt, veröffentlicht bei »Dietz Berlin«. Das 138 Seiten umfassende Werk wurde im handlichen Taschenformat gedruckt, enthält eine Übersichtskarte, einen Audioguide und mehr als 120 Abbildungen sowie einen Lebenslauf und eine Bibliografie. In 40 Kapiteln werden die Stationen vorgestellt, in denen Rosa Luxemburg lebte und wirkte. Es entsteht eine umfangreiche Schilderung des Schaffens dieser starken Frau, auch ihrer Liebesbeziehungen.
Claudia von Gélieu schildert die Stationen in 40 chronologischen Kapiteln, die je mindestens zwei Seiten umfassen. Die gebürtige Polin trifft am 16. Mai 1898 in Berlin ein und bleibt hauptsächlich dort bis zu ihrer Ermordung am 15. Januar 1919. Während dieser Jahre wächst sie zu einer führenden Vertreterin der SPD heran. Sie gehört zu den Menschen in der SPD, die den imperialistischen Krieg ablehnen. Das bringt ihr 1914 die Inhaftierung wegen »Volksverhetzung und Wehrkraftzersetzung« ein. Mit Karl Liebknecht und anderen gibt sie die verbotenen »Spartakusbriefe« heraus und arbeitet schließlich in der USPD, bevor sie am 30. Dezember 1918 Mitgründerin der KPD wird.
In Neukölln tritt sie mehrfach auf. Der Stadtteil mit 300.000 überwiegend proletarischen Einwohnern war eine Hochburg der SPD und bildete das Zentrum der Kriegsgegner. Während der Revolution 1918 hielt sie eine fundierte Rede über »Die Aufgaben der Revolution« in den »Neukölln Passagen«, sie warnte vor zu frühen Hoffnungen, missbilligte gleichzeitig das gewalttätige Vorgehen der russischen Kommunisten gegen Teile der Arbeiterklasse.
Ihre Sekretärin und Vertraute Mathilde Jakob schrieb über Rosa Luxemburg: »Nie zuvor hatte eine Frau einen so tiefen Eindruck auf mich gemacht. Ihre großen leuchtenden Augen, die alles zu verstehen schienen, ihre Bescheidenheit und Güte, ihre fast kindliche Freude an allem Schönen, ließen mein Herz für sie höher schlagen.«
Claudia von Gélieus kompaktes Werk ist praktisch ein umfangreiches Porträt der Rosa Luxemburg. An vielen Orten wird ihre Erinnerung hochgehalten, obwohl sie nach ihrer Ankunft an ihren damaligen Lebenspartner Leo Jogiches schrieb, Berlin gefalle ihr gar nicht, es sei zu schmutzig, voller bürgerlicher Menschen, die »einen preußischen Besen geschluckt« haben müssten.

th
Rosa Luxemburg in Berlin, Dietz Berlin, 6 Euro.