Startklar für »Startbahn«

Sitzreihen raus, Kissen rein, Farbe an die Wände

Die Genezareth-Kirche erstrahlt seit dem ersten Wochenende im September nicht nur im neuen Outfit, sondern auch mit originellem Konzept.

Zwei starke Frauen am Start.Foto: bs

Die drei Emporen, auf denen ehemals der Chor schmetterte, wurden in unterschiedlichen Farben gestrichen, die Stufen mit bequemen Kissen versehen, Liegestühle und Pflanzen drapiert.
Im Kirchenraum wurden an den Seiten die Türen entfernt und Platz für mobile Sitz­ecken, Kunstinstallationen, Tafeln und Whiteboards und eine Bücher-Tauschbox geschaffen.
Neben dem Mosaik im Eingangsbereich wurde eine kleine Mooswand installiert und so ein ruhiger Ort für Gebete geschaffen. Auf der anderen Seite steht ein rundes Etwas, das als Info-Tisch dient und sich gleich den Spitznamen »Tresen« eingehandelt hat. In der Mitte liegt ein grosser runder Teppich mit vielen Kissen, die zur Meditation genutzt werden können. Bei Bedarf können bis zu 150 Stühle aufgestellt werden. Und das WLAN funktioniert auch.
Auch bei der Eröffnung war ein frischer Geist zu spüren. Auf dem Vordach musizierte und tanzte ein Gospelchor, durch den sich die zahlreichen Besucher zum Mitschwingen animiert fühlten. Die Türen der Kirche waren weit geöffnet, und Luftballons wurden in den Himmel geschickt.
»Durch Spiritualität fühlen sich die Menschen hier mehr angesprochen als wenn ich von Gott rede,« sagt Pfarrerin Jasmin El-Manhy vom evangelischen Kirchenkreis. »Ich möchte, dass hier ein Ort der Ruhe, der Meditation und des Miteinanders entsteht,« sagt sie, »und dass sich die Kirche in den Kiez öffnet.« Sie ist Geschäftsführerin der »Startbahn« und sammelte in den letzten Jahren in der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg wichtige Erfahrungen. »Wir müssen verstäkt auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und eine gemeinsame Sprache entwickeln.«
Das Konzept der »Startbahn« beinhaltet ein Segensbüro. »Es gibt viele Anlässe Segen zu spenden, nicht nur zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen,« erzählt Pfarrerin Susann Kachel, die das Büro leitet. »Diesen christlichen Dienst üben wir sehr gerne aus. Segen ist für Menschen, die glauben, eine Stärkung, die Kraft Gottes, die einem zugesprochen wird. Jeder kann segnen, der Segen ist für alle da«, sagt Susann Kachel.
Die Pfarrerinnen haben auch für Sorgen und Nöte ein offenes Ohr. Dieses Angebot ist nicht auf Neukölln begrenzt, sondern gilt für ganz Berlin, ebenso für den Kreis der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg Oberlausitz (EKBO). Dem Zeitgeist entsprechend ist das »Segensbüro« auch online zu erreichen.
Das Team der »Startbahn« wird durch die Pfarrerinnen Anja Siebert-Bright verstärkt. Im Rahmen von »Spirit & Soul« bieten sie Meditationen auf dem Tempelhofer Feld, politische Nachtgebete und Gesprächsabende zu den unterschiedlichsten Themen an.
Weitere Kooperationspartner der »Startbahn« sind das Diakoniewerk Simeon sowie das benachbarte Café Terz. Auch das interkulurelle Zentrum ist weiterhin Bestandteil der Genezareth-Kirche, die tagsüber für Andachten und unterschiedlichste Angebote geöffnet ist.

bs
https://www.neukoelln-evangelisch.de/startbahn
http://www.segensbuero-berlin.de, 030-62 98 35 38
https://www.ts-evangelisch.de/theologie-der-stadt