Der Gorilla mit dem Sauerteig

Gläserne Bäckerei verwöhnt auf der Hermannstraße

Die Gorilla-Skulptur des Elektro-Tausendsassas und Künstlers Batman war ein Neuköllner Wahrzeichen an der Ecke Werbellin-/Hermannstraße. Mit dem Elektronikladen ging leider auch der Metallaffe. Aber sympathischerweise erinnert an ihn seit Ende November 2020 der Name der »Gorilla Bäckerei« an gleicher Stelle. Und das sehr würdevoll, ist das »Gorilla« doch weit mehr als eine Bäckerei.

CROISSANTS an der Kreuzung.      Foto: hlb

Die Gründer und Inhaber Frithjof und Matteo haben ein lichtes, minimalistisches Lokal geschaffen, das höchsten kulinarischen Ansprüchen an bestes Backhandwerk genügt. Innenarchitektonisch wurde dafür gesorgt, dass sich das eifrige Treiben in der Backstube wie auch in der Konditorei durch große Scheiben beobachten lässt – und die Backkünstler und -künstlerinnen so natürlich auch die freudige Kundschaft im Blick haben.
Das internationale Team der Gorillas setzt vor allem auf deliziöses Backwerk französischer und italienischer Machart. Sein handgemachtes Sauerteigbrot besteht aus besten Biomehlen, die Teige bekommen genug Zeit zu gehen, um so besonders gut verdaulich und geschmackvoll zu werden.
Ob das Hausbrot aus Weizen und Vollkornweizen, deftiges Landbrot aus Roggenmehl, luftiges Senatorebrot aus Semola-Vollkorngrießmehl, Haselnussbrot mit Leinsamen, Dinkelbrot oder die formvollendeten Baguettes – alle sind gehalt- wie geschmackvoll, halten sich länger und sind ihren verständlicherweise höheren Preis wert.
Jedes Wochenende gibt es ein zusätzliches Spezialbrot in großen Laibern, mal Polenta-Rosmarin, mal Weißbier-Kümmelsamen oder eins mit Oliven, eingelegten Zitronen und Thymian, damit es am Frühstücks- oder Abendbrottisch nicht langweilig wird.
In der gläsernen Produktion lässt sich auch die Pizzaherstellung begutachten. Die meist sechs verschiedenen Pizzen werden nach römischer, nicht neapolitanischer Art aus über Nacht gereiftem Grießmehlteig gebacken und sind so unten knusprig, innen fluffig und oben saftig belegt. Angeboten werden in rechteckigen Stücken klassische Margarita, Marinara mit gelben Datteltomaten, Kartoffel-Salsiccia, Olive-Oregano oder Rosmarin-Zwiebel-Kartoffel mit Nduja, einer scharfen italienischen Rohwurst.
In der Konditorei rechts im Lokal werden diverse Croissants, Quiches, salzige Tartes und Pastet­chen, aber auch Pain au Chocolat (mit einem Kern aus dunkler Vahona-Schokolade) oder selten erhältliche Kouing-Amanns, bretonische Blätterteigteilchen mit Karamel aus gesalzener Butter, gefertigt. Käsekuchen, Orangen-Mandel-Kuchen und weitere Tartes und Küchlein wie Mille-feuilles aus geschichtetem Blätterteil und zum Beispiel mit Pistazie-Himbeer-Füllung, verzücken alle Süßmäuler, längst auch über den Kiez hinaus.
An den Holztischen im kleinen Cafébereich, und auch auf der Terrasse draußen vor den blauen Fensterrahmen kann das frisch Produzierte direkt genossen werden, dazu alle gängigen Kaffeevariationen, auch Eiskaffee oder hausgemachte Limonaden. Auch einige Craft Biere, Kombuchas und österreichische oder serbische Naturweine werden verkauft beziehungsweise serviert. Außerdem gibt es Marmeladen zum Mitnehmen.
Ein Paradies für Fans des traditionellen wie modernen Backhandwerks, kreativ und voller abwechslungsreicher Versuchungen – Schlangestehen und die Enttäuschung, wenn manches schon ausverkauft ist, gehört dazu.

hlb
Gorillas Bäckerei, Hermannstr. 221, Mo – Do 8 – 17, Fr – So 8 – 19 Uhr, https://gorilla-baeckerei.de, Facebook/Instagram: gorilla_baeckerei