13 Tage im August 1961

Zeitzeugen berichten

Seit 1961 wird alljährlich im August an den Bau der Berliner Mauer gedacht. Kollektiv präsent sind Bilder, wie etwa das von der spektakulären Flucht des Grenzsoldaten Conrad Schumann, der mit geschulter Waffe über eine Stacheldrahtrolle gen Westen sprang. Gern und oft zitiert werden Schlüsselsätze von Politikern, wie zum Beispiel der von Walter Ulbricht, der noch vor dem Mauerbau im ZK behauptete, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten, oder das politische Statement von J. F. Kennedy vor dem Rathaus Schöneberg: »Ich bin ein Berliner.«

Foto und Druck:Heike Goldmann

Heike Goldmann aus Britz fragte sich aber: Was spielte sich tatsächlich an jenem schicksalhaften 13. August in Berlin ab, was passierte mit den Menschen hier und mit den Familien? Ihr Vater hatte dazu keine Erinnerungen, und so suchte sie mit ihrem Mann Sven nach solchen Zeitzeugen im Freundes- und Bekanntenkreis.
Sie fanden Menschen aus Ost- und Westberlin, die auch nach 60 Jahren noch die damaligen Ereignisse sehr lebhaft vor Augen hatten und dazu noch bereit waren, ihre privaten Geschichten zu teilen. Das Ehepaar hörte ihnen zu, und Sven notierte und redigierte das Gehörte mit dem Ziel, 13 dieser Geschichten im August im Internet zu veröffentlichen.
Den Link zu ihrer Sammlung fand ich auf der Nachbarschaftsplattform »nebenan.de«. Sieben Geschichten waren bis dahin bereits freigeschaltet, denn vom 1. bis 13. August wurde pro Tag ein weitere hinzugefügt. Überschrieben ist jede nur mit einem Vornamen und nicht immer ist es auch der des Erzählenden. Heike hat nicht nur das Titelbild auf ihrer Website entworfen, sondern jede Geschichte mit einem eindrucksvollen Druck versehen. Allein diese Bilder sind einen Besuch wert.
»Nicht alles ist genau so passiert, aber genau so ist es gewesen«, schreibt das Paar im Vorwort kryptisch. Darunter sind Aufzeichnungen von Ingeborg aus Prenzlauer Berg oder Jürgen aus Neukölln, von Heidi aus Wannsee und Wolfgang aus Karlshorst und von neun weiteren, die uns einen Blick in ihr damaliges privates Umfeld erlauben und nachvollziehbar machen, was und wie dieser 13. August 1961 bei ihnen alles veränderte.
All diese aufschlussreichen Geschichten und Heikes Bilder sind unter http://13geschichtenim­august.de/ zu finden. Eine 14. Geschichte hat sich noch hinzugesellt, weil Heike liebend gern mit dabei sein wollte. Im Ausblick dieser eindrucksvollen Seite wird auch ein neues Projekt vorgestellt. Dazu sucht das Paar persönliche Erinnerungen vom Kriegsende in Berlin im Mai 1945.

rr