Vom Wunsch endlich anzukommen
KuK: Welche Themen bewegen dich in deinem Kiez?
Galal: Am meisten denke ich gerade daran, dass ich schon wieder umziehen musste, schon wieder raus aus der Wohnung, wieder woanders hin. Ich wohne jetzt im Wedding, fast Reinickendorf. Meine Familie und ich können uns Neukölln nicht mehr leisten, seit Kurzem, seit der Mietendeckel beendet wurde. Davor war es auch oft knapp mit dem Geld bei meinen Eltern, aber jetzt geht es nicht mehr. Ich war sehr gern in Neukölln. Wir sind vor fünf Jahren aus Syrien hierher gekommen in den Reuterkiez. Als ich ein Baby war, sind meine Eltern mit mir schon aus Palästina nach Syrien geflohen. Ich bin mein ganzes Leben immer im Aufbruch, nie angekommen, und ich will das nicht mehr. Ich will einfach mal wo leben, meine Schule fertig machen, überhaupt einmal irgendwo sein. Ich will mich nicht beschweren, aber es ist einfach alles schwierig. Meine Eltern sprechen fast kein Deutsch. Ich übersetze alles für sie, ich kläre die offiziellen Sachen, lese Briefe, muss mit Vermietern, Ämtern und so weiter sprechen. Außerdem habe ich einen jüngeren Bruder, auf den ich oft aufpassen muss und den ich meistens an meiner Seite habe. Ich bin siebzehn Jahre alt und muss gleichzeitig erwachsen und gut in der Schule sein. Wenn ich wenigstens nicht immer umziehen müsste, wäre das schon ein Anfang.
KuK: Gibt es noch ein Thema, das dich im Moment beschäftigt?
Galal: Ja, ich möchte kurz Danke sagen. Danke dafür, dass ich in Berlin Freunde fürs Leben gefunden habe. Danke, dass ich Unterstützung in vielen Bereichen meines Lebens gefunden habe.
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*Galal, Lichtenrader Str.