Kampf gegen rechte Propaganda

Dokumentationen, Helplines und Demos wider den alltäglichen Extremismus

Neukölln wird seit 2016 von einer wachsenden Welle rechtsextremer, auch gewaltsamer Straftaten überzogen. Jetzt kommen in die Briefkästen im Neuköllner Norden, in dem bislang wenig offene nationalsozialistische Propaganda stattfand, einfach gestaltete rechtsradikale Flyer. Die sich selbst so nennenden »Reichsbürger« machten den Anfang mit gezielten Steckaktionen in den Häusern. Ihnen folgte »Der DritteWeg«. Nicht nur in der Symbolik lehnt sich diese Partei an das faschistische »Dritte Reich« an, von dem verheerender Krieg und Völkermord ausging.

Bärenstark wehren.   Foto: mr

Neuköllner Bürgerinnen und Bürger wehren sich gegen diese rechtsextremen Übergriffe. So gibt es zur Übersicht eine ausführliche Kartierung und Text- wie Bilddokumentation als Website von »acoabo«, in der neben zahlreichen Fakten die Opfer rechter Gewalt zur Sprache kommen. Der rechte Terror scheint wie eine Kette ohne Ende zu sein, zumal die Polizei bisher wenige Täter dingfest machen konnte und einzelne Beamte des Sicherheitsapparates mit der rechten Szene in Verbindung gebracht werden konnten.
Rechtsextremistische Grundhaltungen offenbaren sich nicht allein in Gewalt, sondern auch in alltäglichen Übergriffen. Dagegen gibt es jetzt aktive Ansprechstellen und eine koordinierte Help­line für die Opfer von Diskriminierung und Angriffen, da Selbsthilfe und gegenseitige Unterstützung wichtiger denn je sind, wenn es um rechte, rassistische und antisemitische Bedrohung oder Gewalt geht.
Praktisch kamen anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus vor diesem Hintergrund in Rudow über 300 Personen zu einer langen Menschenkette für ein weltoffenes und friedliches Miteinander in Neukölln zusammen. Zahlreiche antirassistische Bündnisse hatten dazu aufgerufen, sich daran zu beteiligen und ein Zeichen gegen Rassismus und rechtsextreme Übergriffe zu setzen. Neben vielen Bezirkspolitikern waren auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel, Schulstadträtin Karin Korte und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey dabei.
Es geht um viel. Anne Helm als von Mord bedrohte Aktivistin gegen Rechts und Mitglied des Abgeordnetenhauses für Linke bekannt, stellte frühzeitig fest, »dass die Nazis versuchen, in das Herz eines multikulturellen Bezirkes zu stoßen.«

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Anlaufstellen: https://acoabo.shinyapps.io/rechte_gewalt_neukoelln/
www.register-friedrichshain.de/vorfall,php, (Telegram-Gruppe) https:/t.me/neukoellnsolidarisch, Reach Out, www.reachoutberlin.de , beratung@reachoutberlin.de , Telefon 030 / 69 56 83 39