Zusammen schmieden

Ringe und scharfe Sachen aus Rixdorf

Unterm Dach der alten Dorfschmiede, die auf dem ehemaligen Dorfanger, dem heutigen Richardplatz in Neukölln steht, schmiedet gemeinsam das Ehepaar Böck. Sie ist Goldschmiedin, er Messerschmied, oder, wie es seit 1989 heißt, Schneidwerkzeugmechanikermeister in der wahrscheinlich letzten Berliner Messermanufaktur.

Rixdorfer Schmiede.Foto: rr

Die Schmiede wurde 1624 erstmals erwähnt. Auch nach fast 400 Jahren lodert hier die Esse. Ab 1797 sogar dauerhaft, als aus der alten ­»Lauf-« endlich eine »Wohnschmiede« wurde, in der der Schmied tatsächlich wohnte. Ihre heutige Form erhielt sie im Laufe des 19. Jahrhunderts. Nach der Übernahme durch das Neuköllner Bezirksamt erfolgten in den 1960er und 1980er Jahren umfangreiche Renovierungen. Martin Böck arbeitet hier seit 2004. Anfangs als Untermieter der Schmiedemeisterin Gabriele Sawitzki. Inzwischen und eher ungewollt ist er Hauptmieter, weil das Bezirksamt es so entschied. Gabriele Sawitzki zog aus und nahm den Namen »Rixdorfer Schmiede« gleich mit, da sich ihr Metallbaubetrieb diesen gesichert hatte.
Das altbewährte Konzept dieser Schmiede werden die Böcks nicht ändern. Er fertigt weiterhin alle möglichen Schneidwerkzeuge wie Messer, Scheren, Sägen, Äxte und sogar Schwerter, oder schärft diese auch nur. Bestehen bleiben seine für jeden offenen Schmiedekurse und auch die sonntäglichen Öffnungszeiten für Besucher von 14 bis 17 Uhr werden bleiben. An kulturellen Veranstaltungen des Bezirks nimmt die Schmiede weiterhin teil, wie an der »Lange Nacht der Museen«, den »48-Stunden-Neukölln«, dem »Tag des Offenen Denkmals« und auch am beliebten Weihnachtsmarkt. Vergrößern soll sich jedoch die Fläche für Präsentationen, um so auch Raum zu haben für Handwerker der Umgebung, die hier ihre Arbeiten zeigen können.
Seine Ehefrau Katarina bietet ebenfalls Kurse für alle an. So können zukünftige Brautpaare hier gemeinsam ihre Trauringe herstellen, was hoffentlich hilft, die Brautleute eng zusammenzuschmieden. Da Paare als ein Haushalt zählen, finden die Kurse auch unter Coronabedingungen statt.
Inzwischen ist auch Tochter Willow mit dabei. Leider verhinderte die Pandemie bisher, dass ihre Mutter ihre in der Endphase feststeckende Meisterprüfung als Goldschmiedin endlich ablegen kann. Die Schmiede bietet aktuell Ausbildungsplätze frei nach dem Motto: »Wir hämmern Rollenbilder«. Gern sähen beide auch weibliche Azubis, weshalb sie am »Girlsday« teilnahmen. Zum Schmieden, so betonen beide, sei keine Kraft nötig, sondern es braucht Geschick und Gefühl. Details gibts auf ihrer Homepage: www.feine-klingen.de.

rr