Archiv der Kategorie: Gastronomie

Straßencaféflair mit polnischen Pierogi

Dzień dobry im »Katulki«

Bereits im März 2014 berichtete die Kiez und Kneipe vom besonderen kulinarischen Programm des »Katulki«, das sich seither zu einer Institution auf dem bel(i)ebten Trottoir der oberen Friedelstraße entwickelt hat. Ein multikulturelles, veganer- und allergiegeplagtenfreundliches Kaffeehaus sowie Internet- und Literaturcafé und Restaurant in einem, das von zwei Freundinnen, der polnischen Köchin Justyna Gierlach und der italienischen Dichterin und Übersetzerin Irene Salvatori gegründet wurde.

VOR dem Ansturm der Kuchenliebhaber. Foto: hlb

Der Name bezieht sich auf einen Text des polnischen Dichters Tomasz Rozycki: »Wer noch nie Katulki gekostet hat, weiß nichts über das Leben«. Katulki, das sind – es gibt auch andere Deutungen – leckere Schokoladenküchlein mit Nüssen.
Was das »Katulki« vor allem auszeichnet, sind seine herausragenden Torten und Kuchen, der Mix aus polnischer mit etwas italienischer Küche nach gut recherchierten Originalrezepten (die Betreiberinnen haben auch einen Blog, der Kulinarik und Literatur verbindet) und die heimelige, ein wenig an ein Oma-Wohnzimmer erinnernde Einrichtung. Straßencaféflair mit polnischen Pierogi weiterlesen

Bienvenida muchachas!

Aus eins mach zwei – das »Lagari« hat sich aufgeteilt

Was tun, wenn die Ladenmiete erhöht wird und sich nicht mehr stemmen lässt? Aufgeben oder die Last auf mehrere Schultern verteilen? Peter, Wirt vom »Lagari«, hat seine Musikkneipe schweren Herzens geschrumpft. Das »Lagari« besteht nach über zehn Jahren nurmehr noch aus seinem ehemaligen Billard- und Raucherzimmer, ein paar Außenplätzen und einem Kellerraum, wo alsbald hoffentlich wieder Konzerte aller Couleur, Open-Mic- und Comedyevents stattfinden können, sofern er nicht, wie gleich zu Beginn, unter Wasser steht.

ALLES Taco im »Lagari«. Foto: hlb

Und Peter hat sich »ganz viel Mädchen« dazugeholt: Die anderen, größeren Gasträume sowie die Küche des Lokals in dem Haus Pflüger- Ecke Nansenstraße, wo sich schon seit 1896 stets Gastronomie befindet, bespielt seit einem Monat nämlich ein mexikanisches Restaurant namens »Mucha Muchacha«.
Die Muchacha, betrieben von Janna Kübeck-Valente, Heraclito DeFeso und ihrem Team, versteht sich als traditionelles mexikanisches Restaurant, das aber ohne Texmex-Klischees und Tiefkühlconvenience auskommt. Vielmehr sollen Rezepte präsentiert werden, die die Geschmäcker von der prähispanischen bis zur heutigen Zeit mit einbeziehen, landestypische, authentische und auch weniger bekannte Aromen vorstellen und Einblick in die Geschichte der mexikanischen Küche geben. Bienvenida muchachas! weiterlesen

Aus Lust zum Land

Die »Pomeranze« versorgt Bauch und Balkon nachhaltig

Nach einer Bitterorangenart (und nicht etwa nach naiven Mädchen vom Lande) wurde die Kaffeebar benannt, die Anfang Mai in der Leine- Höhe Weisestraße in den Räumen der einstigen Kunstbar »Art und Weise« eröffnete. Deren Betreiber wollte sich nach sieben Jahren verändern.

Katharina und Marlene.                                                                                                            Foto: : Lena Fingerle

Die neuen Inhaberinnen Katharina Herrlich und Marlene Modick verliebten sich auf der Suche nach einem Standort für ihr erstes eigenes Café sofort in das atmosphärische Ambiente mit den alten Türrahmen, Dielen und Kamin. In einmonatiger Eigenrenovierung schufen sie mit ihrer »Pomeranze« eine helle, gemütliche Oase im Schillerkiez, die die Lust am eigenen Gärtnern aufgreift und den Fokus auf die Verwendung regionaler Produkte und auf Nachhaltigkeit richtet. Dazu gehört zum Beispiel die Verwendung von Pfandbechern zur Müllvermeidung. Aus Lust zum Land weiterlesen

Pochiert und gut kombiniert

Brunch eurasisch im »YaMe NumNums«

Wer japanische, thailändische, vietnamesische und laotische Einflüsse kosten möchte, braucht keinen panasiatischen All-you-can-eat-Buffettempel. Das seit Oktober vor der »Lavanderia Vecchia« in der Flughafenstraße eingezogene »YaMe NumNums« mischt diese Küchen, und das schon ab morgens, und fügt ihnen leicht variierte mexikanische, israelische und europäische Frühstücks- und Brunchklassiker hinzu.

Benedicts Eier.                                                                                                                                                  Foto: hlb

Inhaberin My Linh Phan und ihre Schwester My Huong haben Mutters Kochtalent mitbekommen, die in Laos eine respektierte Köchin war. Namensgeber des Restaurants waren My Linhs Kinder Yakup und Melih; und Num Nums sind halt wohl leckere Kleinigkeiten. Die Fahne der laotisch-panasiatischen Küche hält das übrigens auch von den Phans betriebene »Jimmy Woo« in der Friedelstraße im Reuterkiez schon seit über einem Jahrzehnt hoch; eine solide Referenz. Pochiert und gut kombiniert weiterlesen

»Han West« – Heimat der Teigtaschen

Streetfood trifft Craftbier

Spaziergänger, die vom Tempelhofer Feld in die Lichtenrader Straße einbiegen, können an der Ecke zur Selchower Straße bereits am Duft erahnen, dass sich etwas tut im Kiez. »Han West – Home of Dumplings« hat am 1. Juni eröffnet und verwöhnt ab sofort Neuköllner Gaumen mit asiatischen Teigtaschen.

Vorsicht – Suchtgefahr.                                                                                                                                      Foto: me

»Dumplings sind gutbürgerliche Gerichte in jeder Kultur und fast Jeder, egal ob Europäer, Asiate oder Amerikaner, ist mit Teigtaschen groß geworden. Sie gehören in jede Küche«, erklärt Valentin Spiess, der den Imbiss mit seinem Geschäftspartner Rui Gao eröffnet hat. »Han West« – Heimat der Teigtaschen weiterlesen

Pommes für den Europaspielplatz

Alles neu: Bistro, Toiletten und ein Baum

Was lange der große Wunsch von Eltern und Kindern war, wird nun endlich wahr: Der Europaspielplatz im Park am Buschkrug erhält ein Bistro und öffentliche Toiletten.

Neuer Baum vor Eistüte.                                                                                                                                     Foto: fh

Seit 2015 gibt es auf dem größten Spielplatz in Neukölln – immerhin acht Hektar groß – ein Angebot für die Kleinsten bis zu den Jugendlichen. Vom Buddelkasten über einen Wasserbereich bis hin zu Sportfeldern und Geräten ist der Spielplatz ein ausgesprochen beliebter Ort. Außerdem ist er gut mit der U7 zu erreichen. Nur wenige Gehminuten vom U-Bahnhof Blaschkoallee entfernt können sich auf dem gepflegten Gelände Kinder ausprobieren.
Nun ist das Glück perfekt. Mit Patric Jeschke hat der Bezirk einen erfahrenen Betreiber für das Bistro gefunden. Pommes für den Europaspielplatz weiterlesen

Schmausen und Stöbern im »Lwerks…cultur«

Abwechslungsreiche Arbeiten für beeinträchtigte Menschen

Das ehemalige »AWO Café« in der Erkstraße 1 hat seit September letzten Jahres mit der »FSD Lwerk Berlin Brandenburg gGmbH« einen neuen Betreiber gefunden. Unter der Projektleitung von Diana Mertins finden beeinträchtigte Mitarbeiter im Restaurant »Lwerks…cultur« eine spannende Arbeitswelt im Bereich der Gastronomie mit der Devise: saisonal, frisch und lecker. Als Träger des Standorts fungieren »Lwerk« und AWO.

Kerzen für die Deko .                                                                                                                                            Foto: pr

1986 als »Lankwitzer Werkstätten für behinderte Menschen« gegründet, umfasst das »Lwerk« heute ein Netzwerk aus 30 Standorten mit mittlerweile über 1.000 Mitarbeitern, die in verschiedenen Bereichen auf die Angebote des Unternehmens zurückgreifen. Die ursprüngliche Rehabilitationseinrichtung für psychisch kranke Menschen zeichnet sich heute durch ein differenziertes Dienstleistungsportfolio aus. So bietet das »Lwerk« heute die Eingliederung in Werkstätten für behinderte Menschen, Orientierungspraktika, die (Re-)Integration in den Arbeitsmarkt, Ausbildungsplätze und Fördermöglichkeiten. Schmausen und Stöbern im »Lwerks…cultur« weiterlesen

Kleine Teller, straight forward

Britische Unkompliziertheit im »Barra«

Nicht wenige »Foodies« haben dem »Industry Standard« in der Sonnenallee mit seinem zeitgeistigen, trendsettenden Küchen- und Raumkonzept – große, wuselige offene Küche mit kleiner Bar davor – und seinen ungewöhnlichen Gerichten ein Tränchen nachgeweint.
Seit letztem November gibt es guten Ersatz: Daniel Remers, einst Küchenchef im »Standard«, hat mit Koch-Partner Neil Paterson im Schillerkiez das »Barra« eröffnet, ein »Nachbarschaftsrestaurant«, das nach dem inzwischen weit verbreiteten und durchaus geselligen Sharing-Prinzip kleine Gerichte zum untereinander Teilen serviert.

LINKS das Kitchen, rechts die Sharer.                                                                                                         Foto: hlb

Es braucht also schon einige Teller (und das entsprechende Kleingeld dazu), um mit mehreren Gästen satt zu werden …Da die Macher britische Expats sind, geht ok, dass die Hauptsprache im »Barra« englisch ist. Die Gäste sitzen im mit schottischem Holz schlicht gestalteten Essbereich eng beieinander – es gibt noch einen hinteren Raum mit langer Tafel für größere Gruppen oder Tastings. Indiemusik schallt nicht zu verhalten, die Atmosphäre ist locker, wenn auch mit einem Hauch Ehrfurcht vor dem Servierten. Kleine Teller, straight forward weiterlesen

Heiße Pinkel-Ecke

Dreifach-Restaurant-Bar bezog »clavis«

Wer sich gefragt hatte, was wohl auf das große Elektronikfachgeschäft »clavis« folgen könnte, war sicherlich überrascht, dass sich ein Gastronomiekomplex traut, in die großzügigen Ladenräume an der Ecke Weichsel-/Karl-Marx-Straße zu ziehen.

AUF die Bank oder an die Bar?                                                                                                                      Foto: hlb

Getraut haben sich das die Macher der »Dschungel-Bar« in der Friedelstraße, die dort seit Jahren schon ein internationales, trinkfreudiges Publikum anziehen. Und dies seit Mitte Januar nun auch hier tun – mit guten Cocktails und anderen Drinks an langer Bar und in nicht unterdimensioniertem Raucherbereich, mit stylisch-coolem 80s-Trash-Retroambiente à la Chinatown und witzigem Namen: Paolo Pinkel war Anfang der Nullerjahre der Rotlichtmilieu-Deckname des streitbaren Frankfurter TV- und Polittalkers Michel Friedman; die Älteren mögen sich erinnern. Da es hier aber auch etwas zu schnabulieren gibt, haben die befreundeten Gründer Sebastian, Nick und Kubi ihrem Traum eines eigenen Restaurants den vollen Namen »Paolo Pinkel und das Schnabulat« gegeben. Heiße Pinkel-Ecke weiterlesen

Fisch vom Lavasteingrill

Das »Rusticana« und die Familie Behadini

Entscheidend für eine gute Pizza ist der Ofen, in dem sie gebacken wird. Den hat das »Rusticana« in der Hermannstraße 152. Knusprig kommt die Pizza für den Gast auf den Tisch. Der Teig ist weder zu dünn noch zu dick. Mit den ausgewählten Zutaten, die die Familie Behadini für ihre Pizzen anbietet, wird das Gericht zu einem Genuss.
Dabei blickt das Restaurant auf eine lange Geschichte. Seit 32 Jahren ist es in Neukölln. 2014 wechselte es den Standort in die Hermannstraße Ecke Kranoldstraße.

Der Patriarch wacht über sein Lokal.                                                                                                            Foto: ro

Das Oberhaupt der Familie Behadini hat die Zügel in der Hand. Jede Entscheidung, die die beiden Söhne treffen, wird peinlich genau überprüft, denn sie werden das Geschäft eines Tages weiterführen. Fisch vom Lavasteingrill weiterlesen

Die kleine Bühne unter der Oper

Kultur und Gastronomie im »VORWERCK«

Im Oktober berichtete die Kiez und Kneipe von der offiziellen Eröffnung des VORWERCK, des Nachfolgerestaurants der »Hofperle« in der Passage der »Neuköllner Oper«. Einiges hat sich getan in den ersten Monaten. So wird am Ziel des engeren Zusammenwirkens zwischen Oper, lokaler Kultur und Gastronomie eifrig weitergearbeitet.

Nicht nur gut zum Essen.                                                                                                                                  Foto: hlb

Der neue Betreiber Roman Plappert nutzt die Bühne seines schmucken Lokals donnerstagabends für akustische Livekonzerte mit mehreren Musikern diverser Genres, freitags gibt’s zum Candlelight Dinner sanfte Klänge vom von der Oper gesponserten Piano und samstags ab 22 Uhr finden die »Late Night Concerts« internationaler Musiker statt, die sich auf einen gut gefüllten Hut freuen. Engagierte Künstler, die die kleine Opernbühne kreativ nutzen möchten, sind aufgefordert, sich zu melden und im Restaurant vorzustellen. Die kleine Bühne unter der Oper weiterlesen

Kaffee, Cocktail, Kuchen

Neue edle Bar im Körnerkiez

»Tamper meets Jigger« bedeutet frei übersetzt Kaffee trifft Cocktail. In der neu eröffneten Bar in der Jonasstraße 22 bietet Raymund Peters edle Getränke in einer gepflegten Atmosphäre an. Der Spandauer, der in Neukölln aufwuchs, arbeitete in den Cocktailbars vom »Adlon« und »Ritz-Carlton«. Er ist in seinem Fach so gut, dass er bei einer Cocktailweltmeisterschaft den zweiten Platz für »Beluga Cocktails« als Vertreter Deutschlands gewann. »Beluga« ist ein edler russischer Wodka. In Melbourne dann entdeckte er als Restaurantleiter seine Liebe zum Kaffee.

Ort der Kommunikation.                                                                                                                                    Foto: pr

Das dürfen nun seine Gäste genießen. Vorwiegend lokale Produkte bietet er an: Deutsche Weine von kleinen Weingütern, Spirituosen aus Berlin und Brandenburg, alles mit Liebe ausgesucht. Der Service ist wie zu erwarten perfekt. Der Weißwein wird im Kühler serviert, eine kleine Knabberei ist dabei, die Beratung ist professionell.
Die Cocktailkarte ist besonders originell. Aufgeteilt nach den Sektoren der ehemaligen Besatzer in Berlin. Der »Raisin Bomber« beispielsweise für den amerikanischen Sektor. Einen Sektor erfand Peters hinzu: Den Körnerparkcocktail, schön bunt und sehr lecker.
Eine kleine Leidenschaft setzt Peters im »Tamper meets Jigger« um: Jeden Tag backt er Kuchen. Dieser, serviert mit dem hervorragenden Kaffee, zaubert selbst gestressten Menschen ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.

ro
Di-So ab 10 Uhr.
Jonasstraße 22

Die kleine Kneipe in der Fuldastraße

Zeitlos nette Gastfreundschaft: »Zur Pinte«

Schön, dass es sie trotz aller hippen auf und wieder zu machenden Trendlokale noch und hoffentlich noch lange gibt – unsere alten Eckkneipen. Wo hinter Gardinen gemeinsam mit den Lieblingssportvereinen mitgefiebert, zu guter bewährter Mucke geschwelgt, handfest diskutiert und natürlich gepflegt gebechert wird. Wobei die Pinte »Zur Pinte« gar nicht an einer, dafür aber gleich um die Ecke der Neuköllner Arcaden liegt.

Klassische Gemütlichkeit.                                                                                                                                Foto: hlb

Die kleine gemütliche Kneipe hat die freundliche Wirtin Babsi vor vier Jahren als Stammgast von den vorherigen Betreibern übernommen, die hier 2002 aus einem ehemaligen Puff ein Lokal gemacht hatten. Nun serviert Bankkauffrau Babsi, die auch schon über 14 Jahre Imbisserfahrung hat, Kindl, Flens, helles und – sehr beliebt – dunkles böhmisches Fassbier zu sehr zivilen Preisen aus dem ziegelbedachten Tresenbereich. Die kleine Kneipe in der Fuldastraße weiterlesen

Trinken, das Wissen schafft

Swingen, bilden und berauschen in der »Göttin der Weisheit«

»Trinke Denke Gedeihe« – so der hehre Dreisatz der neuen Eventbar in den stuckverzierten Räumen des ehemaligen Weinlokals »Galatea«, die sich wünscht, dass der Gast hier in entspannter Umgebung seinen Horizont erweitere. »Göttin der Weisheit« ist ihr nicht minder erhabener Name, doch nicht Pallas Athene oder Minerva, nein, Jana und Svenja Rühland sind hier die Geschäftsführerinnen, die aus München nach Neukölln gefunden haben.

Göttinnen hinter der Theke.                                                                                                                      Foto: privat

Seit Oktober lädt ihre Bar mit dem Eulen-Logo zu Konzerten mit Jazz, Swing, Singer-Songwritern, lateinamerikanischer Folklore und anderen internationalen Musikprojekten. Jeden Mittwoch ist Open Stage für jedermann, und an jeden zweiten und vierten Montag im Monat ist »Monday Free Jam« mit DJ Seraphim zum Mitswingen und -singen. Die Nichtraucherbar mit Klavier ist nicht nur deswegen für viele Kiezler bereits zum zweiten Lieblingswohnzimmer geworden. Relaxt und kunstbeflissen, aber unprätentiös geht es hier zu. Auf dem Klo lädt ein Edding explizit zum kreativen Ausdruck ein. Trinken, das Wissen schafft weiterlesen

Rinderherz und Wein? Aber natürlich!

Savoir boire et manger in der Flughafenstraße

Naturwein hat Konjunktur in Neukölln. Neben dem »Jaja« in der Weser- und dem »Motif Wein« in der Weser- nun dank Pierre Lejeune auch in der Flughafenstraße. Der aus Marseille stammende Koch importiert nicht nur Weine für die hiesige Gastronomie, seit Juli hat er auch selber eine: das »La Malo«. Der Wein- und Foodliebhaber machte vor zehn Jahren seinen Abschluss an der »Culinary School of Ferrandi« in Paris und wurde direkt Chefkoch eines vegetarischen Pariser Restaurants. 2011 kam er nach Berlin und widmete sich in den Kreuzberger »Prinzessinengärten« der gesunden saisonalen Naturküche.

VENI, vidi: vin.                                                                                                                                                       Foto: hlb

Sein »La Malo« ist Café, Restaurant und Weingeschäft in einem. Lejeune versteht das helle, karg, aber mit Holzmöbeln und Pflanzen freundlich eingerichtete Lokal als »Néo-Bistrot«-– weltläufig, innovativ und durch gutes Essen und Trinken überzeugend. Rinderherz und Wein? Aber natürlich! weiterlesen

Willkommen im Waschhaus

Klönen und mangeln

Die Gropiusstadt entstand nach der Teilung Berlins im Süden Neuköllns zwischen 1962 bis 1975 auf Ackerflächen von Britz, Buckow und Rudow. Berlins erste Trabantenstadt hat 18.500 Wohnungen und wurde damals komplett ohne private Investoren finanziert. Deshalb waren 90 Prozent davon Sozialwohnungen. Der Mangel an ausreichend Baugrund zu Mauerzeiten wurde kompensiert, indem dichter und in die Höhe gebaut wurde. Vom ursprünglichen Konzept von Walter Gropius blieb wenig, dafür aber sein Name.

Reinschnuppern und rein waschen.                                                                                                                Foto: rr

Es rächte sich, nicht alle seine Vorgaben umgesetzt zu haben. Den öffentlichen Bereichen fehlte die Aufenthaltsqualität. Kieze entwickelten sich keine. Wohnungsbaugesellschaften bauen nur Wohnraum, kein Gewerbe. Dazu konzentrierte eine falsche soziale Bewirtschaftung in weiten Teilen der Gropiusstadt, besonders nach der Wiedervereinigung, den Anteil prekärer wie ausländischer Mieter. Mit erheblichen Wohnumfeldverbesserungen und einer Aufhebung der sozialen Wohnraumvergabe versuchte die Politik, präventiv dagegen anzusteuern. Seit 2006 ist deshalb ein Teil der Gropiusstadt Quartiersmanagementgebiet. Willkommen im Waschhaus weiterlesen

Weniger Zucker im Café

Zeitgeistig gesünderes Genießen in der Donaustraße

»Das Café« – ein unprätentiös schlichter, cleverer und überraschend eindeutiger Name. Doch so klein, nett, freundlich und normal dieses seit Januar sich hinterm Rathaus etabliert habende Café wirkt und ist: Es achtet mehr auf Gesundheit und Wohlbefinden als andere.

VORN Café, hinten Büro.                                                                                                                                 Foto: hlb

Alle wissen um den heutigen Zuckerwahnsinn, all die Zusatzstoffe und Allergieförderer, viele essen lieber bewusster und vorsichtiger. Dass das selbstverständlich und genussvoll funktionieren kann, beweisen Nadin Eberlein und ihr Team. Mit undogmatischem, geschmackvoll gepflegtem Einrichtungsambiente samt buntem Möbelmix von IKEA & Co. auf hellem Parkett und vor allem einer ordentlichen und ordentlich gefüllten Vitrine ist »Das Café« die Großstadtoase, die sie sein will. Weniger Zucker im Café weiterlesen

Ein Licht in der Passage

Restaurant VORWERCK in der »Neuköllner Oper«

Die »Hofperle« an der »Neuköllner Oper« ist nicht mehr. Das Opernteam rund um Andreas Altenhof beschloss Anfang des Jahres, die Zusammenarbeit mit den Cafébetreibern zu beenden und im Rahmen von Umbauarbeiten an der Oper eine Ausschreibung für ein neues Konzept zu starten. Der Zweck war eine engere Zusammenarbeit zwischen Kultur und Gastronomie.

Nach der Oper ist vor der Oper.                                                                                                        Foto:Vorwerck

Zwei Monate lang war das Café eine Baustelle und somit geschlossen. Die neuen Betreiber Roman Plappert und Ramon Walzgott ließen es sich nicht nehmen, bereits Ende des Sommers die Pforten zum neuen Café zu öffnen, als sogenanntes »Soft Open«. Der Barbetrieb wurde gestartet, ohne es an die große Glocke zu hängen. Auf diese Art und Weise konnte Gästen vermittelt werden, dass hier etwas Neues entsteht. Ein Licht in der Passage weiterlesen

Schöne Tränke in der Scheune

Im Böhmischen Dorf wiehert leise der »Zosse«

»Zosse« bezeichnet mundartlich ein altes Hauspferd. Vielen von ihnen hat Schmiedemeister Kiel hier im Hof seit 1888 in seiner Hufschmiede die Füße stadtlauftauglich gemacht. Lange, bis in die 1950er-Jahre, wurde hier gefeuert, gehämmert und behauen. Die »Zosse« atmet noch diese Rixdorfer Handwerksgeschichte.

Cocktails am Kamin.                                                                                                                                          Foto: hlb

Unscheinbar ist der Eingang in den Hinterhof an der Richardstraße, gleich neben dem Comeniusgarten. Nach dem letzten Krieg fungierte die Adresse als Garagenhof und Autowerkstatt. Hinter dem flachen Haus, vorbei am privaten Gärtchen der Bewohner und den Garagen befindet sich das alte hohe Backsteingebäude mit den großen grünen Scheunentoren, das das Team der »Zosse« in mehrjährigem Einsatz zu einer höchst gemütlichen Bar umgebaut hat, die nun seit Mitte Juni auch wegen ihres idyllischen Biergartens einlädt. Schöne Tränke in der Scheune weiterlesen

Pasta, Wein und Plattendeck

Das Ristorante »DocB« beerbt in der Emser den »Fellfisch«

»Carbonara, e uno vino rosso«, das ließe sich hier trefflich singen. DOCG, Denominazione di Origine Controllata e Garantita ist in Italien das staatliche Siegel für bes­te Weine. Im »DocG«, günstig zwischen der Bar »Neuschweinsteiger« und dem zum Edelrestaurant avancierten »Ungeheuer« gelegen, hält man also wohl etwas auf Wein.

VOM DOC empfohlen.                                                                                                                                      Foto: hlb

Die Auswahl an offenen Tropfen ist zwar überraschend klein, doch die Flaschenauswahl für anregende Abende, drinnen wie draußen, ausreichend. Die Papierzettelkarte der im Juli eröffneten Restaurant- und Weinbar hält solide, laut Logo »Italianische Spezialitäten« wie Käse-, Wurst- und Gemüseplatten, Salate, Lasagnen und Spaghetti- und vegane Gerichte bereit. Pasta, Wein und Plattendeck weiterlesen

Türkisch für Fortgeschrittene

Kreative Meze und Wacholderschnaps in der Restaurantbar »No Bananas«

Mittelmeer, die Ägäis. Urlaubs- und Genusssehnsüchte kommen auf. Wein, Bier, Hochgeistiges und schmackhafte Häppchen in der lauen Abendluft bei unnerviger Musik. Alles easy, »no bananas«. Ohne Machoanmachen. Aufmerksam entspannt.

TÖFTE ohne Köfte.                                                                                                                                              Foto: hlb

So dachte es sich der jahrzehntelang in Istanbul aktive Szenegastronom Nevzat bei der Namensfindung seines neuen Lokals. Vor 15 Monaten kam er nach Berlin, nicht zuletzt bedingt durch unschöne Beispiele der Willkür und Rückwärtsgewandtheit des aktuellen Regimes seiner Heimat, um hier sein Können, seine Kneipenideen und Rezepte freier umzusetzen. Seit drei Monaten gibt es das »No Bananas« nun als Nachfolger des italienischen »Gaia« in der oberen Pannierstraße nah des Landwehrkanals. Türkisch für Fortgeschrittene weiterlesen

Es nadelt auf dem Boulevard Hermannstraße

Belgische Biere und Elektrosounds im »O Tannenbaum«

Schon in den Nullerjahren fanden ausländische Kreative, die ein Nest für ihre Kunst-, Musik-, Mode- und Gastroambitionen suchten, in Nordneukölln ein gutes Pflaster. Wie der Niederländer Pieter Kock, der mit seinem »O Tannenbaum« – mit Pausen – schon über zehn Jahre als Kneipe und Projekt­raum für (vorwiegend elektronische) Musik und Kunst, originelle experimentelle Klang- und Videoprojekte und nicht zuletzt Biergenuss à la Benelux reüssiert.

BEATS und Biere.                                                                                                                                                 Foto: hlb

Von 2010 bis 2015 stand der Tannenbaum in der Sonnenallee, bis der übliche Nachbarschaftskrach um den Krach ihm den Garaus machte. DJ-Partys und ganze -Feste an Gastorten folgten, bis letztes Jahr in der nördlichen Hermannstraße eine nahe und adäquate Nische gefunden war, um den unbekümmert unordentlichen shabby Chic eines Studentenwohnzimmers und seiner Partymöglichkeiten wieder aufleben zu lassen. Es nadelt auf dem Boulevard Hermannstraße weiterlesen

Maultaschen unter Flügeln

Schwäbische Küche in der Jungfernmühle

Es ist kaum zu glauben: Zwischen den Hauptverkehrsadern Neuköllner Straße und Fritz-Erler-Allee tut sich ein etwas schräges Ensemble auf. In der Goldammerstraße, die gefühlt zu einer ruhigen Wohngegend aus den 70er Jahren gehört, aber zwischen zwei stark befahrenen Straßen liegt, genau dort steht trotzig die älteste Mühle Neuköllns, die Jungfernmühle.

Perle mit Restaurant.                                                                                                                                            Foto: fh

Seit März ist dort ein Restaurant, das sich liebevoll Speisenmeisterei nennt, von der Wiesenstein-Gruppe eingerichtet worden. Geschmackvoll eingerichtet, mit hellen Möbeln, hübschen grünen Servietten, und doch wurde der Charakter der alten Mühle erhalten. Auf zwei Ebenen kann gespeist werden. Geplant ist noch der Ausbau der dritten Ebene, die dann womöglich Zigarren rauchenden Herrenclubs vorbehalten ist. Maultaschen unter Flügeln weiterlesen

Italienische Cucina trifft Wildkräuter

Genuss und Nachhaltigkeit im »Café Botanico«

Martin Höfft hält nicht viel von hippen Begriffen wie »Fusion Kitchen«. Italienisch-Berlinisch [sic!] nennt der Diplom-Geograf die Küche seines Restaurants in Alt-Rixdorf. Die Speisekarte richtet sich danach, was der zum Betrieb gehörige Stadtgarten gerade hergibt, und das ist Einiges.

Auf die Zutaten kommt es an.                                                                                                                        Foto: me

Auf 1.000 Quadratmetern baut Höfft mit seinem Team diverse Gemüsesorten, Kräuter, Obst und Wildpflanzen an und setzt dabei auf Nachhaltigkeit. Permakultur heißt die Anbauweise, bei der Mischkulturen für ein naturnahes Gleichgewicht sorgen und gesundes Wachstum der Pflanzen begünstigen. Der Garten ist der einzige seiner Größe in der Berliner Innenstadt und hat seit 2012 ein Bio-Zertifikat des »Verbunds Ökohöfe Nordost«. Die frischen Kräuter, gepaart mit einem rustikalen Gastbereich im Innenhof, sorgen für Entschleunigung, und das Zwitschern der Vögel verleiht der Atmosphäre einen Hauch von kleinstädtischer Gemütlichkeit. Italienische Cucina trifft Wildkräuter weiterlesen

Die letzte Mohikanerin auf der Sonnenallee

Krystyna und ihre Kunst- und Musik-Bar »Café Warschau«

Kristina Näslund – eigentlich Krystyna, doch die Ypsilons fielen einst deutschen Ausweisausstellern zum Opfer – ist eine markante Persönlichkeit. Ihre Bar »Café Warschau« hat eine ebensolche, für manche allerdings auch gewöhnungsbedürftige. Die stets elegant gekleidete Gastgeberin ist Kiez-Urgestein, hat den Wandel hautnah miterlebt und ist dementsprechend stresserprobt und mit allen Wässerchen gewaschen. Ihr Lokal führt sie mit strengem Regiment, aber auch polnisch gewitztem Charme und Akzent.

PROSZĘ wchodzić!                                                                                                                                             Foto: hlb

Die mittlerweile naturerblondete Kristina hat, nicht nur in ihren Jahren als Erzieherin in Schweden, reichlich Menschenkenntnis, Geduld und Durchsetzungsvermögen gesammelt, was ihr hilft, den Laden auf der Sonnenallee unter Kontrolle zu halten. Die letzte Mohikanerin auf der Sonnenallee weiterlesen

Friedhofsfriede, Frühstücksfreude, Flammkuchen

Genussvoller Ruhepol an der Hermannstraße: das »21 gramm«

Was wiegt die menschliche Seele? 21 Gramm, meinte ein Arzt einst herausgefunden zu haben. Nach diesem Seelengewicht hat sich stil- und pietätvollerweise ein neues Restaurantcafé auf dem St. Thomas-Friedhof benannt. Das »21 gramm« ist seit Mitte Juni eine echte gastronomische Attraktion an der Ecke Hermann- und Thomasstraße. Aus der lange nur als Lager genutzten zweiten Friedhofskapelle des Gottesackers im Körnerkiez ist eine bemerkenswert schöne Frühstückskapelle geworden, die auch als Weinlokal samt Biergarten fungiert.

LEBENSFREUDE statt letzter Ruhe.                                                                                                           Foto: hlb

Drei junge Männer haben sich zusammengetan, um aus dem unbeachteten Backstein­ensemble eine Kiezoase zu machen, in der sich Omi und Hipster, junge Familien wie arabische Nachbarn gleichermaßen gern zur entspannenden wie inspirierenden Einkehr einfinden. Mit Unterstützung des Besitzers, des Evangelischen Friedhofsverbandes, und unter der strengen, aber wohlwollenden Aufsicht des Denkmalamtes wurde das Kapelleninnere, inklusive wieder freigelegter Bibelzitate, sorgfältig und professionell restauriert und zu einem einnehmend stimmungsvollen Gastraum gestaltet. Die Kuppeln, ornamentverzierten Säulen und bunten Fenster schaffen in Verbindung mit den begrünten Deckenlampen eine sakral beruhigende und doch anregend freundliche Caféhaus-Atmosphäre. Friedhofsfriede, Frühstücksfreude, Flammkuchen weiterlesen

»Natürlich schön«

Endlich hat Neuköllns Süden wieder ein richtiges Café

Die britztreuen Tim und Nicole – er tischlert, sie unterhält einen Bürodienst-Service – entdeckten vor zwei Jahren beim Spazieren das leerstehende Ladengeschäft an der Rudower Straße, genau gegenüber vom Haupteingang des Krankenhauses Neukölln. Hier konnten sie ihren Traum von einem kleinen, nachhaltigen Café, Geschäft mit Kunsthandwerk und Dienstleistung Anfang 2017 realisieren.

Britz wird hipp.                                                                                                                                                         Foto: rr

Das Äußere ließe vermuten, dass es mitten im hippen Nord-Neukölln liegt. Schon draußen laden selbst getischlerte und gepolsterte Sitzgelegenheiten zum Verweilen im Freien ein. Weiße Schirme spenden Schatten und fahrbare, bunt bepflanzte Hochbeetcontainer, natürlich aus eigener Fabrikation, versuchen, den Straßenverkehr ein wenig abzuschirmen. »Natürlich schön« weiterlesen

Kapern, Pistazien und Hanfteig

Italienische Cucina erobert weiter den Kiez

An italienischer Gastronomie mangelt es wahrlich nicht im Nordneuköllner Kiez, doch die Community aus Bella Italia ist groß und Pizza, Pasta und Co. schmecken halt fast allen. Nicht nur das »Ammazza che pizza« an der Hobrechtbrücke oder das »Monella« in der Weichselstraße haben zuletzt hohe Standards gesetzt; unlängst haben sich gleich mehrere weitere neue Lokale lustvoll der Stiefelküche verschrieben.

MADAMAS Pizza. Foto: hlb

Thomas Mudersbach vom »May am Ufer« liebt die traditionelle Cucina. In Mailand hatte er schon ein Bio-Restaurant und war sogar mal Privatkoch eines Mailänder Fußballpräsidenten. Nun heißt das umgebaute »May« »Capperi!« (Kapern) und fokussiert sich seit April auf »Italian natural kitchen & craft wine«. Das neue Konzept vereint Mudersbachs Kochfreude, das Warenwissen von »Siziliessen«, seit drei Jahren Importeur sizilianischer Spezialitäten, und die Weinkompetenz der veganen Weinbar »Neontoaster«, die hier für das Sortiment an Naturweinen engagierter Winzer zuständig ist. So kommen möglichst chemiefreie Tropfen und authentisch zubereitete sizilianische Produkte auf den Tisch – was allerdings auch seinen Preis hat. Zum Reinschnuppern empfiehlt sich der Aperitivo: Von 17 bis 20 Uhr gibt’s ein Glas Wein mit einem Stück Büffelmozzarella oder einem Hackbällchen für fünf Euro. Kapern, Pistazien und Hanfteig weiterlesen

Schmausen in der Klause

Gut essen im Neuköllner Appendix Alt-Treptow

Unweit des Görlitzer Parks, direkt im Neuköllner Speckgürtel, im Dreiländereck von Neukölln, Kreuzberg und Treptow, spüren die Bewohner nichts von der Neuköllner Umtriebigkeit. Kinder können noch frei auf der Straße laufen, der Autoverkehr beschränkt sich auf Kleinstadtniveau, und die Nachbarn kennen sich.
In diesem beschaulichen Eckchen befindet sich die »Treptower Klause«. Ehemals war diese eine typische Berliner Eckkneipe, in der vorzugsweise der Bierdurst gelöscht wurde. Nach über 80 Jahren Kneipentradition wurde das Lokal geschlossen.

Qualitätskonrolle.                                                                                                                                                  Foto: pr

Das beobachteten Anne und Jussuf, die im gegenüber liegenden Haus wohnen, und beschlossen, hier ihr eigenes Lokal zu eröffnen. Beide haben ihre Erfahrungen in der Gastronomie gemacht. Anne, eigentlich studierte Biologin, hielt sich, als sie 1989 nach Berlin kam, mit Kneipen- und Caféjobs über Wasser. Am 9. November 1989 hatte sie ihren ersten Arbeitstag im »Café Adler« am Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße. Das dürfte sie stressresistent gemacht haben. Jussuf ist gelernter Koch. Er hat bei dem österreichischen Sternekoch Franz Raneburger gelernt und setzt nun seine eigene Sterneküche in der »Treptower Klause« um. Schmausen in der Klause weiterlesen

Black Beauty trifft Wildschwein

Biergartenoase und Kochlust im »Butter & Bacon«

Eine Kuhtränke, alte Milchkannen, Weidenkörbe, ein Zaun aus Obstbaumstützen, urige Holzbauten und Bierbänke, umrankt von hohen Büschen und Hopfenstauden – inmitten des Sonnenalleegebrauses und S-Bahngesauses ist in den letzten Monaten eine fast ländliche Miniidylle entstanden, in der sich gemütlich treffen, trinken und vorzüglich essen lässt.

ZU mieten und besetzen.                                                                                                                                    Foto: pr

Betritt der Gast das direkt am S-Bahneingang Neukölln gelegene, latteneingezäunte Areal, begrüßt ihn der gut gelaunte Alan, hier Koch und »Mädchen für alles«, hinter einem modern breiten Imbisstresen. Viele handgeschriebene Tafeln machen schnell deutlich, dass es hier mehr als gewöhnliches Fast Food gibt. Black Beauty trifft Wildschwein weiterlesen

Pac-Man jagt Sunny Krokette

Paniert, frittiert, überbacken ist Teil vom »Style«

Donkey Kong, Pac-Man oder andere Arkade-Spieleklassiker umsonst daddeln und dazu frische Fritten futtern? Das geht seit dem 11. Januar in einer ehemaligen Taxischule in der Reuterstraße. »Vernünftiges Essen für den Kiez, gut gemacht, aber nicht edel« möchte Inhaber Till Heinisch in seiner »Style Stallone Sandwichbar« anbieten – und gleichzeitig seine 80er-Jahre-Sozialisation ausleben.

SATTmacher mit Retroflair.                                                                                                                             Foto: hlb

Darum bestimmen Miami Vice-artige Pastellfarben, ein paillettenverzierter Tresen und ein kultiger Videospielautomat seinen stylischen Disco-Imbiss. Auf dem dem »Lucky Strikes«-Emblem nachempfundenen Logo des Ladens prangt der lachende Kopf des bärtigen Brutzlers. Der Name stammt von einem alten Kumpeljux, erinnert aber natürlich an die »Rocky«-Filme der 80er.
Heinisch ist schon seit 17 Jahren im Kiez und hat seine Kochmeriten in der legendären »Bar 25« und im Kreuzberger »G wie Goulasch« erworben. Pac-Man jagt Sunny Krokette weiterlesen

Abdul Kerim Güzel feiert Geburtstag

Rauschende Feier im »Bierbaum 3

Abdul an seinem Arbeitsplatz.                                                                                                                         Foto: fh

Wenn Abdul Kerim Güzel, der Chef vom »Bierbaum 3«, feiert, dann richtig. Am 10. März lud er Freunde, Bekannte und Stammgäste ein, mit ihm gemeinsam Geburtstag zu feiern. Es gab Geschenke zuhauf; einer hatte ihn sogar in Öl portraitiert. Der – laut Freunden – »netteste Muskelberg der Welt« empfängt jeden mit offenen Armen. Gibt es aber Streit, schreitet er tatkräftig ein. In seiner Kneipe soll es friedlich zugehen. Abdul Kerim Güzel feiert Geburtstag weiterlesen

Kaffee, einfach gut

Die »Roasters«-Kaffeerösterei in der Hermannstraße

KIEZBENGEL an der Röstmaschine.                                                                                                             Foto: dt

Es heißt, das »Roasters« sei die erste und einzige Kaffeerösterei in Neukölln, seit sie vor drei Jahren eröffnet hat. Hier kann man Kaffee trinken oder sich Kaffee für Zuhause mitnehmen.
Doch wer erwartet, die Rösterei würde dem neuen hippen Neukölln mit Geschichten über den bisher kulturlosen Kaffeekonsum im Rest der Stadt, über Kaffeeanbau und -handel oder spezielle Röstverfahren entgegenkommen, der irrt. Über das »Roasters« gibt es keine Informationen online. Keine Webseite, kein »facebook«, kein »instagram«. Nur ein paar Rezensionen bei »google« – und die liegen ja bekanntlich nicht in der Kontrolle der Betreiber. Und im Laden selber? Kaffee, einfach gut weiterlesen

Vom HEISdeRIX zum EISdeRIX

Im Winter zu Suppe, im Sommer zu Eis

Wohnen und Arbeiten im Kiez ist Luxus. Kurze Wege zum Arbeitsplatz sind der Traum vieler Arbeitnehmer. So erging es Chris, Philipp und Paul. Jeden Tag liefen sie an dem leerstehenden Geschäft in der Böhmischen Straße 48 vorbei. Das war nun wirklich kein schöner Anblick. Kurzerhand mieteten sie den Laden und verwirklichten ihre Idee, eine Eisdiele zu eröffnen. Chris hat bei »Vanille-Marille«, der führenden Eismanufaktur in Berlin, die Kunst der Eisherstellung erlernt.

Demnächst wieder im »EISdeRIX«.                                                                                                                Foto: pr

Im »EISdeRIX« startete im Frühjahr letzten Jahres der Eisverkauf. Und das mit großem Erfolg. Die Kunden lieben das Eis, das ohne Zusatzaromen hergestellt wird. Hauptsächlich verkaufen sie die Kernmarken Vanille, Pistazie und Himbeere. Die Himbeere löste das Erdbeereis ab, denn das sieht ohne Farbstoffe zu hell aus, und insbesondere die Kinder, für die ein Eis recht farbig sein soll, lehnten das Eis ab. Die Himbeere enthält hingegen mehr eigenen Farbstoff. Also die Farbe passte und der Geschmack ist himmlisch. Vom HEISdeRIX zum EISdeRIX weiterlesen

Tanzkultur statt Kegeln

Istanbuler Kultbar dockt am Karl-Marx-Platz an

In den Räumen einer legendären Alt-Rixdorfer Kegelbahnkneipe bot zuletzt die »Schiefe Bahn« Cava, Bier, DJs und Patina. Jetzt kehrt mit dem »Arkaoda« weltstädtische Clubkultur am Karl-Marx-Platz ein. Geist und Konzept des Ladens kommen aus Istanbul: Die dort 1999 gegründete, in Kadıköy ansässige Bar »Arkaoda« (die übrigens auch dort schon mal wegen Nachbarschaftsbeschwerden umziehen und sogar auf den anderen Kontinent wechseln musste) ist noch heute ein Raum »für unabhängige, musikalische und künstlerische Positionen und Entwicklungen«. Auch die Berliner Club-Schwester bietet seit Januar Konzerte, Partys und DJ-Radio-Livestreams jenseits von Genre- und internationalen Schranken und einen Ort zum künstlerischen Austausch, vor allem aber zum Tanzen. Tanzkultur statt Kegeln weiterlesen

Yam, Yam – Mmh, Mmh

»Mama Comfort« und ihre nigerianische Kochkunst

Seit einem Jahr wird das Restaurant »Afro-Base« an der Buschkrug­allee in Britz von zwei Schwestern aus Nigeria geführt. Ihren Gästen ermöglichen sie, einen kulinarischen Kurztrip nach Afrika zu machen, indem sie authentisches, traditionelles Essen mit vielen Gewürzen und Zutaten aus ihrer Heimat auf den Tisch bringen.

Afrikanisches in Britz.                                                                                                                                           Foto: rr

Das schätzt auch die Nigerianische Botschaft. Das Essen ist sehr schmackhaft. Gebratene Kochbananen kannte der Autor schon, aber das Wurzelgewächs Yams, das der Kartoffel ähnelt, hatte er bisher noch nicht gegessen.
»Mama Comfort«, wie die Besitzerin liebevoll genannt wird, stand zuvor schon vier Jahre in der Mainzer Straße in Neukölln am Herd. Ihren Wunsch nach einem eigenen Restaurant hat sie nie aufgegeben. Nun residiert sie zusammen mit ihrer Schwester in den Räumen des ehemaligen Restaurants »Buschkrug« in Britz. Yam, Yam – Mmh, Mmh weiterlesen

Wohlfühlen unter Rixdorfs Palmen

Frische Geschmackskontraste vis à vis vom Comeniusgarten

An einer der schönsten Ecken des Böhmischen Dorfs, im Augenwinkel der Statue Friedrich Wilhelms I., lag rund 15 Jahre das Kneipenleben brach. Seit Dezember belebt das Allroundlokal »Paulinski Palme« mit professionellem, aber unkompliziertem Geschick das Juweleck.

NICHT auf, in die Palme!                                                                                                                                    Foto: pr

Die Betreiber Paul Adam (zuvor im »Reinstoff«) und Max Schippmann, Spitzname »Linski«, (zuvor im »Katerschmaus«) machten sich die Namensfindung leicht, die Lektüre eines Connie-Palmen-Buchs machte es dann komplett, und so wurde das Konzept, das Frühstück, Brunch, Bistro, Bar und Abendrestaurant unter ein Dach bringt, flott benamt. Und verbreitet, wie die Berliner Speise- und Getränkekarten-Titelbilder, einen Hauch 20er-Jahre. Wohlfühlen unter Rixdorfs Palmen weiterlesen

Kutscherbier und wilde Würste

Kultivierte Nachtkneipe am Westhang des Rollbergs: Das »BruchBerg«

Gepflegt trinken, diskutieren, rauchen zu angenehmer Musik in stilvollem Ambiente – so lassen sich schöne Abende verbringen. So etwa im »am Westhang des BruchBerg«, kurz »BruchBerg«. Am westlichen Rande des Rollbergs weht das Flair der 1920er-Jahre – durch grazile Lampen mit athletischen Damen, frivole Projektionen, ein Piano und dezente Patina. Dunkles Holz prägt die Einrichtung, ausgesuchte Musik, mal elektronisch, mal swingend, von den zwei Plattentellern, mitunter auch live, und angeregte Gespräche bestimmen das Klangbild.

KWAK trinken statt Quark reden.                                                                                                                Foto: hlb

Die Bar von André Schmermbeck (einst beliebter Gastgeber in der Kreuzberger »Minibar« und nach wie vor fürs »G wie Goulasch« am Chamissoplatz verantwortlich) ist seit gut sechs Jahren eine Institution im Schillerkiez. Hinter dem acht Meter langen Tresen serviert der überzeugte Wirt mit Dortmunder Wurzeln mit Kappe und Kippe Veltins vom Fass, gute Weine, feine Spirituosen und klassische Cocktails. Kutscherbier und wilde Würste weiterlesen

Zur rostig-neurustikalen Ecke

Gelungener Imagewandel – vom Puff zum Schweinebauch

Dieses Eckhaus nahe des Maybachufers hat von der Gründer-Destille über den »Pigalle«-Puff bis zu Bar, Disco und Burgerlokal schon manches beherbergt. Mit der dritten Filiale des eher glücklosen »Filetstück«-Dry-Aged-Steak-Restaurantkonzepts wurde es hier dann auch den probierfreudigen Kiezlern zu viel mit dem mitteartigen Trend- und Wer-die-neuen-Mieten-zahlen-kann-zahlt-auch-das-Gedöns.

RUST-STÄTTE mit Vergangenheit.                                                                                                               Foto: hlb

Dass der Koch wie auch der Restaurantleiter im nun steaklosen »rusty«, das schon vor Eröffnung an gleicher Stelle mit kiez­gerechterer Küche warb und heute noch »alles außer Lüster und Chi-Chi« verspricht, die gleichen blieben und eine Hängematte am Eingang etwas zu demonstrativ von neuer Lockerheit zeugen sollte, weckte Skepsis bis Häme. Unnötigerweise. Zur rostig-neurustikalen Ecke weiterlesen

Trattoria Bar »Bohemia«

Mondän-Traditionelles im Böhmischen Dorf

Schon fast mondän kommt das »Bohemia« am Böhmischen Platz daher. Imposante Säulen weisen dem Gast den Eingang zu dem luftigen Lokal.

Pizza, nicht nur für Bohemiens.                                                                                                                       Foto: fh

Im Moment des Betretens empfängt der Geschäftsführer Sinon Keskin seine Gäste. Das ist gut so, denn sofort fühlen sich die Angekommenen in guter Obhut. An dem Restaurant stimmt alles: Eine hohe Decke, eine peinlichst saubere Umgebung und eine gute Raumakustik schaffen das passende Ambiente für angenehme, ruhige Gespräche. Trattoria Bar »Bohemia« weiterlesen