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Unterstützung im Einsatz gegen Rechts

Podiumsdiskussion mit Fritz Felgentreu

Immer wieder wurden in den vergangenen Monaten politisch Engagierte Opfer von mutmaßlich rechten Anschlägen. Wie kann Staat und Zivilgesellschaft bürgerliches Engagement für Demokratie und den Einsatz gegen rechtes Gedankengut unterstützen, was brauchen Initiativen, Vereine und Privatpersonen? Um über diese Fragen zu diskutieren, hatte der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu (SPD) gemeinsam mit seiner Kreuzberger Kollegin Cansel Kiziltepe am 4. Juli in das Nachbarschaftsheim Neukölln eingeladen.

Einigkeit über die Stärkung der Demokratie.                                                                                           Foto: mr

Zur Einstimmung ins Thema berichtete Mirjam Blumenthal, DGB-Kreisvorsitzende, über die Anschläge der vergangenen Monate und die Auswirkungen auf die Opfer. Sie selbst gehört auch dazu. Ihr Auto wurde angezündet und auch der Jugendverband »Falken«, den sie leitet, war mehrfach das Ziel mutmaßlich rechtsextremistischer Anschläge. Sie forderte einen Opferfonds, weil die Versicherungen in einem solchen Fall häufig nicht zahlen. Unterstützung im Einsatz gegen Rechts weiterlesen

Krankenhaus Neukölln kann endlich saniert werden

Senat macht Geld locker

Gemeinsam mit Gesundheitssenatorin Dilek Kolat besuchte der Neuköllner Bundestags­abgeordnete Fritz Felgentreu am 17. Juli das Klinikum Neukölln, um sich über die dringend notwendigen Ausbau- und Sanierungsarbeiten zu informieren. Mit ihnen vor Ort war auch Bezirksbürgermeis­terin Franziska Giffey.

Bezirk, Stadt, Bund.                                                                                                                  Foto: Büro Felgentreu

In der Rudower Straße befindet sich das größte »Vivantes Klinikum« Berlins mit 1.200 Betten, 2.500 Mitarbeitern und 47.000 Patienten, die in 25 Fachbereichen versorgt werden. Das Einzugsgebiet der Patienten geht weit über Neukölln hinaus bis nach Brandenburg und Treptow/Köpenick. Insgesamt umfasst das Gebiet etwa 400.000 Bewohner. Krankenhaus Neukölln kann endlich saniert werden weiterlesen

Bundestagskandidat im Einsatz mit der Polizei

Marcus Jensen nachts mit Sirene unterwegs. Ein Erlebnisbericht

Im Rahmen meiner Kandidatur für den Deutschen Bundestag wollte ich unbedingt einmal die Arbeit der Polizei begleiten, um mir ein gutes Bild zu machen. Wie ist die Motivation der Beamten? Wie ist die Polizei ausgestattet, sowohl personell als auch von der Ausrüstung, dem sogenannten Handwerkszeug? Wie ist die Reaktion auf der Straße, wenn die Polizei zum Einsatz unterwegs ist? Alles spannende Themen, über die ich nach der Aktion ein klareres Bild haben wollte.

Rund um die Uhr im Einsatz.                                                                                                                            Foto: pr

Die Begleitung begann um 22 Uhr und dauerte vier Stunden. Kaum hatte ich die Erklärung unterschrieben, meine Schutzweste erhalten und die beiden netten Beamten vorgestellt bekommen, die ich begleiten durfte, da ging es schon im Laufschritt zum Wagen: Grund war häusliche Gewalt in der Nähe. Im Auto sitzend, löste sich der Klettverschluss auf der linken Seite der Schutzweste, und den Sicherheitsgurt bekam ich erst zum Einrasten, als wir angekommen waren. Es ging im schnellen Tempo mit dem Streifenwagen und mit Blaulicht durch den Norden von Neukölln. Hier war mir nach wenigen Minuten klar: Für diesen Job musst du hellwach in jeder Sekunde sein, auch im größten Stress-Moment, vor allem aber sehr starke Nerven haben. Bundestagskandidat im Einsatz mit der Polizei weiterlesen

Sanieren bis der Arzt kommt

Luxussanierung als Schädlingsbekämpfung. Eine Glosse

Es gibt saure Milieus, alkalische Milieus, geschützte Milieus, proletarische Milieus, ph-hautneutrale Milieus und Zille sein Milljöh. Es gibt auch wässrige Milieus. An das hat Anne Zielisch bei ihrem Antrag an die BVV Neukölln vielleicht gedacht, als sie zorneswütig, den Kopf so rot wie Schopf und Brille, niederschrieb, es gelte nun, »den Sumpf trockenzulegen, in dem Linksterrorismus gedeiht«.

Auch ein Milieu.                                                                                                                                                     Foto: mr

Mit dem Sumpf meint die Ex-AfD- und nun fraktionslose Bezirksverordnete die Milieuschutzgebiete Neuköllns wie den Reuterkiez, in dem die »Friedel54« steht. Sich das rechte Auge zuhaltend, erkennt Zielisch beim Blick durchs Mikroskop haarscharf, dass in Milieus, in denen die Mieten noch bezahlbar sind, allerlei bizarre Kreaturen kreuchen und fleuchen: Linksautonome, Hartz IV-Empfänger, Migranten, Studentinnen, Alleinerziehende, Sozialpädagogen und weiß der Himmel was noch.
Also greift Zielisch zum Stift, sie hat eine geniale Idee: »Das Bezirksamt muss alles in seinen Möglichkeiten Stehende unternehmen, um eine Vertreibung dieses Milieus zu fördern. Sanieren bis der Arzt kommt weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 184 – Donnerstag, 9. August 1917
Fort mit den Ohrringen! Zur Stärkung seiner finanziellen und wirtschaftlichen Rüstung verlangt das Vaterland von uns das Gold in jeder Form. Erfreulicherweise wird jetzt den Goldankaufstellen auch Goldschmuck in stärkerem Maße zugeführt. Bei dieser Gelegenheit sei die schon oft gehörte Mahnung: »Fort mit den Ohrringen!« wiederholt, denn jetzt bietet sich Gelegenheit, diesen mehr als überflüssigen Schmuck, gegen den auch vom Kulturstandpunkt schwere Bedenken geltend gemacht werden, ehrenvoll auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern. Und hofentlich für immer. Denn dieser Schmuck, zu dessen Anbringung das Ohrläppchen durchbohrt werden muß, ist ein Ueberbleibsel aus grauer Vorzeit, er erinnert an Gewohnheiten wilder Völkerschaften, die bei der Verwendung von Schmucksachen sogar ihren Leib zu verunstalten lieben. Die Nasenringe, die klirrenden Fußringe und Fußketten, gegen die die Propheten des Alten Testaments eiferten, sind im zivilisierten Europa zwar verschwunden, aber der Ohrring ist noch geblieben. Allerdings gibt es bei uns viele deutsche Frauen, die diesen halbbarbarischen, weil das Ohr verunstaltenden »Schmuck« verschmähen, aber viele tragen ihn noch aus alter Gewohnheit. Jetzt ist es an der Zeit, hiermit vollständig aufzuräumen. Der Kultur ist damit ebenso gedient wie der Reichsbank. Wenn man bedenkt, daß das Deutsche Reich 35 Millionen weiblicher Wesen zählt, von denen manche auch doppelte und mehrfache wertvolle »Garnituren« besitzen, so könnte durch die Einschmelzung dieses Goldes eine recht erhebliche Summe dem Goldbestand der Reichsbank zugeführt werden. Also fort mit den Ohrringen zugunsten des deutschen Vaterlandes! Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Gletschersterben in Britz

Eine Institution soll weichen

Wieder droht aus Britz Geschichte zu verschwinden. 2001 musste der »Buschkrug«, ein 1385 gegründetes Gasthaus, einer Straßenverbreiterung weichen. Dann wurden die beiden Sendetürme des RIAS einfach weggesprengt.
Das frühere Dorf Britz hat mit dem ehemaligen »Britzer Gutshof«, der Dorfkirche, der alten Schule und dem Schloss ein fantastisches, denkmalgeschütztes Dorfkernensemble. Warum die ehemalige Zahlstelle und der Krämerladen für die Tagelöhner des Gutes direkt am Britzer Dorfanger nicht dazugehört, bleibt fragwürdig.

»Gletscher«-Publikum in alten Zeiten.                                               Foto: Archiv des Museums Neukölln

Wann das Gebäude an der Ecke Alt-Britz und Fulhamer Allee errichtet wurde, bleibt unklar. Dass es sich ab 1872 immer mehr zur Schankwirtschaft wandelte, ist dagegen belegt. Ab 1900 wurde aus dem »Weiss und Bairisch Bier Local« der »Gletscher«, der weit über Britz hinaus beliebt war, auch seines Biergartens wegen. Hier wurde traditionell nach dem Besuch der weitläufigen Britzer Rosenfelder oder während des alljährlichen stattfindenden Rosenfestes eingekehrt. Das blieb auch so, als nach der Isolation West–Berlins zu Zeiten der DDR die »Britzer Baumblüte« zum Werderersatz avancierte. Gletschersterben in Britz weiterlesen

Die Lebenspositiviererinnen

Nachhaltig liebevolle Persönlichkeitsentwicklung ist lernbar

»Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.« (Einstein).
Jeder kennt das. Die Vorsätze für das neue Jahr haben eins gemein: Sie werden in der Regel nach ein bis zwei Monaten aufgegeben. Die Enttäuschung über die eigene Schwäche ist dann groß.
NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren oder auch Nachhaltig Liebevolle Persönlichkeitsentwicklung) kann hier Abhilfe schaffen. Durch wirksame Techniken können ungüns­tige Verhaltensmuster durch gewünschte ersetzt werden. Die Wahlmöglichkeiten für Handlungsoptionen werden erhöht.
Darüber hinaus unterstützt NLP die Bewältigung und Aussöhnung vergangener, negativ und belastend erlebter Ereignisse. So kann beim Betroffenen die Erkenntnis wachsen, was Gutes aus dem Erlebten entstanden ist, welche Lernaufgabe er vielleicht hatte. NLP zählt zu den erfolgreichsten Methoden, private und berufliche Veränderungen zu realisieren. Die Lebenspositiviererinnen weiterlesen

A-Hörnchen & B-Hörnchen

Café, Cocktails und Carpaccio zwischen Heide und Schillerkiez

Wer A sagt, muss auch B sagen. Neben dem beliebten, nach seinem Vater »A.HORN« benannten Café an der Kreuzberger Admiralsbrücke betreiben Ludwig Horn und sein junges motiviertes Team, das über die Jahre zu einer richtigen kleinen Familie geworden ist, nun als kleine Gastroschwester das »B.HORN« an der Fontanestraße, wo Hasenheide und Columbia­damm beginnen.

NACH dem A. ins »B.HORN«.                                                                                                                         Foto: hlb

Der erste Eindruck gibt sich punkig, mit dem großen, wie aus Klebeband improvisierten »B.HORN«-Logo über der Tür und der graffitireichen Fassade. Das Innendesign des Lokals ist jedoch ebenso gemütlich wie cool. Der lässige Stil passt zur freundlichen und kreativen Atmosphäre. Zur Eröffnungsparty Anfang Juni durften die Außenbänke sogar von Freunden, Kindern und sonstigen Künstlern nach Gusto bemalt werden – und dürfen es immer noch, wenn sich eine Idee und das Plätzchen dafür finden. A-Hörnchen & B-Hörnchen weiterlesen

Sonnengelb und stark wie Popeye

Französisches Café »Mimosa« in der Richardstraße

Popeye, der starke Seemann mit der Pfeife, braucht nur eine Dose Spinat zu leeren, um problemlos alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Im echten Leben ist das nicht so leicht, aber Marie, die aus dem Pariser Umland kommt, hat es trotz Widrigkeiten geschafft, sich ihren Traum vom eigenen Café zu erfüllen. Sie lebt seit fünf Jahren in Berlin, und als sie im Januar in ihrem Job als Sous-Chefin plötzlich gekündigt wurde, sagte sie sich: »Es reicht!«

Marie vor ihrem Bébé.                                                                                                                                           Foto: jt

Seit zwei Monaten backt und kocht die in allen Bereichen der Gastronomie professionell ausgebildete Französin nun schon in der Richardstraße. Benannt ist ihr Café nach Pop­eyes Sohn, der auf französisch »Mimosa« heißt, und nach der empfindsamen Pflanze, die mit ihrem leuchtenden Gelb die Landschaft rund ums südfranzösische St. Tropez erstrahlen lässt. Dieses Gelb verleiht dem Inneren des Cafés auch die Gemütlichkeit, die Marie sich wünscht. Die Leute sollen sich hier wohlfühlen, wenn sie typisch französische Gerichte wie Croque Monsieur oder Quiche genießen. Sonnengelb und stark wie Popeye weiterlesen

Die neue Weltküche ist am Maybachufer vor Anker gegangen

Von Rom nach Tokio in zwei Minuten

Nachdem wenige Meter entfernt die Songwriterbühne der »Ofen Bar« leider vor geräuschüberempfindlichen Nachbarn kapitulieren und das preismutige Edelsteakkonzept des »Filetstück Pigalle« irgendwie erwartet am Kiez scheitern musste (für August wird anwohnertypischere Küche versprochen), tut sich direkt am Maybach­ufer auch ganz schön was: Tags behaupten sich auf der Marktmeile dank Weltpublikum kreative vegane Donuts von »Brammibal’s« neben korrekten Burgern und anderen Veganküchen­snacks im Café »rily«. An der Ecke Hobrechtstraße übernimmt bald der Restlebensmittelverwertungsvorreiter »Restlos glücklich« aus der Kienitzer das »Hepcat’s Corner« und das »Café Jacques« und die »Bread Station« sind längst Klassiker.

Mördermäßig beleuchtete Pizza.                                                                                                                  Foto: hlb

Ex-«Eckbert«-Kenner werden sich über das durch viele Spiegel und buntes Bauklötzchendesign etwas eisdielige Interieur des originellen Focaccia- und Pastalokals »Ammazza che pizza« (mördermäßige Pizza) von Davide und Jeanette Gravina wundern. Die neue Weltküche ist am Maybachufer vor Anker gegangen weiterlesen

Keine Chance für Langfinger

Rollberger Polizei gibt hilfreiche Tipps

Die Urlaubszeit hat begonnen. Viele Neuköllner fahren in die wohlverdienten Ferien. Einbrecher haben zu dieser Zeit Hochkonjunktur. So kann es passieren, dass das Betreten der ausgeplünderten Wohnung nach dem Urlaub zum Alptraum wird. Auch außerhalb der Urlaubszeit ist Umsicht geboten, denn Einbrecher machen nie zeitgleich Urlaub und sind immer quirlig unterwegs.
Obwohl die Anzahl der Wohnungseinbrüche leicht rückläufig ist, suchen die Kontaktbereichsbeamten des Polizeireviers 55 in der Rollbergstraße Neuköllner Wohnungen auf und weisen die Mieter auf Gefahren und Möglichkei­ten der Absicherung hin.
Mit den folgenden Stichworten sollen die Bürger für dieses Thema sensibilisiert werden. Keine Chance für Langfinger weiterlesen

Ukraine unter Druck

Bilder zwischen Tradition und moderner Krise

Es sind alte Menschen, derer sich Kristina Yarosh und Anna Khodkova in ihrer Ausstellung »Old Heroes« angenommen haben. In der aktuellen Ausstellung im »WerkStadt Kulturverein Berlin e. V.« zeigen sie großformatige Drucke, denen als Klischees dicker Karton diente.

Anna zwischen Kuh und Hase.                                                                                                                          Foto: jr

Kristina Yarush zeigt Straßenmusiker in Kiew, setzt sie vor einen farbigen Hintergrund aus traditionellen Teppichen. Anna Khodkova lässt ihren alten Großmüttern viel Raum, reduziert auf Kopf, Hände, Füße und einem Tier auf dem Schoß – der Körper und die Umgebung gehen in tiefem Schwarz auf. Die Werke strahlen Ruhe aus, eröffnen jedoch gleichzeitig den Diskurs über die politische Situation in der Ukraine. Ukraine unter Druck weiterlesen

Endstation Neukölln

Kommissar Breschnows dritter Fall

Ein Dealer liegt erstochen in einem Hausflur nahe des S-Bahnhofs Neukölln, und auf der Schillerpromenade wird ein junger Mann aus der rechten Szene erschlagen, als er gerade einen Obdachlosen verprügelt. Kommissar Breschnow und sein Team haben es gleich mit zwei Morden zu tun.
Mit »Endstation Neukölln« stellt Connie Roters ihren dritten Roman um den versoffenen, ständig schlecht gelaunten und Gedichte schreibenden Kommissar vor. Der trifft bei seinen Ermittlungen auf Obdachlose und Fixer, smarte Anwälte, Neo-Nazis, Eltern, die von ihren Kindern überfordert sind, und Kinder, die von den Eltern vernachlässigt werden. Endstation Neukölln weiterlesen

Naturschönheiten in der Stadt

Auch Wildtiere lieben den urbanen Raum

Natur und Stadt – eigentlich sind es Gegensätze. Doch die Stadt, geplant und gebaut für menschliche Bedürfnisse, ist auch ein Lebensraum für eine große Zahl von Wildtieren und -pflanzen. Vögel, Füchse, Käfer und Gräser suchen sich hier ihre Nischen.
Mit der Ausstellungsreihe »Stadt und Natur« will das Umwelt- und Naturschutzamt Neukölln in Zusammenarbeit mit dem »Freilandlabor Britz e. V.« die Aufmerksamkeit auf Natur und tierisches Leben in der Stadt lenken und dazu anregen, sich der Bedeutung von Natur für den Menschen gerade auch in der Stadt zu erinnern und sich mit ihr zu befassen.

Vögel in der Gropiusstadt.                                                                                                                                Foto: mr

Der erste Ausstellungsteil »Moment mal – ein Vogel – Singvögel in der Stadt«, ist noch bis zum 10. August im Atrium der Gropiuspassagen zu bewundern. Naturschönheiten in der Stadt weiterlesen

Groovender Sommer im Park

Pop aus Neukölln, Tablas aus Indien, Elektronik aus Los Angeles und Soul aus Deutschland

Im August leeren sich die Innenstädte und werden fast nur noch von Touristen bevölkert. Am Sonntagnachmittag pilgern viele Berliner in den Körnerpark und genießen bei freiem Eintritt ein anspruchsvolles und packendes Musikprogramm.
Nicht nur alte Profis, sondern auch junge Musiker zeigen ihr Talent bei den Konzerten im August.

Die Zoologen.                                                                                                                            Foto: Thomas Reichert

Die drei jungen Musiker, die sich »Space Invaders« nennen und am 6. August auftreten werden, mischen geschickt Jazzrock mit modernem Jazz, freie Improvisation mit verspielter Fusion. Raphael Meinhart am Vibrafon wird in seinen solistischen Ausflügen tatkräftig unterstützt von Mathis Grossmann am Schlagzeug und Richard Müller an der Bassgitarre. Die »Space Invaders« brechen aber auch aus dem Schema »Solist mit Begleitung« aus und spielen sich gekonnt die musikalischen Bälle zu. Groovender Sommer im Park weiterlesen

Verdrehte Wahrheiten

Ausstellung in der Christophoruskirche

»Wahrheit ist ein spannendes Thema«, sagte Pater Kalle Lenz bei der Eröffnung der neuesten Ausstellung mit dem Titel »Wahrheiten« in der Christophoruskirche am 4. Juli. »Unsere Erkenntnis ist nur Stückwerk«, das sage bereits die Bibel. Um wie viel mehr treffe das heute zu bei der Informationsflut, die täglich über die Menschen hereinbreche. Was davon aber ist wahr und was sind sogenannte »Fake News«?

Wahrheit.                                                                                                                                                                 Foto: mr

Die riesigen in rot und blau gehaltenen Farbflächen, die der Künstler Lars Breuer auf die Wände der Seitenschiffe gemalt hat und die von den Wandvorsprüngen immer wieder geteilt werden, entpuppen sich erst bei näherem Hinsehen als Buchstaben, die sich zu dem Wort »Wahrheit« zusammenfügen. Horizontal und vertikal gespiegelt, stehen sich die Buchstaben der beiden »Wahrheiten« an jeder Wand genau gegenüber und werden so zu einer »verdrehten Wahrheit«.

mr
Die Ausstellung läuft noch bis zum 29. September. Öffnungszeiten im August nach Vereinbarung, im September:
Do 16 – 19, Fr 19 – 22,
Sa 16 – 18, So 11 – 17 Uhr Tel. 030 6273069 210. St. Christphoruskirche, Nansenstr. 4

¡Britz-Süd Sí!

Berlin-Liga 2017/18 startet mit drei Neuköllner Vereinen

Der »TSV Rudow« wird an der Stubenrauchstraße die neue Saison der Berlin-Liga gegen »Sparta Lichtenberg« eröffnen (11. August, 19.30 Uhr). TSV-Trainer Aaron Müller ist mit 28 Jahren jünger als einige seiner Spieler – viele von ihnen spielen schon seit Jahren im Verein. Dazu hat man immer wieder ein Händchen für Neuzugänge, die gut ins Team passen. Die Plätze drei und sechs in den letzten beiden Spielzeiten sprechen für die Arbeit im Süden Neuköllns.

AliannI voranni!                                                                                                                              Foto: Hagen Nicklé

Zu den Favoriten gehört der »SV Tasmania« Jahr für Jahr – das Ziel zu verpassen hat inzwischen an der Oderstraße aber eine fast schon bittere Tradition. Diese Spielzeit findet in der Mannschaft ein kleiner Umbruch statt: Erfahrene Spieler wie Ermel, Penava und Rogoli werden nicht nur dem Team, sondern auch den Fans fehlen. ¡Britz-Süd Sí! weiterlesen

Basteln mit Rolf

Kaffeeverpackungsschmetterling

Der Schulgarten in Britz erhielt für seinen Schmetterlingsgarten einen Preis. Umweltbelas­tungen und Klimawandel reduzieren drastisch unsere Insekten. Vielleicht sind dort deshalb in diesem Jahr kaum echte Schmetterlinge zu bestaunen. Ein Kronkorken genügt als Körper, aus einer bunten Kaffeeverpackung mit Aluverstärkung schneiden wir uns zwei Flügel. Aus Blumenbindedraht machen wir zwei Fühler sowie die sechs Beine. Benötigt wird ein Seitenschneider, eine Flachzange, eine Ahle, eine Schere und eine Heißklebepistole. Und Lust zum Pfriemeln.
Der Kronkorken wird mittig zusammen gedrückt. In seinem Innern verschwinden die sechs Beine und die Fühler, die ihren Halt im Heißkleber finden, ebenso wie die beiden Flügel. Auch die beiden großen Augen sind nur Tropfen vom Heißkleber. Dieser Schwalbenschwanz ist natürlich kein wirklicher Ersatz für ein frei fliegendes Exemplar, aber toll anzuschauen.

Heilend süß

Mädesüß für süße Mädchen und gesüßtes Met

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria) steht im Körnerpark, aber auch neben den Kuhweiden in Rudow. Früher wurde sie zu den Spiersträuchern gezählt, ist aber ein Rosengewächs.

MädesüSS.historische Zeichung

Normalerweise gelten die verschiedenen Weidenbäume und der aus ihrer Rinde gewonnene Tee als biometrische Vorlage für Aspirin, aber auch Mädesüß enthält Vorläufersubstanzen der Salicylsäure, die der einzige Wirkstoff des schmerzlindernden Mittels ist.
Mädesüß war als Heilpflanze schon den alten Griechen bekannt, bei den keltischen Druiden galt sie als heilig, und sie wird auch im ausgehenden Mittelalter schon als Hilfe bei Erkältungen beschrieben. Heilend süß weiterlesen

Petras Tagebuch

Testessen aus dem Netz

»Marley Spoon« steht für »Koche besser. Lebe smarter.« Das klang gut. Ich wollte das ausprobieren.
Das Unternehmen verschickt im Paket drei verschiedene Gerichte für je zwei Personen. Die Gerichte werden dann in der heimischen Küche zubereitet. Es entsteht kein Essensabfall. Der Weg in den Supermarkt wird überflüssig, und ich werde vor Impulskäufen bewahrt.
Nachdem ich mich auf der Homepage nur mit fremder Hilfe orientieren konnte und mir dann erst die Bestellung gelang, musste ich nur noch warten. Petras Tagebuch weiterlesen

Tod in der Hermannstraße

Mahnwache am Unfallort.                                                                                                                                                     Foto: mr

Geisterräder erinnern an verunglückte Radfahrer

Hermannstraße, Ecke Kienitzer Straße – ein weißes »Geisterfahrrad« liegt auf dem Asphalt, daneben Blumensträuße und brennende Grablichter. Hier hat sich zwei Tage zuvor, am 13. Juni, der schwere Unfall ereignet, bei dem ein 55-jähriger Radfahrer den Tod fand. Ein Autofahrer, der dort im absoluten Halteverbot stand, hatte achtlos die Tür aufgerissen. Der vorbeifahrende Radler prallte dagegen und zog sich bei dieser Kollision so schwere Kopfverletzungen zu, dass er am Tag darauf im Krankenhaus verstarb.
Rund 250 Menschen haben sich am Unfallort, an dem die Markierungen der Polizei noch deutlich zu erkennen sind, zu einer Mahnwache eingefunden. Gemeinsam mit den Angehörigen wollen sie des Verstorbenen gedenken und gleichzeitig von der Politik bessere und sichere Radwege fordern. Sie haben sich still auf die Straße gesetzt, ihre Fahrräder neben sich gelegt. Auch Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey ist gekommen, um der Familie ihr Beileid auszusprechen. Tod in der Hermannstraße weiterlesen

»Das ist unser Haus«

Die Bewohner der Liberdastraße 10 im Reuterkiez jubeln. Per Vorkaufsrecht – § 24 BauGB und Erhaltungssatzung und § 172 Abs.1 Satz 1 Nr.2 BauGB – bleibt ihr Wohnhaus ein Mietshaus und wird nicht in Eigentumswohnungen umgewandelt. Ziele der Erhaltungssatzung sind die Bewahrung der Berliner Mieter-Mischung und der Erhalt der städtebaulichen Eigenarten. In Nord-Neukölln gibt es derzeit fünf festgesetzte Milieuschutzgebiete und drei Untersuchungsgebiete.
»Das Vorkaufsrecht in den Mileuschutzgebieten ermöglicht es der Politik, rigoros in den Wohnungsmarkt einzugreifen«, kritisiert Thomas Groth, Vorsitzender des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Weiterhin beklagt er, dass so Investoren vertrieben würden.
Investorenschreck Jochen Biedermann (GRÜNE) twitterte: »Ich verschrecke nur die Bösen. Aber das mit Begeisterung!«
Wir sagen: Danke und weiter so!

Beate Storni

Neukölln übt erstmals Vorkaufsrecht aus

Liberdastraße 10 ist gerettet

Erstmals hat der Bezirk Neukölln das Vorkaufsrecht beim Verkauf eines Mietshauses ausgeübt. Das Haus in der Liberdastraße 10, in dem 24 Erwachsene und elf Kinder leben, sollte verkauft werden.
Die Bewohner hatten große Befürchtungen, sich im Falle eines Verkaufes mit anschließenden Schikanen bald neue Wohnungen suchen zu müssen. Das ist nun vom Tisch. Der Bezirk hat zugunsten der Wohnungsbaugesellschaft »Stadt und Land« Grundstück und Immobilie erworben. Damit sind die Wohnungen langfristig in öffentlicher Hand gesichert und der Immobilien­spekulation entzogen. Bezahlt wurde allerdings der Verkaufspreis und nicht der Verkehrswert. Neukölln übt erstmals Vorkaufsrecht aus weiterlesen

Mut und Unmut in der BVV

Couragierter Bürger wird geehrt und Stadtrat muss lernen

Helden bringen Glück.                                                                                                                                                              Foto: mr

Eine besondere Ehrung stand am Beginn der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 21. Juni.
Der Schornsteinfeger Alain Rappsilber rettete am 9. Dezember 2016 unter Einsatz seines Lebens bei einem Dachgeschossbrand einer 46-jährigen Frau das Leben. Er trug die Schwerverletzte trotz der fortschreitenden Rauchentwicklung im Treppenhaus von der Tür ihrer Dachgeschosswohnung aus dem brennenden Haus. Für diesen mutigen und selbstlosen Einsatz wurde ihm nun die Rettungsmedaille des Landes Berlin, die höchste Auszeichnung nach dem Rettungstatengesetz, verliehen. Da Rappsilber in Neukölln wohnt, fiel Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey die Aufgabe zu, die Verleihung vorzunehmen. Mut und Unmut in der BVV weiterlesen

Achtung Pressefreiheit

Beschluss der BVV-Neukölln

Am Mittwoch, den 13. Juni 2017 verabschiedete die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln mit den Stimmen der SPD / CDU / Bündnis90/Die GRÜNEN / AfD / FDP und der Fraktionslosen nachfolgende Entschließung. Es gab eine Enthaltung seitens der AfD, Die Linke stimmte dagegen. Die hatte einen eigenen Antrag eingebracht, in dem die Propaganda von Andreas Wild thematisiert wurde. Das wollten die anderen Parteien aber nicht mittragen.
Die Bezirksverordnetenversammlung ist erschüttert über die Bedrohungen durch Demokratiefeinde, wie selbsternannte Linke, denen das Kiez-Magazin Kiez und Kneipe Neukölln aufgrund seiner Wahlkampfsonderberichtstattung inklusive Diskussionsreihe ausgesetzt war.
Für die Bezirksverordnetenversammlung ist die Pressefreiheit ein hohes Gut. Dies gilt nicht nur als Schutzrecht gegenüber dem Staat, sondern grundsätzlich auch gegenüber all denjenigen, die dieses Recht in Frage stellen. Eine freie Presse ist wichtig, damit sich Menschen aus einem breiten Spektrum informieren und bilden können. Es darf nicht sein, dass Einzelne oder Gruppen eine Redaktion derart mit Gewaltandrohungen einschüchtern, so dass diese die Art ihrer Berichterstattung ändert.
Zu den Grundrechten gehört aber natürlich auch das Recht auf freie Meinung und damit auch Kritik an der Berichterstattung der Presseorgane. Jedoch gehören strafbare Handlungen in einer freien Gesellschaft nicht dazu. Journalist*innen, die solchen Bedrohungen ausgesetzt sind, gilt unsere vollste Solidarität.

Bauausschuss radelt durch Neukölln

Verkehrsverhältnisse für Fahradfahrer unter der Lupe

Der Bauausschuss des Bezirksamts wollte sich ein Bild über die Fahrradsituation in Neukölln machen. Die Mitglieder schwangen sich auf ihre Fahrräder und unter der Führung des »ADFC Neukölln« ging es dann ab Rathaus los.

Bauausschuss fühlt die Hermannstraße.                                                                                                                     Foto: fh

Erste Station war die Neckarstraße. Hier stellte der »ADFC« völlig korrekt fest, dass die Pflasterung vorbildlich sei und er sich das auch für den Richardplatz vorstellen könne. Dort benutzen derzeit alle Radler den Bürgersteig, weil das heftige Kopfsteinpflaster die Plomben aus den Zahnen rüttelt. Wieland Voskamp, Leiter des Straßen- und Grünflächenamts entgegnete, dass die Bürger damals das Kopfsteinpflaster behalten wollten. Bauausschuss radelt durch Neukölln weiterlesen

Schwarzer macht Kasse

Christina Schwarzer wirbt für »Deutschland rundet auf«

Kassieren für einen guten Zweck.                                                                                                                                    Foto: fh

»Deutschland rundet, auf« und Christina Schwarzer, die Neuköllner Bundestagsabgeordnete der CDU, hat mitgemacht. Am Morgen des 31. Mai stand sie tatkräftig im Kaufland in der Gutschmidtstraße und ließ sich an der Kasse einweisen.
»Ein paar Cent tun nicht weh und bewirken viel Gutes. Ich finde die Idee von »Deutschland rundet auf« klasse. Das Geld kommt sinnvollen Projekten zugute, die Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen eine vernünftige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen«, begründete sie ihr Engagement. Schwarzer macht Kasse weiterlesen

SPD Ost in West

Sommerfest in Rixdorf

Die Landesgruppe Ost der SPD lässt sich nicht lumpen, wenn es ums Feiern geht. Mit bester Laune und mit einem guten Glas Bier auf dem Tisch im Garten der »Villa Rixdorf« trafen sich die geladenen Gäste. Dass sich die Gruppe in Neukölln traf, hat mit dem Neuköllner Bundestagsabgeordneten Fritz Felgentreu zu tun.

SPD mit Pappkamerad.                                                                                                                                                             Foto: pr

Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD, sprach die einführenden Worte. Er verwies auf den vergangenen erfolgreichen Bundesparteitag mit Kanzlerkandidat Martin Schulz.
Immer am Ende einer Legislaturperiode werden die Abgeordneten, die aus dem Parlament ausscheiden möchten, verabschiedet. Die Abgeordneten der Landesgruppe Ost Iris Gliecke, Waltraud Wolff und Andrea Wicklein nehmen ihren Hut. Sie haben in Summe 61 Dienstjahre der Demokratie gedient.
Der Beifall für die Damen fiel offenbar noch länger aus als der für Martin Schulz beim Bundesparteitag.

oj

Senat stellt sich gegen Kiezladen

»Friedel54« trotz starker Proteste zwangsgeräumt

Zu sehen, wie ein Polizist einer jungen Frau ins Gesicht schlägt, während sie davongetragen wird, ist kein schöner Anblick. Aber dass eine Zwangsräumung kein friedliches Unterfangen ist, liegt wohl in der Natur der Sache, schließlich ist es das letzte Mittel, die Interessen eines Eigentümers, wenn nötig unter Anwendung von Gewalt, durchzusetzen. Im Fall der »Friedel54« wurden in einem Milieuschutzgebiet, im SPD-geführten Bezirk einer rot-rot-grün regierten Stadt die Eigentumsrechte der luxemburgischen Briefkastenfirma »Pinehill S.a.r.l.« gegen den seit 2004 dort ansässigen Kiezladen durchgesetzt.

Polizei schützt Miethaie.                                                                                                                                                  Foto: pschl

Als das Haus 2016 zum Verkauf stand, brachte die Hausgemeinschaft 1,7 Millionen Euro auf, um das Haus selbst zu erwerben. Die Immobilienfirma »Citec« entschied sich jedoch letztendlich für die zwei Millionen Euro bietende Pinehill. Der Bezirk hätte damals von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch manchen können, so wie er es nun bei der Liberdastraße 10 tatsächlich getan hat. Senat stellt sich gegen Kiezladen weiterlesen

RASF, die Radikale Anti Smartphone Front

Flugmodus hilft gegen Handysucht

Selten gibt es heute noch ein Treffen, bei dem nicht mindestens ein Anwesender kurz oder auch länger sein Smartphone zückt. Die beiden Studenten, Benno und Wenzel aus Neukölln, verweigern bewusst diesen Trend. Sie sind sich sicher, dass sie sich gerade deshalb im Hörsaal kennen lernten, weil sie sich sonst vermutlich übersehen hätten.

Analog statt digital.                                                                                                                                                                       Foto: rr

WhatsApp, Twitter oder Facebook sind fast überall empfangbar. Wie von einer Seuche ergriffen, checken viele ständig und überall immer wieder ihr Smartphone. Die Sucht nach »likes« oder einer ultimativen »Message« verändert fast unumkehrbar jedes Zusammensein. RASF, die Radikale Anti Smartphone Front weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 155 – Freitag, 6. Juli 1917
Eine wohlverdiente Ohrfeige. Es gibt leider immer noch Frauen, die den Wucher unterstützen, indem sie sich zur Zahlung beliebig hoher Preise erbieten. An die Unrechte kam aber eine solche am letzten Markttage in Friedenau. Vor einem Gemüsestande erhandelt eine Frau Kohlrabi und ist eben auf den Preis von 2,75 M. Einig geworden. Da ruft eine »Dame« hinter ihr der Verkäuferin zu: »Lassen Sie mir die Kohlrabi; ich gebe Ihnen 3 M.« Schon dreht sich die erste Käuferin um und gibt ihrer Konkurrentin links und rechts eine Ohrfeige mit den Worten: »So, nun bezahlen Sie die Ohrfeigen auch gleich mit.« Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Rückkehr ins Plattenparadies

Schöner in Musik stöbern im wiedereröffneten »A&V«

Compact Discs, ein Medium vorm Aussterben? Jüngere Generationen machen sie jedenfalls nicht mehr an. Zu teuer, empfindlich und platzbeanspruchend. Im Netz ist doch alle Musik ständig verfügbar, auch unterwegs und für ein paar Cent am Tag. Das schwarze Gold, die Vinylplatte, setzt noch einen Gegenpol und erarbeitet sich ein wachsendes Tortenstück vom Markt – mit warmem, vollem Sound und kreativer Verpackungskunst. Wer trotz Streaming, Youtubing und Bluetoothing nicht auf das Haptisch-Rituelle beim Musikgenuss verzichten möchte, hat in unserem Kiez erfreulich viele Möglichkeiten, in Kisten zu stöbern und dabei ein meist günstiges Schnäppchen zu machen.

DIE Welt ist viele Scheiben.                                                                                                                                                 Foto: hlb

Im »A&V Records«, just zu »48h Neukölln« mit erneuertem Angebot und stabileren Stahltischen wiedereröffnet, kommt jede Menge heiße, mitunter obskur-kuriose, oft DJ-rettende Ware in die Kisten. Rückkehr ins Plattenparadies weiterlesen

»neulich« im Brauhaus

Im Schillerkiez braut sich was zusammen

Wer liebt es nicht: das Glas Bier nach getaner Arbeit oder nach einem Ausflug. Die Gelegenheit dazu hat der abgekämpfte erholungsbedürftige Tempelhofer Feldbesucher im Brauhaus »neulich«. Unweit des Feldes in der Lichtenrader Straße, Ecke Selchower Straße ist seit April von Lina Thiele, Steffen Brückner, Michael Lipp, Julius Hausl und Hendrik Fritze das kleine Brauhaus eröffnet.


Michael Lipp hat lange Zeit im Einzelhandel gearbeitet, war dessen überdrüssig und wollte seinem Leben eine neue Farbe geben. Zusammen mit dem Brauer Steffen Brückner war schnell die Idee geboren, sich dem Bier zu widmen. Brückner hat Chemie studiert und erlernte mehr durch Zufall die Kunst des Brauens, ist seither infiziert und mit ganzem Herzen bei der Arbeit. »neulich« im Brauhaus weiterlesen

Café BONA- Ein kreatives Kollektiv

Italienisch – polnische Mischung

Genau gegenüber dem »Zauberkönig« befindet sich bereits seit einigen Monaten auf der lauten und hektischen Hermannstraße eine kleine Wohlfühloase, die sich wohltuend von den sie umrahmenden Geschäften, Waschsalons und Spätis abhebt.

Limonade fürs Volk.                                                                                                                                                                    Foto: mr

Dem Gast, der das Café zum ersten Mal betritt, fällt sofort an der rechten Wand – während seine Ohren von sanften elektronischen Klängen umschmeichelt werden – der altdeutsche Schriftzug in roter Farbe »Das Volk« und darunter in schwarzen Großbuchstaben »TAGESZEITUNG DER SOZIALDEMOKRATISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS« auf. Matteo, einer der vier Café-Kollektivisten, erzählt, dass der Schriftzug bei der Renovierung zum Vorschein kam und sie daraufhin beschlossen, die Wand so zu belassen, nicht nur, weil sie es originell fanden, sondern auch, weil es ein Zeitdokument darstelle. Café BONA- Ein kreatives Kollektiv weiterlesen

Des »König Ottos« Biergarten

Feierliche Eröffnung auf dem »KINDL«-Gelände

Hoch das Bier.                                                                                                                                  Foto: Nikoletta Bousdoukou

Ein gutes halbes Jahr betreibt nun Nikoletta Bousdoukou mit ihrem Team das griechische Kafenion »König Otto« im »KINDL–Zentrum für zeitgenössische Kunst«. Sie ist mit der Entwicklung zufrieden: »Wir sind erstaunlich gut durch die Wintermonate gekommen. Der Mittagstisch wurde von den Menschen, die hier in der Nachbarschaft arbeiten, positiv angenommen, und für unser Angebot mit selbstgebackenen Kuchen gibt es bereits eine regelrechte Fangemeinde«, erzählt sie bei einem Stück Karottenkuchen zu griechischem Bergtee. »Nur bei schönem Wetter hatten wir einige weniger gute Tage«, fügt sie dann noch hinzu, »aber das ist ja jetzt hoffentlich auch vorbei.« Denn endlich sind die Bauzäune vor dem »König Otto« weggeräumt worden und geben den Blick auf den Biergarten frei, der von der Architektin und Miteigentümerin des »KINDL«, Salome Grisard mit einer langen Schräge aus Beton vom Fußweg abgetrennt wurde. Des »König Ottos« Biergarten weiterlesen

Aus Zucker wird »Hom«

Café am Wildenbruchpark mit neuem Konzept

Ohne dass sie sich kannten, hatten die Engländerin Sarah Playfair und die Österreicherin Hana Hariri beide den Traum, ein eigenes Café zu führen. Sarah studierte Politikwissenschaften in England und Kanada, Hana Design und Produktmanagement in Salzburg. Als die beiden nach Berlin kamen, arbeiteten sie zunächst in einem Cupcake-Laden in Friedrichshain. Hana buk die Kuchen, Sarah dekorierte sie.
Durch die Arbeit lernten sie sich näher kennen und sprachen über ihre Vorstellungen von einem eigenen Café.
Fündig wurden sie am Neuköllner Wildenbruchplatz. Im Mai übernahmen sie die »Madame Zucker«, renovierten sie und luden Freunde, Bekannte und Nachbarn aus dem Kiez zur Eröffnungsparty am 3. Juni ein. »Madame Zucker« wurde umgetauft in »Hom«, eine Anspielung auf das lautmalerische Goutieren guter Speisen, aber auch auf »Home«. Aus Zucker wird »Hom« weiterlesen

Vom Underdog zum Überflieger

Der Neuköllner Hausklub »Griessmühle« feiert seinen sechsten Geburtstag

Mit einem Biertisch, zwei Plattentellern und ein paar mittelmäßigen Boxen hat alles angefangen, im Garten der Sonnenallee 221. Sechs Jahre später ist die »Griessmühle« ein ausgewachsener Nachtklub mit einem Booking, das mit dem Niveau von legendären Läden wie »Tresor« oder »Berghain« locker mithalten kann.

Mucke, Gries und Futter.                                                                                                                                                          Foto: pr

Dadurch hat sich natürlich einiges verändert. Jedes Wochenende warten nun Menschen bis zu 30 Minuten in der Schlange vor dem Bretterverschlag, der die Grenze zwischen »draußen« und »drinnen« markiert. Das Publikum ist deutlich internationaler geworden, an der Tür muss jetzt selektiert werden. »Wir haben aber keine Attitude, wie die Leute aussehen müssen«, betont Geschäftsführer David »wer aber aggressiv ist oder schaut wie eine Eule, hat schlechte Chancen«. Vom Underdog zum Überflieger weiterlesen

Traumschatullen

Alice Baillaud »en passant« in der Galerie im Saalbau

Die U8 ist mal nicht Drogenumschlagplatz sondern Inspirationsquelle für Kunst. Die flüchtigen Begegnungen im Vorübergehen, anonym und zufällig, im nächsten Augenblick bereits wieder vergessen, haben die in Frankreich geborene Künstlerin Alice Baillaud zu ihren zauberhaft poetischen Kunstwerken inspiriert. »En Passant« heißt daher auch ihre Ausstellung, die noch bis zum 27. August in der Galerie im Saalbau zu sehen ist.

»ein Garten für meine Großmütter«.                                                                                                                              Foto: mr

Die Passanten auf ihren Monotypien erscheinen mal als deutliche Silhouetten, mal als sich auflösende Schatten, verblassende Erinnerungen, verschwindende Eindrücke. Die »Passante«, die sich zwischen den Figuren bewegt, ist die schwangere Künstlerin. Traumschatullen weiterlesen

Heimaten

Chor der Kulturen der Welt

Das Thema Heimat tragen wohl alle Menschen in sich – sei es, sie sind tief verwurzelt, haben sie verloren oder erfinden sie möglicherweise gerade für sich neu. Mit »Heimaten« beschäftigte sich der »Chor der Kulturen der Welt« in einem Konzertprogramm in der Martin-Luther-Kirche in Neukölln am 17. Juni.

Auch eine Heimat.                                                                                                                                      Foto: Mara v. Kummer

Die etwa 30 Chormitglieder kommen aus allen Teilen der Welt und haben im Vorfeld viel über Heimat diskutiert. Gibt es diese überhaupt und wenn, in welcher Form? In der Auseinandersetzung mit der Musik und den einzelnen Biografien der Sänger zeigt sich, dass es »Die Heimat« gar nicht unbedingt gibt, sondern dass sie sich aus Gefühlen, Kontakten und Erlebtem zusammensetzen kann. Heimaten weiterlesen