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»Schön wie Bier«

Prost auf Neukölln

Inzwischen ist es keinem Neuköllner entgangen, dass der Bezirk schöner werden soll. Die ehemalige Bürgermeisterin Franziska Giffey schritt damals mit einem pinkfarbenen Besen beherzt zur Tat. Ihr Nachfolger Martin Hikel setzte die Aktion fort.
Trotz aller Bemühungen fruchtet die Kampagne nicht so wie gewünscht. Noch immer liegt Sperrmüll auf den Gehwegen, Hundekacke entwickelt sich nach wie vor zu Tretminen und Plastiktüten fliegen den Menschen um die Ohren.
Der Ruf nach einer Neuauflage wurde in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) immer lauter. Nun hat das Gremium bei seinem letzten Zusammentreffen reagiert. Es wird eine neue Kampagne geben.
»Schön wie Bier« löst »Schön wie wir« ab. Der gemeine Neuköllner trinkt gerne Bier, außerdem macht Bier, insbesondere Weizenbier, schön. Die Wirtschaft würde angekurbelt werden, und davon profitieren auch die Brauereien im Bezirk. »Schön wie Bier« weiterlesen

Schwerpunktthemen in der BVV: Verkehr und Wohnungsbau

Verzögerungstaktiken der AfD führten erneut zu einer Sonder-BVV

In der Sitzung vom 20. März werfen SPD, CDU, Grüne und Linkspartei der AfD in einer gemeinsamen Pressemitteilung Sabotage und Erpressung vor. Mit der Verweigerung der Konsensliste wolle die AfD ihren eigenen Willen durchsetzen. Die Mitteilung schließt mit der Forderung: »Wenn Sie schon selbst nichts für die Menschen in diesem Bezirk tun wollen, dann verhindern Sie zumindest nicht mehr, dass andere sich um die Belange der Neuköllnerinnen und Neuköllner kümmern.«
Mit diesen Belangen beschäftigen sich dann die anderen Fraktionen. Beschlossen wurde die wirksame Durchsetzung der Tempobegrenzung in der Hufeisensiedlung. Das Bezirksamt soll prüfen, welche baulichen Vorkehrungen zu treffen sind, damit die Autofahrer gezwungen sind, dort Tempo 30 einzuhalten.

Kieze sollen ruhiger werden.                                                                                                                           Foto: mr

Um die Einhaltung der Tempo-30-Regelung ging es auch bei den Verkehrssicherungsmaßnahmen am Kiehl­ufer. Hier sollen durch Gehwegvorstreckungen, Errichtung von Fahrradabstellanlagen und Verlegung der Glascontainer die Autofahrer am schnellen Fahren und falschen Parken gehindert und die Attraktivität des Gehwegs am Ufer erhöht werden. Schwerpunktthemen in der BVV: Verkehr und Wohnungsbau weiterlesen

Das Erbe der Großväter ist in Gefahr

Zwei Siedlungen  fürchten um ihre Zukunft

Die Angst geht um in den Siedlungen »Neue Heimstatt« und »Am Vogelwäldchen« in Buckow. Viele Anwohner fürchten, zukünftig ihre Bleibe zu verlieren, denn 2031 laufen die Erbpachtverträge aus.

Siedlerhaus in der »Neuen Heimstatt«.                                                                                                       Foto: mr

Eine angebotene Pachtverlängerung soll ab sofort mehr als das Sechzehnfache kosten, nach 20 Jahren mehr als das 29fache im Vergleich zum aktuellen Preis. Verantwortlich für diese Preistreiberei ist in diesem Fall kein gieriger Investor, sondern das Land Berlin in Gestalt der landeseigenen Immobiliengesellschaft BIM. Die Einwohner haben sich deshalb zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Sie wollen erreichen, dass die Erbbaupachtverträge fortgesetzt werden. In einer Anwohnerveranstaltung am 30. März informierten sie über die Hintergründe und die augenblickliche Lage. Das Erbe der Großväter ist in Gefahr weiterlesen

»Round about« Dreizehn Euro Netto kalt und mehr

1400 neue Wohnungen am Mariendorfer Weg entstehen auf Mischmietweise

»Ich gehe jetzt!« sprang ein älterer Bewohner auf und verließ die Versammlung am 27. März in der Hermann-Sander- Schule am Mariendorfer Weg. »13 Euro sind 13 Euro.« »Unbezahlbar«, hätte er hinzufügen können. Er verabschiedete sich energisch, etwas zu früh. Gerade kam eine kritische Diskussion über die Wohnungs- und Mietensituation nicht nur im Bezirk ins Laufen.

Das Podium wurde in der Diskussion gefordert.                                                                                      Foto: fh

Zuvor hatten die Vertreter der Bauträger auf den Arealen rund um den Mariendorfer Weg ausführlich ihre Pläne erläutert. Von der »Buwag« /»Vonovia« und dem »Avila Projektmanagement« / »Petruswerk« kamen eloquente Vertreter und Vertreterinnen, die, wenn es um Realmieten für Durchschnittsverdiener geht, alles »Round about« beziffern. Es werden 1400 Wohnungen auf dem Areal »St. Marien« und »Neu Marien« entstehen. »St. Marien« wird vom »Avila Projektmanagement» und »Petruswerk« bebaut, »Neu Marien« von der »Buwag/Vonovia«. Bereits in diesem Jahr werden Wohneinheiten bezugsfertig, um Wohnungen kann sich bereits beworben werden. 30 Prozent der Wohnungen werden per Wohnberechtigungsschein erhältlich sein, im nördlichen Bereich für acht Euro pro Quadratmeter, im südlichen Bereich für 6,50 Euro. Für die geplanten Studentenwohnungen steht der Mietpreis noch nicht fest. »Round about« Dreizehn Euro Netto kalt und mehr weiterlesen

Kahlschlag am Weigandufer

Ökologische Baubegleitung – Fehlanzeige

Neukölln soll schöner werden. So oder ähnlich wurde es in Berliner Zeitungen und vom Neuköllner Bezirksamt verbreitet. Es geht um das bereits laufende Sanierungsprogramm zur Umgestaltung von Straßenzügen und Grünanlagen. Anwohner können in Bürgerbeteiligungsverfahren ihre Meinung kundtun und Ideen beisteuern. Für ökologische Belange gäbe es eine Ökologische Baubegleitung. Das klingt gut. Ist es das auch?

Rechts und links der Elsenbrücke. Mit Büschen.                                                      Foto:  wu

Die Bürgerbeteiligung zeugt nicht von basisdemokratischem Verständnis der Neuköllner Politik, sondern ist Vorschrift nach dem Baugesetzbuch des Bundes. Einige Mitbürger haben sich im Beteiligungsgremium für den Bereich Sonnenallee/Weigand­ufer eingefunden. Sie sind nicht zufrieden. Sie fürchten, dass eine Aufwertung des Bezirks gegen ökologische Grundsätze und Klimaschutz im Gange ist, welche Immobilienpreise und Mieten in die Höhe treiben wird. Sie klagen, mangelhaft über Details und Planungsänderungen informiert zu werden. Unbürokratische Einsicht in vollständige Planungsunterlagen wird ihnen verweigert.

Rechts und links der Elsenbrücke. Ohne Büsche.                                                              Foto: wu

Schockierend war die Totalrodung des Gehölzbestandes Ende Februar am Weigandufer im Bereich Wildenbruchpark. Bislang war von einer Ausdünnung die Rede. Selbst in einer Pressemitteilung vom 15. Februar wurde noch behauptet, dass nur Wildwuchs und Gebüsch gerodet, Bestandsbäume aber in die neue Planung integriert würden. Das Beteiligungsgremium hatte sich einstimmig gegen eine Totalrodung ausgesprochen. Briefe von besorgten Anwohnern an Bezirksbürgermeister Hikel (SPD) wurden unwirsch beantwortet. Offenbar wurde alles zu Wildwuchs erklärt. Alles bis auf einen letzten Baum ist gerodet worden. Kahlschlag am Weigandufer weiterlesen

»Schön wie wir« geht neue Wege

Kooperationen und Initiativen für einen sauberen Bezirk

Neuköllns Kieze sind nicht die saubersten. Deshalb rief die damalige Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey 2016 die Kampagne »Schön wie wir« ins Leben, die versucht, den Zustand des öffentlichen Raumes zu verbessern. Unter dem Motto »Von der Kampagne zur Bewegung« lud Bezirksbürgermeister Martin Hikel am 22. März ins Neuköllner Rathaus ein, wo viele der beteiligten Initiativen und Kooperationspartner ihre Arbeit der Öffentlichkeit vorstellen konnten.

Bürgermeister so schön.                                                                                                                                    Foto: mr

Viele der Mails, die er bekomme, beziehen sich auf die Müllproblematik, sagte Hikel in seiner Begrüßungsansprache. 11.000 Meldungen seien im letzten Jahr eingegangen. »Die Kampagne sensibilisiert, die Menschen gehen mit offenen Augen durch den Kiez«, sagte er. Das Bezirksamt sei aber nicht nur Dienstleister, die Bürger sollen mit anpacken. »Schön wie wir« geht neue Wege weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 78 – Sonnabend, 5. April 1919
Eine Sehenswürdigkeit von Neukölln geworden sind nach ihrer völligen Umgestaltung die bisherigen »Passage=Festsäle«, Bergstraße 151=152, die sich jetzt im neuen Gewande als »Tanz=Paradies und Passage=Kaffee« präsentieren. Gewohnt, das Publikum durch glanzvolle Darbietungen auf jedem Gebiete zu überraschen, haben die Schauburg=Lichtspiele das Kaffee, vor allem aber auch die Saalräume, nach vollendet künstlerischen Entwürfen zu Stätten der gediegensten Vornehmheit und der wohltuendsten Intimität ausgestalten lassen. Es ist staunenswert, welche reiche Erfindungsgabe in dieser materialarmen Zeit die herangezogenen Künstler an den Tag gelegt haben, um ein kostbares, farbenfrohes, von glühenden Beleuchtungseffekten durchstrahltes Werk zu schaffen, daß jedem, der die Räume vorher kannte, als ein schnell hervorgezaubertes Märchenreich erscheinen muß. Damit ist für Neukölln eine entzückende Stätte für das gesellschaftliche Leben bereitet, die dem verwöhntesten Geschmack zu entsprechen vermag. Nicht nur für öffentliche Geselligkeiten, für Feste der Tanzkunst vornehmsten Gepräges, sind die Räume geschaffen, auch für Familienfeste, wie Hochzeiten, Jubiläen usw., sowie für das Vereins= und Klubleben stehen die Lokalitäten für zahlreiche Tage zur Verfügung. Von den neu ausgestatteten Kegelbahnen bis zu dem Luxussaale des Tanzpalastes steht nunmehr alles in neuem glanzvollen Gewande für den Empfang der Gäste bereit. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Königinnen des Zaubers

Der »Zauberkönig« hat eine neue Heimat

Es gab viele Möglichkeiten und Angebote, die nicht geklappt haben oder verworfen wurden. Doch dann – recht kurzfristig vor der endgültigen Kündigung – fand der Zauberkönig ein neues Heim.
Ein geräumiger Eckladen an Weise- und Herrfurtstraße. Gut angekommen sind sie dort in jedem Fall. Die beiden Inhaberinnen Karen German und Kirsi Hinze sind froh, dass es eine Heizung gibt und es nicht mehr reinregnet. Vor allem haben sie viel mehr Platz.

Karen German und Kirsi Hinze im neuen Domizil.     Foto: mr

Noch sind sie nicht ganz fertig mit dem Einrichten, »nach und nach wird immer noch etwas dazukommen«, sagt Kirsi Hinze. Und gut gefüllt mit allerlei Zaubereien ist der Laden jetzt auch schon. Die alten Kunden aus der Hermannstraße sind alle mit umgezogen, und sogar die, die sagten, dass der Zauberkönig nicht umziehen solle und der neue Laden niemals so schön werde wie der alte, sind vom neuen Laden begeistert. Königinnen des Zaubers weiterlesen

Haptische Faszinationen

Die berufliche Leidenschaft eines Buchbinders

»Ryszard Buchbinderei für Einzel- und Sonderanfertigungen« steht auf der Vorderseite der Visitenkarte, auf der Rückseite »Martin Trojanowski Buchbinder«. Martin, »der Buchbinder«, wie er im Schillerkiez bereits genannt wird, hat zwei Ausfertigungen seiner Visitenkarten. Die eine wirkt auf schlichtem weißen Papier, die andere hat einen silbernen Schimmer, beide auf zusammengefügtem Spezialpapier mit Prägedruck. »Fühl mal«, bittet Martin, und ich spüre das Besondere.

Martin Trojanowski an der Prägemaschine.                                                                                              Foto: th

Bevor er bei Karen Wegemann in Hamburg »eine Topausbildung durch vier Meister« erhielt, lernte er Kommunikationsdesign, wohl schon in Vorbereitung auf die qualifizierte Arbeit als Buchbinder. Eine Freundin seiner Mutter hatte Jahre zuvor eine Papierfirma gegründet, die hauptsächlich Kartons herstellte, Martin Trojanowski fühlte die Haptik des gepressten Papiers. »Gutes Handwerk ist wieder gefragt.« Entsprechend hat Martin mit seiner Kollegin Friedericke Goll in einer Garage auf dem Innenhof am Herrfuthplatz 11 eine Buchbinderwerkstatt errichtet. »Wir machen es derzeit noch nebenberuflich und haben Teilzeitjobs. In meiner Firma mache ich alles, Kundenkontakt, Materialbeschaffung und die individuelle Fertigung nach Wunsch des Kunden.« Haptische Faszinationen weiterlesen

Heiße Pinkel-Ecke

Dreifach-Restaurant-Bar bezog »clavis«

Wer sich gefragt hatte, was wohl auf das große Elektronikfachgeschäft »clavis« folgen könnte, war sicherlich überrascht, dass sich ein Gastronomiekomplex traut, in die großzügigen Ladenräume an der Ecke Weichsel-/Karl-Marx-Straße zu ziehen.

AUF die Bank oder an die Bar?                                                                                                                      Foto: hlb

Getraut haben sich das die Macher der »Dschungel-Bar« in der Friedelstraße, die dort seit Jahren schon ein internationales, trinkfreudiges Publikum anziehen. Und dies seit Mitte Januar nun auch hier tun – mit guten Cocktails und anderen Drinks an langer Bar und in nicht unterdimensioniertem Raucherbereich, mit stylisch-coolem 80s-Trash-Retroambiente à la Chinatown und witzigem Namen: Paolo Pinkel war Anfang der Nullerjahre der Rotlichtmilieu-Deckname des streitbaren Frankfurter TV- und Polittalkers Michel Friedman; die Älteren mögen sich erinnern. Da es hier aber auch etwas zu schnabulieren gibt, haben die befreundeten Gründer Sebastian, Nick und Kubi ihrem Traum eines eigenen Restaurants den vollen Namen »Paolo Pinkel und das Schnabulat« gegeben. Heiße Pinkel-Ecke weiterlesen

Wein trifft Taste

Klavierkonzert mit erlesenen Weinen

»Wein trifft Taste« – was da passiert, konnten die Besucher am 9. März im Klaviersalon »Die Taste« erleben. In Zusammenarbeit mit dem Weinladen »Das Schwarze Glas« in der Jonasstraße hat Holger Laudert, Pianist, Klavierlehrer und Eigner des Klaviersalons in der Sonnenallee, ein Konzert veranstaltet. Zu einem Crémant und fünf unterschiedlichen Weinen wurden dazu passend ausgesuchte Klavierstücke von sechs Komponisten dargeboten.

schwarz und schwarz – Klang und Genuss.                                                                     Foto: Holger Laudert

Philip Glass‘ »Etude No. 18« begleitete zum Beginn mit ihren perlend zirkulierenden Tonfolgen, die sofort das Bild der aufsteigenden Bläschen vor Augen führten, den Crémant »Etincelle« auf ideale Weise. Der nachfolgend gereichte Muscadet »La Louvetrie« wurde mit den »Pièces froides« von Erik Satie untermalt. Zum anschließenden »Clair de Lune« der »Domaine Bourdic« konnte selbstverständlich nur ein einziger Komponist gewählt werden: Claude Debussy mit seinem gleichnamigen Stück. Wein trifft Taste weiterlesen

Fisch vom Lavasteingrill

Das »Rusticana« und die Familie Behadini

Entscheidend für eine gute Pizza ist der Ofen, in dem sie gebacken wird. Den hat das »Rusticana« in der Hermannstraße 152. Knusprig kommt die Pizza für den Gast auf den Tisch. Der Teig ist weder zu dünn noch zu dick. Mit den ausgewählten Zutaten, die die Familie Behadini für ihre Pizzen anbietet, wird das Gericht zu einem Genuss.
Dabei blickt das Restaurant auf eine lange Geschichte. Seit 32 Jahren ist es in Neukölln. 2014 wechselte es den Standort in die Hermannstraße Ecke Kranoldstraße.

Der Patriarch wacht über sein Lokal.                                                                                                            Foto: ro

Das Oberhaupt der Familie Behadini hat die Zügel in der Hand. Jede Entscheidung, die die beiden Söhne treffen, wird peinlich genau überprüft, denn sie werden das Geschäft eines Tages weiterführen. Fisch vom Lavasteingrill weiterlesen

Balance und Schwung

Isabelle Linden und der Tanz

Sie gestikuliert in fließenden Bewegungen, steht zwischendurch auf und setzt sich wieder hin, um etwas mit dem Körper zu erklären, über das sie gerade spricht – im Gespräch mit Isabelle Linden über Bewegung, Modern Dance und Unterricht.

Aufführung »Modern Classes«.                                                                                                Foto: Michael Zeeh

Sie tanzt selbst seit sie sechs Jahre alt ist. Ihre Ausbildung machte sie in Berlin und Frankreich und begann vor vielen Jahren neben ihrer künstlerischen Tätigkeit, Laien im Modern Dance zu unterrichten. Eine Tanzrichtung, die sich aus akademischem Tanz und Ausdruckstanz entwickelte – es gibt eine Grundtechnik, der Stil kann jedoch ähnlich wie in der Jazzmusik sehr vielseitig variiert und erweitert werden. Isabelle Linden liebt diese Freiheit im Modern Dance. Er »nutzt den großen Raum, sein besonders abenteuerlicher Aspekt ist dabei, die Balance mit Schwung zu verlieren und wieder aufzufangen.« Balance und Schwung weiterlesen

»Helene-Nathan-Bibliothek« feiert

Die Neueröffnung einer Jugendbibliothek und 30 Jahre Umbenennung

Karin Korte testet den »Sonic Chair«. in der Jugendbibliothek                                                       Foto: mr

»Als Helene Nathan 1921 die Leitung der »Neuköllner Volksbücherei« in der Ganghofer Straße übernahm, durfte man nicht einmal selber an die Regale. Laufburschen und »Büchermädchen« holten die Bücher.« Das erzählte Bibliothekar Frank Grote anläßlich der Eröffnung der neuen Jugendbibliothek am 15. März. Gleichzeitig wurde an die Umbe­nennung der Bibliothek in »Helene-Nathan-Bib­liothek« erinnert, die vor 30 Jahren von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen wurde. Helene Nathan leitete die »Städtische Volksbücherei Neukölln« bis 1933. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1933 wurde sie aufgrund ihres politischen Engagements und ihrer jüdischen Herkunft entlassen. Der Versuch einer Auswanderung nach England scheiterte. Am 23. Oktober 1940 nahm sie sich wegen ihrer aussichtslosen Lage das Leben.
»Mit der Namensgebung wurde einer besonderen Persönlichkeit gedacht, die der Bibliothek ihren Stempel aufgedrückt hat. Ihr Ziel war es, dass alle Menschen in den Genuss von Bildung kommen, und dafür war die öffentliche Bibliothek der geeignete Ort« sagte Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD) bei der Jubiläumsfeier. »Helene-Nathan-Bibliothek« feiert weiterlesen

»Trialogues« präsentiert neue CD

Live im »Peppi Guggenheim«

Trialogues.                                                                                                                                     Foto: Christian Ender

Seit ihrer Gründung vor rund drei Jahren ist die Gruppe »Trialogues« regelmäßig zweimal jährlich zu Gast im »Peppi Guggenheim«. Hier und da gibt es aber bei diesem Jazztrio ein besonderes Bonbon, so auch diesmal bei seinem nächsten Konzert am 6. April. Dann präsentiert die Band ihre neue Doppel-CD, die sie im Juli 2018 im Tonstudio »derArt« in Marzahn eingespielt hat. Gesponsert wurden die Aufnahmen von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, die ausgewählten Bands dieses erstklassige Studio jeweils eine Woche lang zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellt. »Trialogues« präsentiert neue CD weiterlesen

»City Movement – Von Menschen und Räumen«

Ausstellung in der Galerie im Saalbau

Um Bewegung im Stadtraum und um deren Eingrenzung durch Repression, bauliche Hindernisse, politische, soziale und ökonomische Prozesse geht es in der neuen Ausstellung »City Movement – Von Menschen und Räumen« in der Galerie im Saalbau.
Kuratiert wird sie von Isabelle Stamm, die als Volontärin im Neuköllner Kulturamt arbeitet und damit ihre erste eigenständige Ausstellung verantwortet, ihr Meisterstück.
Sechs Künstler untersuchen mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen, wie unsere Bewegungen beeinflusst und gegebenenfalls auch eingeschränkt werden.

U-BAhnstation Hallesches Tor.                                                                                                                       Foto: mr

Larissa Fassler nimmt sich beispielsweise Verkehrsknotenpunkte wie den U-Bahnhof Hallesches Tor vor. Dabei setzt sie ihren eigenen Körper ein, um den U-Bahntunnel nachzubauen. Einer ihrer Schritte entspricht dabei einem Zentimeter des Modells. »City Movement – Von Menschen und Räumen« weiterlesen

Exhibit Model Four

Jonathan Monk macht Kunst auf der Tapete

Jonathan Monk: Exhibit Model Four, Installationsansicht Maschinenhaus M1.    Foto: Jens Ziehe

Die Maschinenhäuser im »Kindl« fordern geradezu heraus, dass Kunst mit handwerklichem Können verbunden wird. Der in Berlin lebende britische Künstler Jona­than Monk erweist sich als Meister der Tapete. Wandfüllende Fototapeten, Collagen seiner Werke aus den letzten 20 Jahren, überwiegend in Schwarzweiß gehalten, kleiden das Maschinenhaus M1 aus. Obwohl sie zweidimensional sind, entfalten sie komplexe räumliche Tiefe in kaum zu überbietender Exaktheit. Fast entschwinden die im Raum aufgestellten dreidimensionalen Objekte befreundeter Künstlerinnen und Künstler dem ersten Blick des Besuchers. Exhibit Model Four weiterlesen

Bibliotheken im Nationalsozialismus

Ausstellung in der »Galerie Olga Benario«

Mit der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 wollte das NS-Regime die Universitäten auf ihre »Blut-und-Boden«-Ideologie (ein rassisch reines Volk auf eigenem Boden als Grundlage der Staatspolitik) einschwören. Die Bücherverbrennung war der Höhepunkt einer von langer Hand geplanten »Aktion wider den undeutschen Geist«. Nicht nur am Berliner Opernplatz brannten die Bücher. In mehr als 20 deutschen Städten eröffneten die Nazis die Hetzjagd auf Deutschlands Kultur, auf viele der bekanntesten Schriftsteller dieser Jahre und ihre Werke. Ein Jahr später standen auf »schwarzen Listen« mehr als 3.000 Titel.

Mitarbeiterin in der Reichstauschstelle, 1941.                                                                       Foto: historisch

Aus Anlass des 85. Jahrestages dieser schaurigen Aktion konzipierte die »Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz« in Zusammenarbeit mit dem »Aktiven Museum« und der »Zentral- und Landesbibliothek Berlin« im vergangenen Jahr die Sonderausstellung »Berliner Bibliotheken im Nationalsozialismus«. Bis zum 30. Juni ist diese Ausstellung nun in der »Galerie Olga Benario« zu Gast. Bibliotheken im Nationalsozialismus weiterlesen

Kein Spaziergang zu Ostern

Tasmania lässt sich nicht stoppen und ist inzwischen Tabellenführer

Was Fußball angeht, ist Tim Jauer ein abergläubischer Mensch. Wenig überraschend – denn früher war er Torhüter, und die gelten ja als besonders anfällig für Übersinnliches. Doch auch in seinem heutigen Metier, dem Trainerwesen, soll es ja den einen oder anderen geben, der Rituale pflegt oder es mit höheren Mächten hält.

Mann im Hintergrund des Tabellenführers: Tasmania-Trainer Jauer.                   Foto: Hagen Nickelé

Die meisten stehen allerdings nicht dazu, denn wenn der Übungsleiter gut ist (woran dieser selbst ja keinen Zweifel aufkommen lassen darf), sollte dessen Mannschaft ja keine transzendente Unterstützung nötig haben. Auch Jauer, aktuell Coach des »SV Tasmania«, hält sich in dieser Hinsicht bedeckt. So blieb es also Fans und Beobachtern überlassen, dem Nachholspiel der Berlin-Liga bei den »Reinickendorfer Füchsen« am 21. März ein in vielerlei Hinsicht bedeutungsschweres Drumherum zu attestieren. Kein Spaziergang zu Ostern weiterlesen

Zerstörung nützlicher Pflanzen

Holunder, Esskastanie und weitere Opfer

Nach den Kettensägenmassakern in der Lessinghöhe – die Hamamelis dort ist endgültig Geschichte – und am Weigandufer sind jetzt die Ergebnisse eines weiteren Massakers am Mauerweg von der Sonnenallee bis zur Planetenstraße zu betrachten.
Ich habe meinen ersten Kräuterspaziergang dieses Jahres »abgelatscht«. Der Mauerweg ist Ersatzfläche für die Autobahn und hatte dadurch früher eine besonders hohe Pflegestufe. Gepflegt wird dort so gut wie nichts, aber vernichtet wurde jede Menge, ohne Rücksicht auf Verluste.

Holunderblüte.                                                                                                                                                        Foto: fh

Auf dem ganzen Weg war kein einziges Gänseblümchen zu sehen. Ob die Esskastanien noch kommen ist fraglich. Wie schon in der Lessinghöhe wurden auch hier Holunderbüsche vernichtet. Eine solch wichtige Heilpflanze zu entfernen, geht gar nicht – in Berlin und auch anderswo. Zerstörung nützlicher Pflanzen weiterlesen

Basteln mit Rolf

Osterüberraschung

Ende April ist Ostern und so basteln wir dafür ein »Überraschungsei«. Benötigt wird eine Wäscheklammer aus Kunststoff oder Holz, Heißkleber samt Pistole, eine Schere, etwas Pappe, Malstifte, eine kleine Säge (Leistensäge) und – wie immer – Lust zum Pfriemeln.

Zwei Motive müssen auf Pappe gemalt werden: Ein Ei und der Kopf eines kleinen Kükens (gerne nach meiner Vorlage). Das Ei wird anschließend in zwei Hälften geschnitten und zwar so, als würde es in zwei Teile zerbrochen sein. (Meine Bruchlinie ist auf dem Bild Grau hervorgehoben.) Die Klammer wird von vorn so eingesägt, dass der Sägespalt mittig durch beide Klammerhälften in Richtung Feder verläuft. Er sollte nur so lang und so breit sein, dass der Kopf des Kükens bei geschlossener Klammer gut dazwischen passt und genügend Spiel hat. Dann wird der Kopf in den unteren Teil eingeklebt und gleich kontrolliert, dass er an der oberen Klammerhälfte beim Öffnen und Schließen gut vorbeigleitet.
Nun werden beide Eischalen auf die geschlossene Klammer so geklebt. dass die »Bruchlinie« über der Klammermitte liegt. Wird die Klammer geöffnet, »bricht« das Ei auf und das Küken schaut heraus.
Kiez und Kneipe wünscht allen Lesern Frohe Ostern

rr

Petras Tagebuch

Schuhe auf der Insel

Endlich, endlich hatte ich Urlaub. Eigentlich war er lange geplant, und das Ziel war wie jedes Jahr im März Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom. Ich mag es, zu dieser Jahreszeit dort zu sein. Es sind noch nicht so viele Touristen unterwegs, und ich liebe die langen Spaziergänge am Strand und am Achterwasser. Das noch etwas ruppige Wetter mit viel Wind, manchmal auch nahezu waagerecht stehendem Regen macht mir gar nichts aus, ganz im Gegenteil, im Urlaub ist das schön.
Diesmal, so muss ich gestehen, waren meine Urlaubsvorbereitungen etwas mangelhaft. Als ich in Heringsdorf ankam, musste ich mit Bedauern feststellen, dass ich mindestens vier Paar Schuhe in Berlin vergessen hatte. Zum Glück hatte ich wenigstens ein Ersatzpaar dabei. Das war entschieden zu wenig.
Ich freue mich immer wieder darüber, dass Felix, mit dem ich unterwegs war, für solche Probleme volles Verständnis hat. Da er gerne einkaufen geht, entpuppte sich für ihn mein Problem zu seinem Glücksfall. Er liebt es, in Geschäfte zu gehen, mich zu beraten und Verkäufer zu belehren. Petras Tagebuch weiterlesen

Einzigartiges Puppentheater-Museum

An Fäden geführt.                                                                                                                                                  Foto: pr

Puppenmuseum kämpft um sein Überleben

Von der lärmenden Karl-Marx-Straße durch einen hellen Hinterhof – da ist sie, diese kleine andere Welt. Zuweilen begrüßt der »Hausmeister« Blasius Manfredi seine kleinen und gro­ßen Gäste, ein ziemlich gruselig dreinschauender Gefährte, der vor allem bei den kleineren Gästen gleichermaßen Neugier und ein bisschen Furcht hervorruft. Blasius Manfredi, eine Handpuppe aus Spanien, ist nur eine der rund 3.000 Puppen aus Nikolaus Heins Sammlung im Puppentheater-Museum in Neukölln.
Aus einer Ecke schaut einen der Teufel mit den drei goldenen Haaren an, aus der nächsten der Kleine Onkel aus Pippi Langstrumpf, eine Seiltänzerin turnt unter der Decke, und auch Charlie Chaplin lässt grüßen – in dem großen offenen Raum wimmelt es nur so von unterschiedlichen Charakteren des Puppenspiels. Die Handpuppen, Marionetten und Stabpuppen kommen aus vier Jahrhunderten und der ganzen Welt. Einzigartiges Puppentheater-Museum weiterlesen

Denkt an die Rentner!

Die SPD beziehungsweise einige ihrer Abgeordneten sind stolz darauf, das »Teilhabechancengesetz« auf den Weg gebracht zu haben. Mithilfe von »Staatsknete« sollen Langzeitarbeitslose Arbeit bekommen. Es gehe darum, am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, die eigene Leistung zu spüren und dafür einen tariflichen Lohn zu erhalten. Gelobt wird das Ganze auch noch vom DGB, der betont, dass die tarifliche Bezahlung den Kriterien der guten Arbeit entspräche, im Gegensatz zu Hartz IV, wodurch prekäre Arbeit forciert wurde. Es gibt nur viel zu wenig Betriebe, mit denen dies in die Praxis umgesetzt werden kann. Das ist auch gut so, denn am Beispiel der Rentner wird deutlich, was erforderlich ist: Geld! Arbeit ist nicht erforderlich! Arbeit sollte freiwillig geleistet werden, dann macht sie auch Spaß. Also erhöht die Hartz-IV-Sätze oder schafft das bedingungslose Grundeinkommen. Dann müsst ihr auch nicht mit der CDU koalieren!
Harald Schauenburg

Stadtteilkonferenz für den Schillerkiez

Nach dem Ende des Quartiersmanagements

Rund 100 Menschen kamen am 23. März zur »Stadtteilkonferenz Schillerkiez« in der Kindereinrichtung »Am Tower« zusammen. Es ging um den letzten Wirkungszeitraum des Quartiersmanagements bis 2021 und die Zeit danach. Nach einer Rückschau auf das in 20 Jahren Geleistete wurde an der Zukunft gearbeitet. Bezirksbürgermeister Martin Hikel, Baustadtrat Jochen Biedermann sowie Fachleiter des Bau- und Grünflächenamtes nahmen an der Konferenz teil und bekundeten, dass der Bezirk bereit sei, seine Verantwortung für den Schillerkiez weiterhin zu tragen. Stadtteilkonferenz für den Schillerkiez weiterlesen

Wo Neukölln auf Tempelhof trifft

Förderung des Engagements in der Nachbarschaft ist FEIN

Die Kieze sind ebenso wenig zu unterscheiden wie die Menschen. Schreitet man aus Neukölln kommend von der Eschersheimer Straße nach rechts, so befindet man sich in Tempelhof, doch nur ein grünes Schild an der Oberlandstraße macht auf die Bezirksgrenze aufmerksam. Die Anwohner und Anwohnerinnen haben gemeinsame Interessen und Probleme. Die in die Oberlandstraße übergehende Silbersteinstraße ist eine stark befahrene Verkehrsachse mit Schwerlastverkehr und einer BVG-Linie.

Stadträte überwinden Grenzen.                                                                                                          Foto: OE SPK

Den in die Jahre gekommenen anrainenden Altbauten an der Silbersteinstraße ist anzusehen, dass sie bessere Zeiten gesehen haben. Doch abseits der Hauptverkehrsader wird es wohnlich und grüner. Die Germaniagärten und Oberlandgärten sind reine Wohngebiete. Von dieser Ecke in Tempelhof orientieren sich die Menschen wie die Neuköllner Nachbarn zum S-Bahnhof Hermannstraße hin und nutzen die gemeinsame Infrastruktur. Wo Neukölln auf Tempelhof trifft weiterlesen

Für neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Das Teilhabechancengesetz bietet Perspektiven für Langzeitarbeitslose

Viele Firmen suchen derzeit händeringend neue Mitarbeiter. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember des letzten Jahres mit 4,9 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Trotzdem sind bundesweit rund 800.000 Menschen seit mehr als einem Jahr arbeitslos. Allein in Neukölln gibt es über 5.000 Langzeitarbeitslose.

Vorstellung neues Gesetz.                                                                                                                                 Foto: mr

Diesen Menschen soll das »Teilhabechancengesetz«, das am 1. Januar in Kraft getreten ist, neue Perspektiven bieten. Es ermöglicht Arbeitgebern, Menschen einzustellen, die innerhalb von sieben Jahren mindestens sechs Jahre im Hartz-IV-Bezug waren. Den Lohn bezahlt dann fünf Jahre lang der Staat, in den ersten zwei Jahren voll, dann schmilzt die Förderung um zehn Prozent jährlich ab. Besonderer Erfolg für die SPD-Fraktion: Sie hat im parlamentarischen Verfahren erreicht, dass sich der Lohnkostenzuschuss am Tariflohn orientiert. Laut Koalitionsvertrag sollen bis zu 150.000 Langzeitarbeitslose in ganz Deutschland vom Gesetz profitieren. Dafür werden in den kommenden Jahren zusätzlich vier Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Für neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiterlesen

Modulares Bauen für modernes Lernen

Neue Schulen für Berlin und somit auch für Neukölln

Mehr als fünf Milliarden will der Senat in den nächsten zehn Jahren in Sanierung und Neubau von rund 65 Schulen investieren, größtenteils Grundschulen. Damit der Bau zügig vorangeht, sollen die Neubauten in modularer Bauweise entstehen, das heißt, vorgefertigte Bauteile werden nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt.

Entwurf dreizügige Grundschule zum Beispiel für Koppelweg. Zeichnung: Architekten: h4a Gessert + Randecker Architekten, Stuttgart

Zudem müssen die Bauten so flexibel sein, dass sie an verschiedene Grundstücke mit unterschiedlichen Anforderungen angepasst werden können. Die dreizügige Grundschule soll an mindestens fünf und maximal zehn Standorten in ganz Berlin gebaut werden – eine davon am Neuköllner Koppelweg, die vierzügige Grundschule an mindestens sechs und maximal zwölf Standorten.
Wie diese Schulen aussehen könnten, hat jetzt ein europaweiter Architekturwettbewerb geklärt. In zwei unabhängigen Verfahren sollten jeweils 15 Wettbewerbsteilnehmer Konzepte für einen Basisbaukörper einer dreizügigen und einer vierzügigen Grundschule mit Sporthalle entwickeln. Modulares Bauen für modernes Lernen weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 56 – Dienstag, 11. März 1919
Die Straßenbahner streiken weiter. Infolgedessen mußte die werktätige Bevölkerung Großberlins sich gestern entweder zu Fuß zur Arbeit begeben oder war auf die Hochbahn angewiesen, die einem derartigen Ansturm, wie er gestern morgen einsetzte, nicht im entferntesten gewachsen ist. Die Wiederaufnahme der Arbeit litt in fast sämtlichen Betrieben erheblich unter diesen durch den Straßenbahnerausstand veranlaßten Verkehrsschwierigkeiten und die Folge davon war, daß die Stimmung im arbeitenden Berlin, die während des Lohnstreiks für die Straßenbahner gewesen war, sich überall gegen die Aufständischen wandte. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Park ohne Namen

Bericht eines Lesers

Fundstücke aus dem »Park«.                  Foto: Eddy Buttelmann

Haben Sie schon mal von einem »Enkelhund« gehört? Wir haben zwei Enkelkinder und einen Enkelhund. Der ist eine Hündin und wohnt seit einer Woche bei uns. Mit ihr gehe ich morgens, mittags und auch mal abends in den Park hinter den Gropius­passagen. Eigentlich ist es ja kein richtiger Park, denn wie die beste Ehefrau von allen, also meine, mir erklärte, sei es doch nur ein Grünzug durch die Gropiusstadt. Park ohne Namen weiterlesen

Die kleine Bühne unter der Oper

Kultur und Gastronomie im »VORWERCK«

Im Oktober berichtete die Kiez und Kneipe von der offiziellen Eröffnung des VORWERCK, des Nachfolgerestaurants der »Hofperle« in der Passage der »Neuköllner Oper«. Einiges hat sich getan in den ersten Monaten. So wird am Ziel des engeren Zusammenwirkens zwischen Oper, lokaler Kultur und Gastronomie eifrig weitergearbeitet.

Nicht nur gut zum Essen.                                                                                                                                  Foto: hlb

Der neue Betreiber Roman Plappert nutzt die Bühne seines schmucken Lokals donnerstagabends für akustische Livekonzerte mit mehreren Musikern diverser Genres, freitags gibt’s zum Candlelight Dinner sanfte Klänge vom von der Oper gesponserten Piano und samstags ab 22 Uhr finden die »Late Night Concerts« internationaler Musiker statt, die sich auf einen gut gefüllten Hut freuen. Engagierte Künstler, die die kleine Opernbühne kreativ nutzen möchten, sind aufgefordert, sich zu melden und im Restaurant vorzustellen. Die kleine Bühne unter der Oper weiterlesen

Kaffee, Cocktail, Kuchen

Neue edle Bar im Körnerkiez

»Tamper meets Jigger« bedeutet frei übersetzt Kaffee trifft Cocktail. In der neu eröffneten Bar in der Jonasstraße 22 bietet Raymund Peters edle Getränke in einer gepflegten Atmosphäre an. Der Spandauer, der in Neukölln aufwuchs, arbeitete in den Cocktailbars vom »Adlon« und »Ritz-Carlton«. Er ist in seinem Fach so gut, dass er bei einer Cocktailweltmeisterschaft den zweiten Platz für »Beluga Cocktails« als Vertreter Deutschlands gewann. »Beluga« ist ein edler russischer Wodka. In Melbourne dann entdeckte er als Restaurantleiter seine Liebe zum Kaffee.

Ort der Kommunikation.                                                                                                                                    Foto: pr

Das dürfen nun seine Gäste genießen. Vorwiegend lokale Produkte bietet er an: Deutsche Weine von kleinen Weingütern, Spirituosen aus Berlin und Brandenburg, alles mit Liebe ausgesucht. Der Service ist wie zu erwarten perfekt. Der Weißwein wird im Kühler serviert, eine kleine Knabberei ist dabei, die Beratung ist professionell.
Die Cocktailkarte ist besonders originell. Aufgeteilt nach den Sektoren der ehemaligen Besatzer in Berlin. Der »Raisin Bomber« beispielsweise für den amerikanischen Sektor. Einen Sektor erfand Peters hinzu: Den Körnerparkcocktail, schön bunt und sehr lecker.
Eine kleine Leidenschaft setzt Peters im »Tamper meets Jigger« um: Jeden Tag backt er Kuchen. Dieser, serviert mit dem hervorragenden Kaffee, zaubert selbst gestressten Menschen ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.

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Di-So ab 10 Uhr.
Jonasstraße 22

Die Schonzeit ist vorbei

Steht zu uns, helft uns, greift ein!

Juna Grossmann ist in Berlin geboren, hängt einer liberalen Form des Judentums an und hat das freie Leben in der Hauptstadt immer geliebt. Auch ihre Eltern und Großeltern sind hier geboren. Deutschland ist ihr Zuhause. Trotzdem wird sie häufiger gefragt: »Wann gehen Sie wieder nach Hause?«

Juna Rossmann stellt ihr Buch vor.                                                                                                               Foto: mr

Diese und viele andere Formen des wiederaufkommenden Antisemitismus beschreibt Grossmann, die seit 2008 den Blog »irgendwie juedisch« betreibt, in ihrem Buch »Schonzeit vorbei«, das sie am 18. Februar auf Einladung der Anwohnerinitiative »Hufeisern gegen Rechts« im »Hufeisencafé« in der Fritz-Reuter-Allee vorstellte. Die Schonzeit ist vorbei weiterlesen

Vielseitiger Fusionierer

»Bassercharlie« – ein ausgezeichneter Lehrer und Sessionmusiker

Charlie.                                                             Foto th

»Gib mir mal eine Basslinie«, bitte ich Charlie. Er nimmt seine akustische Gitarre und ich höre »Hey Joe«, bekannt durch Jimi Hendrix. Mit Charlie verständige ich mich am besten über Musik. Er gibt beim Interview ständig Beispiele, und wir schauen bei YouTube Videos von ihm oder seinen Kollegen und Kolleginnen. Charlie, der auch »Bassercharlie« genannt wird, war schon zu Westberliner Zeiten aktiver Mitgestalter der freien Musikszene und gleichzeitig Musiklehrer. Es füllt ein Buch, seine Historie bis in die Gegenwart zu verfolgen. Verschiedene Stilrichtungen der Weltmusik hat er auf die Bühne und in den Unterricht gebracht, im Kern stets Blues, Folk und Rock. Er ist bekannt für anspruchsvolle und mitreißende Sessions und Fusions, und sein Musikunterricht gipfelt oft in der Gründung einer Band. »Musik ist für die Aufführung da, ist doch klar«, stellt er fest. Vielseitiger Fusionierer weiterlesen

Salonmusik im März

Unzählige Saiten Musik

Fee Stracke & Alex Beierbach. Fotografin: Irina Steinbrecher

Ein vielfältiges Programm bieten die Konzerte der Salonmusik im März. Die Reihe beginnt am Sonntag, dem 3. März, mit dem Duo der Pianistin Fee Stracke und des Saxofonisten Alexander Beierbach. Die beiden sind nicht nur auf der Bühne, sondern auch privat ein Paar. Diese Vertrautheit und ihre vom Modern Jazz beeinflussten Kompositionen könnten nirgendwo besser passen als im intimen Rahmen des Zitronencafés. Salonmusik im März weiterlesen

Kranoldplatz im Spiegel der Zeit

Engagierter Einsatz für einen Wochenmarkt

Der Wochenmarkt auf dem Kranoldplatz lebt schon immer von der Liebe seiner Anwohner, auch wenn er lange Zeit nicht existierte. 2014 war es Theresa Dün, die das Potential des leerstehenden und karg wirkenden Platzes erkannte. In Eigenregie rief sie »Die Dicke Linda« ins Leben.
Erhalt und Wiederbelebung des Marktes hat Tradition. Bereits 1967, zu Zeiten der Studentenrevolte, kämpften die Menschen um seinen Fortbestand und hatten bis 1974 Erfolg.

Protest für den Erhalt des Wochenmarktes. © FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum / Jürgen Henschel

»Hier fehlte etwas, das spürte ich sofort, nachdem ich hier her gezogen bin und diesen großen Platz sah.« Theresa Dün wuchs in einem Dorf in Brandenburg nahe Cottbus auf. »Meine Wurzeln auf dem Land kann ich nicht verleugnen.« Drei Monate Vorbereitung waren notwendig, bevor »Die Dicke Linda« an den Start ging. Neben den nicht einfachen Verhandlungen mit den Behörden bestand Theresas Hauptarbeit darin, mehr als 800 qualifizierte Adressen von Lebensmittelerzeugern zusammen zu stellen, Pressekontakte aufzubauen und in den Social Media aktiv zu werden. Zunächst waren drei Termine im Sommer projektiert. »Die Dicke Linda« fand schließlich einmal im Monat mit einem festen Stamm von Händlern statt. Kranoldplatz im Spiegel der Zeit weiterlesen

Wie lecker sind deine Nadeln

Alpines Aroma aus Rougemont

Zu den Meistern der Schweizer Käsekultur, die vor allem von Individualisten getragen wird, zählt Michel Béroud. Er betreibt die Käserei »Fleurette« gegenüber der Dorfkirche von Rougemont, einer kleinen Gemeinde im Distrikt Riviera-Pays-d’Enhaut des Kantons Waadt.
Der Endfünfziger übernahm 1988 als Milchkäufer die ortsansässige Käserei, erbaute 2000 eine eigene, größere und hat seither ein gutes Dutzend Käse wie den vielfach prämierten »Tomme Fleurette« kreiert.

NAdelnder Käse.                                                                                                                                                  Foto: hlb

Sein markantester ist aber wohl »La Dzorette«, ein weicher Kuhrohmilchkäse. Dzorette bedeutet »Wäldchen« im Waadter Dialekt. Das passt; denn dieser brieartige Weichkäse wird mit getrockneten, fein geschnittenen Tannennadeln affiniert – und dadurch so raffiniert waldduftig. Wie lecker sind deine Nadeln weiterlesen

Letzter, Zweiter – diesmal Erster?

»SV Tasmania« könnte es in die Oberliga schaffen

Gehofft, gerechnet, gezweifelt wurde viel in den letzten Jahrzehnten beim »SV Tasmania«, doch am Ende scheiterten die Neuköllner Pläne allzu oft. Seit der Verein 1965 (damals noch als »SC Tasmania 1900«) Bundesligist wurde und dort bis heute negativer Rekordhalter blieb, hat sich dieses Scheitern beinahe in der Vereins-DNA festgesetzt.

Platt vor dem Tor.                                                                                                                         Foto: Hagen Nickelé

In diesem Jahrhundert bestand der Traum nur noch darin, die Verbandsliga Berlin zu verlassen und endlich wieder überregional aufzulaufen. Doch allein zwischen 2003 und 2007 wurde Tasmania viermal Zweiter – einmal sogar nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses. Eine Bilanz, die selbst den stärksten Verein schafft – so ging es zwischendurch berg­ab bis in die Bezirksliga. Doch der Verein schaffte die Rückkehr in die Verbandsklasse, die längst Berlin-Liga heißt. Im zweiten Jahr schon wurde man – genau – Vizemeister, zwei Punkte fehlten am Ende. In der folgenden Saison sollte es dann zwei Aufsteiger geben, Tasmania wurde am Ende – man ahnt es bereits – Dritter, wieder nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses. Letzter, Zweiter – diesmal Erster? weiterlesen