»Mein Name ist Ausländer«
Mit ihrem Gedichtband »Mein Name ist Ausländer« setzte Semra Ertan ein kraftvolles Zeichen gegen Ausgrenzung und Alltagsrassismus. Die 1956 in der Türkei geborene Autorin lebte seit ihrem zwölften Lebensjahr in Deutschland. In über 350 Gedichten thematisierte sie ihre Erfahrungen als Tochter von sogenannten »Gastarbeitern«.
Semra Ertan versuchte mit ihrem Schreiben, einen Funken Menschlichkeit in den Menschen zu wecken. Migranten, die nach Deutschland kommen, tragen oft eine schwere Last – verlorene Erinnerungen, Einsamkeit, das Gefühl, fremd zu sein.
»Ich möchte nicht mehr Ausländer genannt werden / nach 23 Jahren Deutschland / bin ich kein Gast mehr«, schreibt sie im Titelgedicht.
Wer verlässt freiwillig seine Heimat, seine Familie, seine Kindheit? Doch es sind politische Umstände und gesellschaftliche Ausgrenzung, die Menschen dazu zwingen. Viele, wie Semra Ertan, fanden hier keine Akzeptanz. Sie suchte nach Integration – doch man schlug ihr immer wieder die Tür ins Gesicht.
»Sie wollten Arbeitskräfte / und es kamen Menschen« – dieser berühmte Vers ist mehr als ein Zitat. Er ist eine Anklage und ein Aufschrei zugleich.
Man sagt oft: »Niemand spürt den Schmerz des anderen, solange er nicht selbst leidet.« Wer mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, kann sich kaum vorstellen, wie es ist, mit einem Löffel aus Zinn aufzuwachsen.
Semra Ertan wollte verstanden werden – als Mensch. Sie ist die Tochter von Gastarbeitern, »die man nicht willkommen hieß.« Ihre Worte sind heute aktueller denn je.
Kamiran N.R.