Dezemberwind
Eine meiner Gewohnheiten ist es, meine Wollsachen, die ich am Tag getragen habe, am Abend auf dem Balkon aufzuhängen. Mit dem Ziel, dass der Rauch und weitere Gerüche verfliegen. Das funktioniert gut, und das Ergebnis überzeugt mich immer wieder. Die schlechten Gerüche sind aus der Kleidung heraus, die Sachen müssen seltener gewaschen werden. Morgens sehe ich nicht unbedingt nach, ob noch alles vorhanden ist, denn meist bin ich da mit anderen Dingen beschäftigt und habe es eilig.
So auch an einem verregneten Morgen im Dezember. Ich musste zur Arbeit, war schon spät dran und dachte, dass ich wohl heute doch die eine oder andere Ampel bei Rot überfahren müsse, um pünktlich zu sein.
Ich lief in Windeseile die Treppe hinunter.
Im Hof angekommen stolperte ich fast über ein buntes Teil, das in meiner Lauflinie lag. Ich dachte mir: »Erstaunlich, was so im Hof herumliegt.« So etwas ist hier sehr ungewöhnlich, eigentlich handelt es sich eher um einen gepflegten Hof mit wenig herumliegendem Müll, Fahrradstellplätzen und überdachten Mülleimern.
Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt Bauarbeiter, die Teile des Hauses sanierten. Dies bewegte mich zum Umdrehen, und ich erkannte meine geliebte Jacke, die völlig durchnässt, aber mit Kleiderbügel, auf dem Boden lag.
Die Bauarbeiter, die in diesem Moment über den Hof liefen, machten einen großen Bogen um das Teil. Schnell hob ich es auf, es tropfte. In der Nacht hatte es geregnet und gestürmt. Der Wind wehte die Jacke vom Balkon.
Ich hob sie schnell auf und hängte sie aus Zeitmangel im Treppenhaus an meinen Briefkasten. Sie wurde nicht geklaut. Am Abend konnte ich sie, nun nicht mehr tropfend, abholen. Manchmal ist es unkompliziert.