Nachhaltiges Textildesign aus Britz

Taut taucht in die Moderne ein

Die ausgebildete Textildesignerin Fredericke Winkler wohnt in der Krugpfuhlsiedlung in Britz und hat in kurzer Laufweite ihr Atelier im UNESCO Weltkulturerbe Hufeisensiedlung, einer Ikone des modernen und sozialen Bauens. Beide wurden zusammen vom ehemaligen Stadtbaurat Martin Wagner eigentlich als Großsiedlung Britz geplant und sind zwischen 1925 – 1933 auf den Äckern des ehemaligen Gutes Britz entstanden. Siedlungsübergreifend bewahrten sich beide Teile seither einen nahezu dörflichen Charakter. Hier kennen und helfen sich viele Nachbarn bis heute.

Rendezvous zwischen Taut und Winkler.      Foto: rr

Ihre Atelierräume befinden sich im Wohnbereich eines der raren Ladengeschäfte, die vom Architekten Bruno Taut damals geplant wurden. Im dazugehörigen Laden wurden anfangs Textil- und Wollwaren verkauft, aktuell wieder von ihrer Mitnutzerin und Freundin, die neben hochwertigen Betten auch ganze Schlafzimmergestaltungen anbietet.
Beim Renovieren entdeckte die Designerin, dass unter den vielen Wandanstrichen zum Teil auch jene original Wandfarben überdauerten, die Taut an Stelle von Tapeten, damals noch verpflichtend, allen GEHAG Mietern vorgab. Mit »Fenstern« in ihren Anstrichen gestattet sie so nun auch einen Blick in die Vergangenheit. Auf dem Bild dominiert – links hinten – das dunkle Blau, das Taut für alle Schlafzimmer einsetzte. Architektur war für den linksorientierten Bruno Taut ein gesellschaftliches Konzept mit reformpädagogischer Wirkung auf den Menschen, und seine kräftigen Farben sah er als »Zeichen des neuen Glücks«.
Fredericke Winkler bezeichnet sich selbst als professionelle Grenz­überquererin hin zu mehr Nachhaltigkeit im Textildesign und Modebereich. Aktuell ist sie auch Programmdirektorin eines Masterstu­diengangs mit dem Titel: »Nachhaltigkeit in Mode und Kreativwirtschaft«. Ihrer Meinung nach haben immer noch zu viele Textilunternehmen Schwierigkeiten, sich den heutigen, dringend notwendigen geopolitischen und ökologischen Herausforderungen mutig zu stellen. Mit langjähriger Erfahrung in der Wirtschaft und ihrer Arbeit in der Wissenschaft, könnte sie Hilfe bieten, damit in der Branche ein wirklich nachhaltiger Fortschritt erzielt werden kann, der alle tradierten Hierarchieebenen durchdringt. Für sie bleibt der weitgehend noch bestehende eurozentrische Ansatz im Textil- und Modebereich ohne echte Wertschätzung kultureller Vielfalt eine Sackgasse.

rr
Fritz Reuter Allee 50
Mehr unter: https://www.fredericke-winkler.com/