Ganztags genießen am Richardplatz im »mausi.«
Am herrlichen Richardplatz, in der ehemaligen Pizzeria »Sunuraghe« mit ihrem schönen Vorgärtchen und dem L-förmigen Gastraum mit seinem langen Tresen sind seit Herbst die Mausis los. Die Gründer Romy Gaines und Dustin Franke, versiert und beliebt unter anderem durch die »Torte«-Bar (die KuK empfahl sie im letzten Heft), und die Managerinnen Cindy und Alisa verbinden Künstlerbar, Familiencafé und Kiezrestaurant – und das alles gemischt. Croissants und Kaffee am Morgen, gesund-herzhafte Tellergerichte ab 12 Uhr, Hausbier, Hauswein und mutig-frische Cocktails am Abend lassen wenige Wünsche offen.
Angenehmes Licht dank geschmackvoll-uriger Buntglasfenster-Wandlichter und Kerzen, die sich im Rohputz reflektieren, erfreut die Sinne. Vegan konsumierende, queere und genderegale/all-gender Gäste sind herzlich willkommen, aber alle anderen auch, auch, um einfach entspannt ein Buch zu lesen oder was am Rechner zu machen; Platz ist genug. »A reliable all-day hangout«, also ein verlässliches Alltagscafé will »mausi.« sein – und ist es.
Das upgecycelte, rustikal einfache Mobiliar lässt ein wenig an die Neunziger denken, was von Küchenchefin Alana auf die Tische kommt, ist aber kreative Foodie-Küche auf der Höhe der Zeit. Neben einer Suppe der Woche (sechs Euro) und einem Salat stehen rund sieben Gerichte zwischen 12 und 16 Euro auf der wechselnden Karte, die auch im großen Pott zum Teilen bestellbar sind.
Die Frankfurter Grüne Soße – Romy und Dustin sind gebürtige Frankfurter – kommt hier mit anderthalb gekochten Eiern, Drillingskartöffelchen und in smoothiepürierter statt gehackter Form – ist geschmacklich aber schön (sieben)kräuterig und hessisch. Gerichte wie pilzgefüllter Arancino (frittierter Risottoball) mit Soße aus Kräuterseitling, Soja und getrockneter Tomate, Limabohnen-Kichererbsen-Ragout oder gebackener Blumenkohl mit Salbei-Karotte machen Fleisch verzichtbar. Und luftige Laugenbrezelknödel kommen hier mit buttriger Misosoße, wildem Brokkoli und gerösteten Haselnüssen – da trifft Bayern auf Japan, Italien und mehr.
Alles ist handwerklich und von den Produkten her top und optisch ansprechend. Desserts gibt’s keine, dafür hausgemachte Limos und Eistees – und starke Cocktails wie den »Matcho« mit Pico und Matcha oder den »Pornstar Martini« mit Maracuja und Sekt. Damit darf’s auch mal spät werden.
Das »mausi.« mit seiner lebendigen, heiteren Atmosphäre und dem offenen Früh-bis-spät-Konzept ist ein erfrischender Zugewinn für die ohnehin schon gut aufgestellte und bunte Rixdorfer Gastronomie.
hlb
mausi., Richardplatz 1, Di–So 10 – 1 Uhr, Fr/Sa bis 3 Uhr, Instagram: @mausi.berlin