Der neue Bar-Hotspot Siegfried-Aufhäuser-Platz
Hinter der S-Bahn-Station Sonnenallee wächst der Estrel-Tower als bald höchstes Gebäude und erster echter Wolkenkratzer Berlins in ungeahnte Höhen, auf der Vorderseite ist jüngst einer der heißesten Ausgehorte Neuköllns entstanden.
Schon vor über 100 Jahren traf man sich hier an der Saalestraße zum Trinken. Jetzt bietet nicht nur die Bar »Loreley« feine Cocktails in historischem Ambiente (die KuK berichtete im Juli), auch die »Ringbar« bespielt seit September betagte Kneipenräumlichkeiten neu. Mit viel Liebe und Eigeninitiative wurde das lange ungenutzte Lokal an der Ecke Schwarzastraße renoviert, wobei der nostalgische Charme durch hinter Holzpanelen freigelegte Freskos und viel rustikales Mobiliar samt gleich zweier Tresen wiederbelebt wurde.
Moderne Akzente setzen die künstlerischen Lampenobjekte des holländischen Designers Arno Hoogland. Das junge Team um den ebenso niederländischen Gastronomen Alwin Beumer verbindet Bar und Küche mit Galerie, DJ- und Liveevents. Die angenehm überschaubare Karte bietet um die zehn Cocktails, Pils und Kellerbier von »Berliner Berg«, je zwei Weine in weiß, rot und natur/orange, nachhaltige Kaffees und Tees – aber auch Brot, Oliven und moderne Speisen, allesamt unter zehn Euro, von Mais-Buchweizen-Hoecakes über Sandwiches und vegan-vegetarischen Reis- und Dumplinggerichten nach Laune des Kochs bis hin zu Fleischbällchen in Tomatensoße. Gästegruppen laben sich einfach an Kombinationen (»Plates«) aus den diversen Gerichten. Sonntags steht derzeit auch Käsefondue auf dem sympathischen Programm.
Gleich nebenan haben die beiden bereits als Gastropioniere prämierten Geschäftsführer Dustin Franke und Johann Lautenschlager, bekannt für Berliner Bars wie »Lamm«, »Bademeister« oder »Stueck«, mit der »Torte« die an die 15 Jahre leerstehenden, rund 200 Quadratmeter großen Räume des ehemaligen Tortenversands P. Manske zu einer hochwertigen Bar mit exquisiten Drinks verwandelt. Seit gut einem Jahr trifft hier Cocktailbar auf Tanzclub. Mit House, Italo-Disco, kleinen Konzerten, Bingo-, Ausstellungs-, Markt-, Quiz- und Drag-Queen-Abenden oder gar Aktzeichnen-Veranstaltungen zieht die »Torte« ein junges, buntes, abenteuerlustiges Publikum an, das auch den queerigen Charme zu schätzen weiß.
Das Interieur mit exponiertem Putz, freigelegtem Boden, Ventilatoren und selbstgebauten bunten Leuchtelementen wirkt ähnlich rau wie die anderen Bars des Betreiberduos, schafft aber dank Kerzen-, Palmen- und Blumendeko sowie den großen Fensterfronten mit Blick auf S-Bahn und Tower auch ein attraktiv-urbanes Wohlgefühl. Schallschutzdecken und Auskofferungen sollen akustische Abdämmung schaffen, die die dank kreativ vorbereiteter und kombinierter, nachgerade sexy und sehr professionell servierter Cocktails (ab zehn Euro), schönem Bier (ab 3,90 €/ 0,4 l), Wein und vorbildlichem Mexikaner angeheizte gute »Torte«-Stimmung nicht zu sehr in die Nachbarschaft trägt.
Vor beiden Lokalen ist zudem reichlich Platz, was uns schon auf großstädtische, warme Abende draußen auf dem durch sein halbrundes Gebäude-Ensemble fast ein wenig mediterran wirkenden Siegfried-Aufhäuser-Platz vorfreuen lässt.
hlb
Ringbar, Schwarzastr. 1
Mi – So ab 17 Uhr,
Instagram: ringbarberlin
Torte, Brusendorfer Str. 12,
tgl. ab 18 Uhr,
www.torte-bar.de