Gedenken an einen Unbeugsamen

Gedenk- und Informationstafel für Werner Seelenbinder.  Foto: mr

Vor 80 Jahren wurde Werner Seelenbinder ermordet

Am 2. August vor 120 Jahren wurde der Ringer, Kommunist und Widerstandskämpfer Werner Seelenbinder geboren, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Arbeitersportler der Weimarer Republik. Er wurde sechsmal Deutscher Meister, belegte 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin den vierten Platz und gewann 1937 und 1938 jeweils die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften im Ringen. Die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen nutzte Seelenbinder, um für den kommunistischen Widerstand Kontakte ins Ausland zu knüpfen und verbotene Schriften zu schmuggeln. Anfang 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und vom Volksgerichtshof Potsdam wegen »organisierter Vorbereitung zum Hochverrat und landesverräterischer Feindbegünstigung« zum Tode verurteilt. Nach 33 Monaten Haft und Folter wurde er am 24. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.
Jedes Jahr an einem Sonntag um den 24. Oktober herum organisiert die »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten« (VVN-VdA) unter dem Motto »Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!« eine Gedenkfeier am Grab Seelenbinders, das sich am Haupteingang des nach ihm benannten Stadions an der Oderstraße befindet.

Fahnen und Blumen am Grab. Foto: mr

Am diesjährigen Termin am 20. Oktober gab es erstmals neben Reden und Musik auch Infostände vieler antifaschistisch bewegter Menschen und Gruppen. Sie boten Gelegenheit, bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen mitein­ander ins Gespräch zu kommen.
Seelenbinder habe viele Spuren hinterlassen, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel in seinem Grußwort und dankte dem Verein dafür, diese Spuren sichtbar zu halten. Er rief alle Demokraten dazu auf, zusammenzustehen und gemeinsam wachsam sein, wenn demokratische Rechte unter Druck geraten oder in Gefahr gebracht werden, auch wenn sie politisch manches trenne.
Georg Kreuzer von der VVN-VdA Neukölln erinnerte an den Schwur von Buchenwald als eine der wichtigsten Lehren aus dem Faschismus: »Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.«
Musikalisch begleitet wurde die Feier vom »Schalmeienorchester Fritz Weineck«, dem »Arbeiter- und Veteranenchor Neukölln« mit Mitgliedern des »Hans-Beimler-Chors«, dem Rapper Refpolk und der Band »Querbeet«. Der Sport war durch die U-15 Mannschaft des »SV Tas­mania« vertreten.
Am Eingang des Werner-Seelenbinder-Sportparks ist seit Kurzem eine Gedenk- und Informationstafel zu besichtigen, deren Herstellung bereits im Juli 2017 von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen wurde. Was derzeit zu sehen ist, sei aber nur eine »erste Umsetzung« sagte Georg Kreuzer von der VVN-VdA Neukölln. Es sei geplant, die endgültigen Gedenktafeln aus nachhaltigerem Material zu fertigen. Dafür laufe gerade eine Spendensammlung. Ist genug Geld beisammen, sollen die Informationen von QR-Codes und Links zu einem längeren Text über Seelenbinder ergänzt werden.

mr