Die freiwilligen Retter von Rudow

120 Jahre ehrenamtlicher Einsatz rund um die Uhr!

Rudows Ortsgeschichte währt schon über 650 Jahre. Mit der Eingemeindung 1920 in die Großgemeinde Berlin verschwand viel historische Bausubstanz, doch der ursprüngliche Dorfgemeinschaftscharakter lebt weiter und so auch seine 1904 gegründete Freiwillige Feuerwehr. Sie untersteht der Berliner Berufsfeuerwehr, ist damit gleich gekleidet und ausgerüstet. Nach 1945 sollten alle im ehemaligen Westteil Berlins etablierten Freiwilligen Feuerwehren abgewickelt werden. Das wurde schnell gestoppt, da die Berufsfeuerwehr nicht allein alle an sie gestellten Anforderungen erfüllen konnte.


Am 10. November 2024 wird die FF Rudow 120 Jahre alt und ist damit hier vermutlich die älteste noch immer aktive freiwillige Bürgerwehr. Nicht selbstverständlich ist ihr Typ-A-Status, was einen eigenen Ausrückbereich und Wagenpark bedeutet. Sie agiert aber auch berlinweit und im Umland. Intern wurde schon gefeiert, sogar mit freundschaftlich verbundenen Kameraden aus Lippoldsberg (Wesertal), die extra mit einem Rettungswagen kamen. Erst das 125. Jubiläum wird wieder groß gefeiert.
Im Einsatz sind 35 hochmotivierte Frauen und Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren. Diese Ehrenamtlichen opfern rund um die Uhr mehr als nur ihre Freizeit, sie nehmen freiwillig Belastungen ihrer Familien, ihrer Arbeitgeber und für sich selber gern in Kauf. Eine stetig wachsende Komplexität und Technisierung lassen es schon lange nicht mehr zu, mal en passant Leben zu retten oder einen Brand zu bekämpfen. Heute ist die Wache 24/7 besetzt. Zum Ehrenamtsalltag in der Freizeit gehören regelmäßige Schulungen, Fortbildungen und Training, auch das an der eigenen Fitness.
Die Freiwilligen werden nicht mehr wie früher mittels Horn oder Sirene aus dem Bett, vom Kaffeetisch oder, seltener, vom Arbeitsplatz weggeholt. Ein Alarm muss innerhalb von vier Minuten »abgemeldet« werden und bis zum tatsächlichen Eintreffen vor Ort sollten nicht mehr als zwölf Minuten vergehen.
In Rudow erfüllen das überwiegend engagierte Schichtarbeiter in ihrer Freizeit, wann immer die auch sein mag. Personell ist die Wache noch gut aufgestellt. Vorgebildeter, engagierter Nachwuchs kommt mehrheitlich aus der 1981 gegründeten Jugendfeuerwehr. Der Förderverein FF Rudow unter Gudrun Nägeler sorgt nicht nur dafür, spontan an Einsatzorten eine Verpflegung aufzubauen, sondern auch, dass die notwendige und gute Jugendarbeit finanziert bleibt.
Es gehört schon viel Idealismus und Liebe zur Tätigkeit dazu, für andere stets bereit zu sein und dafür sogar sein Leben einzusetzen. Motivation kommt hier aus der besonderen Kameradschaft und der Anerkennung geleisteter Hilfe, nicht wegen der inzwischen sechs Euro betragenden Aufwandspauschale pro angefangener Einsatzstunde. Ein Dabeibleiben fällt nicht immer leicht, besonders wenn die eigene psychische Belastung zum Trauma gerät. Dafür gibt es die regelmäßigen Nachbesprechungen und, falls erforderlich, auch professionelle Hilfe.
Zunehmend belastend greift die Bürokratie in gewohnte Abläufe ein. Gern würde der amtierende Wehrleiter Björn Zirkel öfter mit den Kameraden ausrücken, aber ein stetig wachsender Büroaufwand verhindert das zunehmend. Bleibt nur zu hoffen, dass die Frauen und Männer der FF Rudow weiterhin täglich ihren Dienst verrichten, trotz sich unverständlicherweise mehrender Angriffe auf Helfer im Einsatz, die dieses Ehrenamt völlig unnötig zusätzlich belasten. rr
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