Eine traditionsreiche Schule feiert Geburtstag
Im Jahre 1899 wurde das Neuköllner Albrecht Dürer-Gymnasium als Oberrealschule gegründet.
An der Bildungseinrichtung, dessen Maskottchen Albrecht Dürers berühmtes Nashorn ist, wurden anfangs ausschließlich Jungen unterrichtet, die sich auf mathematisch-technische Berufe und ein naturwissenschaftliches Studium vorbereiteten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg öffnete sich die Schule auch für Mädchen. Heute lernen in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Emser Straße 133, das von Neuköllns erstem Stadtbaurat Reinhold Kiehl entworfen wurde, rund 700 Kinder und Jugendliche.
Eine Besonderheit der Einrichtung: Sie ist eine von sieben Berliner Schulen, die Schnelllernerklassen anbieten. Besonders begabten Mädchen und Jungen wird in den Jahrgangsstufen fünf bis zehn der normale Lernstoff zügiger vermittelt, so dass fünf Stunden in der Woche für zusätzliche Kurse zur Verfügung stehen. Außerdem können die Kinder zwei Jahre lang das Spielen auf einem Blas- oder Streichinstrument erlernen.
Mit einem kleinen Festakt in der Aula, bei dem die Tanzgruppe, die Big Band und der Chor der Schule ihre Auftritte hatten, wurde das Jubiläum am 17. Oktober gefeiert. Schulleiterin Lonie Keller begrüßte die Gäste und dankte allen, die zum Gelingen der Feier beigetragen hatten.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel dankte den Lehrern in seinem Grußwort für ihre Arbeit, die sie oft unter hohem Druck leisten. Schulen seien ein Spiegel der Gesellschaft, hier müssten Lösungen gesucht werden, was allerdings nicht immer konfliktfrei gelinge. Als ehemaliger Lehrer konnte er da aus eigener Erfahrung sprechen.
Auch Bildungsstaatssekretärin Christina Henke gratulierte dem Gymnasium: »Das Albrecht Dürer-Gymnasium steht für Vielfalt, seine einzigartige Dalton-Pädagogik und die herausragende Begabungsförderung.« Besonders beeindruckend sei der große persönliche Einsatz aller, die das Schulleben aktiv mitgestalten.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Podiumsgespräch über den Umgang mit Rassismus, die Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit, das zwei Schüler und eine Schülerin mit dem direkt gewählten Bundestagsabgeordneten Hakan Demir (SPD) führten.
Die Mehrheit sei für eine offene Gesellschaft und denke anders als Extremisten behaupten, sagte Demir. Das müsse sie aber auch in der Öffentlichkeit zeigen und sich gegen Tendenzen, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu untergraben, zur Wehr setzen. Da müssten auch Schulen nicht neutral sein, sondern sollten sich selbstbewusst positionieren.
Geschlechterstereotype müssten bereits in der Schule aufgebrochen werden. Er verwies auf die »Girls Days«, Aktionstage, an denen sich Mädchen über bisher von Männern dominierte Berufe informieren können, und Mentoringprogramme sowie Netzwerke, in denen sich Frauen gegenseitig unterstützen. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, seien 15 Euro Mindestlohn und Kindergrundsicherung gute Instrumente.
Um das alles zu erreichen, sei politische Bildung von der Kita bis zum Seniorentreff und gesellschaftliches Engagement gefragt.
Mit seinen Forderungen rannte Demir offene Türen ein. Darauf deutete zumindest der kräftige Beifall hin.
mr